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Schusterbauerhaus, München

Peter Haimerl . Architektur, München

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Instandsetzung Sichtbeton

Architektur

Peter Haimerl . Architektur, München

Bauherr

Stefan F. Höglmeier, Euroboden GmbH, Grünwald

Projektbeteiligte

Projektleiter:
Peter Haimerl

Bauleitung:
Lorenz Obereisenbuchner

Fachplaner:
Tragwerk / Bauphysik: a.k.a. ingenieure - Beck v. Kameke Partnerschaft, München
Elektro: Elektro Gaßlbauer GmbH, Reischach
Bauphysik: Müller-BBM GmbH, Berlin
Brandschutz: hhpberlin, Berlin / Ùrculo Ingenieros, Madrid, Spanien
Heizung, Sanitär: IB CIRTEC, Landshut
Maurer: Hans Schelle & Söhne Bauunternehmung GmbH, München
Tischler: ARREDIS GmbH, München / Josef Wimmer Schreinerei, Reischach

Jahr

2015

Ort

81829 München, Stockerweg 11

Konstruktionsmerkmale

Sichtbeton

Besonderheiten

Neuer Betonkern in alter Hülle

Beschreibung

Das Münchner Messegelände auf dem Areal des ehemaligen Flughafens Riem und auch die Stadterweiterung dort liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Rund um das Schusterbauerhaus im alten Ortskern aber geht es noch dörflich-verwinkelt zu. Das um 1750 erbaute Haus gilt als ältestes Gebäude hier; sein Name fasst die Berufe zusammen, denen seine Bewohner über Generationen hinweg nachgegangen sind. Seit den 1990er Jahren jedoch stand das Haus leer und verfiel – trotz Denkmalschutz – zusehends. Vandalismus tat sein Übriges; die meisten transportablen Bauteile verschwanden. Peter Haimerl fand also ein eigentlich abrissreifes Gebäude mit teils einsturzgefährdeter Substanz vor, als ihn Stefan Höglmeier, der Geschäftsführer des Immobilienentwicklers Euroboden, damit beauftragte, das ehemalige Kleinbauernhaus zu retten und mit zwei 150 Quadratmeter großen Wohnungen auszustatten.

Von außen weist nur ein Indiz darauf hin, dass hier sowohl erhalten und restauriert, als auch dem Haus gänzlich neues Leben eingehaucht wurde: Eine niedrige Umfassungsmauer aus Beton rahmt ein kleines Rasenstück. Das Gebäude selbst hat eine raue Putzfassade und eine neue Biberschwanz-Eindeckung sowie einige ergänzende Fensterdurchbrüche in der Giebelwand des einstigen Stalltrakts erhalten. Äußerlich hat das Haus sein Auftreten also kaum verändert. Die unauffälligen zusätzlichen Dachfenster haben den Denkmalschutz nicht gestört.

Im Inneren kamen zwei sehr unterschiedliche Konzepte zum Einsatz, die alles andere als klassische Doppelhaushälften zum Ergebnis haben. Im ehemaligen Wohnteil haben die Planer möglichst viel der verbliebenen Substanz erhalten, die knarzende Holztreppe, rohe Bohlenböden, die niedrigen Türstürze und sogar alte Farbschichten an den Wänden belassen und Bauteile originalgetreu restauriert, wo es notwendig war. Die Fenster sind äußerlich die alten und wurden zur Wärmedämmung innen durch Isolierglasflügel ergänzt. Das Erdgeschoss ist leicht abgesenkt, um hier etwas mehr Raumhöhe zu erhalten. Die Räume im Obergeschoss jedoch haben nach wie vor den geduckten Charakter von Bauernstuben. Ein Teil dieser Wohnung schiebt sich unter die gänzlich neue im einstigen Stall nebenan. Hier schlägt das zweite Konzept durch: Hinter dem (ersetzten) Hoftor verbirgt sich nämlich ein auf die Kante gestelltes Betonprisma; in der historischen Hülle steckt jetzt ein vollkommen neues Haus im Haus. Der Betoneinbau zeichnet mit seinen oberen Flächen die 45-Grad-Neigung des alten Dachs nach. Er ist über drei Etagen nach dem Split-level-Prinzip von überraschenden Räumen durchzogen. Mal weitet sich ein Bereich über die gesamte Haushöhe, mal schiebt sich eine niedrige Zwischenebene ein, die mittig gelegene Dusche erhält Tageslicht aus fünf Metern Höhe. Das Dachgeschoss erstreckt sich als schmaler Streifen über die gesamte Breite des Hauses. Zurück vorm Haus fällt eine große flache Holzkiste auf: Sie ist eine abstrahierte Reminiszenz an den traditionellen Misthaufen an dieser Stelle und nimmt passenderweise unter anderem die Mülltonnen auf.

Beton

Neben den erhaltenen beziehungsweise rekonstruierten Oberflächen haben die Architekten die neuen Betonflächen überwiegend in Sichtbeton ausgeführt. (Wegen der Raumakustik sind sie teilweise mit Nadelfilz bedeckt.) Die Betonstruktur tritt sehr selbstbewusst und in reizvollem Gegensatz zu den historischen Elementen und den hölzernen neuen Einbaumöbeln auf. Trotz oder vielleicht besser durch dieses Spiel der Zeitschichten verankert Peter Haimerl das Haus zugleich in seiner Geschichte und in seiner Gegenwart. „Es gibt kein Material das sich besser dafür eignet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, zeitgleich, in Form zu gießen als Beton,“ betont er – und ergänzt auf die Frage, ob und welche Nachhaltigkeitsaspekte eine Rolle gespielt haben: „Was ist nachhaltiger als Zeitlosigkeit!“ - Ein Appell, keine Frage.

Quelle

Christina Gräwe für EINSATEAM

Bildnachweis: Edward Beierle für Euroboden

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