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Ensemble aus Wohn- und Gästehaus in San Quirino

Elasticospa+3, Chieri

Architektur

Elasticospa+3, Chieri

Bauherr

privat

Projektbeteiligte

Antonio Colonnello, Pordenone (Tragwerksplanung);Bedin & Arrigò, San Quirino (Bauunternehmen); Proj.system, Porcia (Grünraumplanung)

Jahr

2018

Ort

San Quirino, Pordenone, Via Beorchia

Beschreibung

Ein munteres Spiel mit Traditionen und Vorschriften prägt zwei Bauten in der kleinen Gemeinde San Quirino im Nordosten von Italien. Das Ensemble liegt etwas zurückgesetzt von der Via Beorchia und wird durch eine Häuserreihe von der Straße abgeschirmt. Ein Blick im Vorbeigehen lässt sich nur erhaschen, wenn man die Bauten über einen Fußweg auf der Rückseite passiert.

Während es sich bei dem Größeren der beiden Bauten um einen Umbau handelt, ist das zweite Volumen ein Neubau, der eine baufällige Scheune ersetzt. Das Architekturbüro Elasticospa+3 nahm sich der Aufgabe an, ein Ensemble zu entwickeln, das Vorhandenes und Neues auf spannende Weise zusammenführt und dennoch der lokalen Bauverordnung entspricht. Diese gibt vor, dass bei allen Eingriffen Natursteine in den traditionellen Formen und Größen eingesetzt werden müssen.

Mit einer Dosis Ironie
Das bestehende Gebäude dient nach dem Umbau als Wohnhaus für eine Familie. Die prägenden Elemente der Architektur – wie etwa ein Großteil der Natursteinfassade mit ihren regelmäßigen, kleinformatigen Öffnungen sowie der niedrige Portikus im Eingangsbereich – blieben dabei erhalten. Darüber hinaus begriff das Planungsteam den Bestand als Grundgerüst, das stellenweise von neuen Raumeinheiten durchbrochen und überformt und um ein halbes Geschoss aufgestockt wurde.

Der Neubau des Gästehauses besteht gänzlich aus Sichtbeton; an die Außenwände montierte, verzinkte Stahlprofile übernehmen dabei den Lastabtrag einiger auskragender Elemente. Vor den großflächigen Öffnungen hat das Planungsteam einen Sicht- und Blendschutz ersonnen, der den Altbau zitiert und zugleich als Seitenhieb auf die Bauverordnung verstanden werden kann: Statt die vorgeschriebenen Natursteine wie erwartet zu einem Mauerwerk zu schichten, wurden sie auf Metallstangen aufgereiht, um nun als eine Art Vorhang zu fungieren. Der Bezug zum Bestand wird hergestellt – aber gleichzeitig heiter-ironisch verzerrt. Zusammen mit den metallischen Gitterelementen, die außen wie innen als Brüstung dienen, werden zudem Assoziationen an zerlegte Gabionen geweckt.

Beton

Rau geschalter Sichtbeton im Wechsel mit Naturstein
Beim Wohnhaus markiert der Sichtbeton die neu eingefügten Raumeinheiten und die Aufstockung des Altbaus, beim Gästehaus ist es das dominierende Material. Das Ensemble wurde in zwei Bauabschnitten erstellt: Zunächst wurde der Bestand umgebaut, danach die Scheune abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Beiden Bauten gemeinsam ist das Schalungsbild des Betons, das den Abdruck schmaler Bretter zeigt, die horizontal auf konventionelle Rahmenschalungen aufgebracht wurden.

Auch im Inneren findet sich diese Textur auf Zwischenwänden und Deckenuntersichten. Die erhalten gebliebenen Natursteinwände werden von den neuen Betonelementen ausgesteift und verstärkt. Dadurch sollte auch die Sicherheit bei einem Erdbeben – San Quirino liegt in einem gefährdeten Gebiet – erhöht werden. Beide Bauten wurden von innen gedämmt, sodass der Beton der Außenwände im Inneren der Häuser hinter Gipskarton und Holz verborgen bleibt. -chi

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Mattia Balsamini, Mailand/Venedig

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