Tectoniques Architectes, Lyon
privat
Sandrine Ligonnet, Collonges au Mont d’Or (Landschaftsarchitektur); Tectoniques Ingénieurs, Lyon (Tragwerksplanung); SC Bat, Marseille (Bauunternehmen); Ferlay, Albon (Holzarbeiten); Ceser (Schlosserarbeiten); Michel (Elektroplanung); Loison (Haustechnik); RPC (Pooltechnik); Lafarge Holcim, Paris (Betontechnologie)
2018
Saint-Cyr-au-Mont-d’Or
Zwei Häuser teilen sich das Grundstück am Hang in der Gemeinde Saint-Cyr-au-Mont-d’Or nördlich von Lyon. Während das ältere Haus aus dem 19. Jahrhundert direkt an die Straße grenzt und sich turmartig erhebt, schmiegt sich das kürzlich unweit davon errichtete Wohnhaus an den Hang und bleibt von oben gesehen fast unsichtbar.
Entworfen und geplant wurde es vom Büro Tectoniques Architectes, das dem Wunsch des Grundstückseigentümers nach einem „change of scene“ nachkam. Das Verhältnis zur umgebenden Landschaft ist bei Bestand und Neubau jeweils ein gänzlich anderes: Das ältere Gebäude an der Straße thront über dem Garten und wirkt davon losgelöst, beim Neubau sind Topografie und Landschaft integraler Teil der Architektur. Entstanden ist ein stufenartig angelegtes Haus, das sich dem Tal und dem weiten Ausblick nach Westen mit Verglasungen und Terrassen zuwendet.
Wandgemälde aus Beton
Das Volumen ist halb eingegraben und zeigt auf der nördlichen Längsseite nur wenige Öffnungen, auf der gegenüberliegenden Südseite sind mehr Fenster zu finden. Diese bestehen aus Eichenholz und setzen sich jeweils aus einem öffenbaren verglasten Teil und einem Lüftungsflügel zusammen. Die Fassade ist in einem sandfarbenen Sichtbeton ausgeführt, der in seiner Erscheinung an Stampfbeton erinnert.
Von der Straße aus führt eine Brücke auf das Dach des Gebäudes, das als Stellplatz dient. Die Treppe, die von hier zum Eingangsgeschoss führt, setzt sich im Inneren des Bauwerks als eine Himmelsleiter fort, die alle Etagen erschließt. Dieses Rückgrat des Hauses wird von der gedämmten Außenwand und einer weiteren Sichtbetonwand gefasst, die wie die Fassade gestaltet wurde und die besondere Textur auch im Inneren erlebbar macht. Feine Linien, Farbwechsel und die Unterschiede in der Körnigkeit schaffen ein lebendiges Bild, das sich in der Vorstellung zu einer Landschaft verdichtet.
Auf der obersten Plattform ist der Hauptschlafraum angeordnet, auf der mittleren Ebene die Kinderzimmer. Ganz unten finden sich Wohnraum und Haustechnik. Die oberen Stockwerke wenden sich mit bepflanzten Terrassen Richtung Tal, der Wohnraum erlaubt einen ebenerdigen Zugang zum Garten und zum Poolbereich.
Gezielte Entmischung
Die Außenwände sind einschalig in Ortbeton ausgeführt, die Wärmedämmung befindet sich auf der Innenseite. Der gesamte Wandaufbau hat eine Stärke von fast 60 cm, wobei die tragende Betonschale 35 cm misst. Verwendet wurde ein ocker durchgefärbter Weißbeton mit einem geringeren Sand- und Wasseranteil als bei einem konventionellen Beton. Die Farbe sollte dabei jener der Steine ähneln, die sich in den Hügeln der Beaujolais-Weinanbaugebiete finden.
Das Planungsteam griff auf ein Schalungssystem zurück, bei dem 50 cm breite Schaltafeln liegend angeordnet und mit Schalungsbindern und Distanzhaltern aus Stahl in geringen Abständen miteinander verbunden werden. Mögliche Rostflecken auf den Oberflächen waren sogar erwünscht. Die Wände wurden manuell und nur in geringem Umfang gerüttelt, mit dem Ziel, eine möglichst lebendige Textur zu erhalten. Das Ergebnis sind Verfärbungen und großflächige Kiesnester, die jedoch nicht als Mängel wahrgenommen werden, sondern die Verbundenheit mit Topografie und Landschaft unterstreichen. -chi
Bildnachweis: Jérôme Ricolleau (Fotografien); Tectoniques Architectes, Lyon (Pläne, Fotos Baustelle)
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