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Wohnhaus in Salto de Pirapora

Vereda Arquitetos, São Paulo (João Paulo Meirelles de Faria mit Bruno Manso)

Architektur

Vereda Arquitetos, São Paulo (João Paulo Meirelles de Faria mit Bruno Manso)

Bauherr

Lígia Winter und Fernando Rodrigues

Projektbeteiligte

STEC do Brasil, São Paulo (Tragwerksplanung); Campos Construções, Fortaleza (Bauunternehmen); JPD Instalações (Haustechnik)

Jahr

2019

Ort

Salto de Pirapora

Beschreibung

Ein Hang, ein Dach und drei gemauerte Volumen sind die Zutaten für die Architektur eines Wohnhauses am Rande der brasilianischen Ortschaft Salto de Pirapora. Das Büro Vereda Arquitetos komponierte daraus für eine Akademikerfamilie eine räumliche Struktur mit Höhlen, Nischen, Stufen und Plateaus, durch die die Landschaft förmlich hindurchzufließen scheint.

Das Haus ist Teil einer neu entstehenden Siedlung am Rande eines Waldgebiets zwischen Salto de Pirapora und der nächstgrößeren Stadt Sorocaba, circa 50 Kilometer westlich von São Paulo gelegen. Das 1.000 Quadratmeter große Grundstück liegt am Rand des Areals an einem Hang, der Höhenunterschied beträgt acht Meter. Eine Mauer aus Betonschalungssteinen friedet den Garten auf drei Seiten ein. 

Erdverbunden und abgehoben zugleich
Entstanden ist kein Haus mit Räumen, sondern Räume, die sich zu einem Haus fügen. Drei weitgehend geschlossene, gemauerte Volumina mit unregelmäßigen Grundrissen sind halb im Erdreich eingegraben. Teilweise ragen sie unter die rechtwinkelige Dachscheibe, die sich über den zentralen Bereich erstreckt und dadurch den offenen und weitgehend verglasten Wohnraum definiert.

Der höchste Punkt ist die Zufahrt mit den Stellplätzen. Von dort aus betrachtet scheint sich das Gebäude förmlich in die Landschaft zu ducken; zu sehen sind vor allem die bepflanzten Dachflächen und der mächtige Ringbalken aus Beton, der sich um den Dachrand legt. Ein Weg führt vom Stellplatz hinunter zum Haupteingang mit der breiten Holztür. Da diese von rahmenlosen Verglasungen flankiert wird, wirkt sie einigermaßen skurril.

Trotz der Hanglage kann das Haus von der Eingangsseite aus bis zum gegenüberliegenden Garten durchblickt werden. Öffenbare Glaselemente erlauben einen natürlichen Luftwechsel. Der fließende Übergang lässt den Innenraum als gebaute Landschaft erscheinen, in dem die gemauerten Einheiten wie ausgehöhlte Felsen wirken.

Räumlich verschlungen
Eingangs- und Wohnbereich befinden sich auf verschiedenen Ebenen und sind durch eine Treppe mit Sitzstufen miteinander verbunden. Der Hauptschlafraum sitzt auf dem größten der gemauerten Volumina und damit galerieartig über dem Wohn- und Essbereich; abtrennen lässt er sich lediglich mit einem Vorhang. Darunter sind ein Schlaf- und ein Atelierraum sowie ein kleines Badezimmer untergebracht. In den beiden anderen Volumen befinden sich ein weiteres Badezimmer beziehungsweise, zur gegenüberliegenden Seite hin, die Küche und die Hauswirtschaftsräume – samt einem eigenen Raum für den Hund.

Die Komposition lebt von den Gegensätzen von offen und geschlossen, hoch und tief, hell und dunkel sowie innen und außen. Wer sich daran noch nicht sattgesehen hat, auf den warten allenthalben extravagante Details wie etwa die figürlichen Türdrücker, ein Oberlicht wie ein herausgeschlagenes Loch über dem Hundezimmer und eine Schwimmbadleiter aufs Hauptdach.

Beton

Schalungssteine, Halbfertigteile und Ortbeton
Ein Material, das in Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern oft bei Bauaufgaben verwendet und in vielen Fällen auch sichtbar belassen wird, sind Betonschalungsteine. Auch bei dem Wohnhaus in Salto de Pirapora bestehen die gemauerten Volumen aus dem Material. Für die Decken kamen schmale Halbfertigteilelemente zu Einsatz. Vergossen wurden Wand- und Deckenelemente mit Ortbeton.

Eine Herausforderung war die Betonage des weit auskragenden Dachs mit seinen Maßen von 10,4 auf 14 Meter. Zunächst wurden die vier Stützen betoniert, auf denen der Ringbalken auflagert, der die Dachkonstruktion trägt. Drei davon haben einen quadratischen Querschnitt und sind diagonal ausgerichtet. Da sie nicht komplett unter dem Bauteil verschwinden, wirkt das Dachelement so, als sei es nur kurz darauf abgelegt worden.

Gerahmte Scheibe
Oberhalb der Stützen wurde reichlich Bewehrung in die Form des Ringbalkens geflochten. Ein einfaches Holzgerüst diente als Stützkonstruktion. Die Geschossdecke und Unterkonstruktion des Daches formen zwölf Halbfertigteile, auf denen EPS-Dämmblöcke streifenartig verlegt wurden. Darüber und dazwischen liegt die Bewehrung. Ringbalken und Dach wurden in einem Arbeitsschritt betoniert. Mit einer Bauteilhöhe von 1,35 Meter sorgt der Rahmen trotz der weit auskragenden Fläche für Stabilität. Die Dachkonstruktion ist insgesamt 35 cm stark, die zweiachsig gespannte Deckschicht misst acht Zentimeter. -chi

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: André Scarpa, São Paulo (Fotografien); Vereda Arquitetos, São Paulo (Baustellenbilder und Pläne)

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