Marte.Marte Architekten, Weiler/A
<b> </b>Land Vorarlberg, Abteilung Straßenbau, Feldkirch/A
M+G Ingenieure, Feldkirch/A (Tragwerksplanung), Stahlnetz Carl Stahl, Süßen/A (Stahl), Toaselli Gabriel Bau, Nenzing/A (Bauunternehmen)
2011
Lorüns, Vorarlberg
Die Fahrradverbindung zwischen Bludenz und Schruns führt durch ein außergewöhnliches Brückenbauwerk, das eher einer Skulptur als einer Ingenieurkonstruktion gleicht. Die unweit der österreichischen Ortschaft Lorüns gelegene Alfenzbrücke befindet sich am Eingang des Montafons im Vorarlberg, einem 39 km langen Tal. Es wird von der Ill durchflossen, einem reißenden Fluss, der häufig starkes Hochwasser mit sich führt. Deshalb mussten die mit der Planung der Brücke beauftragten Architekten Marte.Marte das Bauwerk entsprechend hoch anordnen. Dennoch liegt es ein wenig tiefer als die benachbarte Brücke für den automobilen Schnellverkehr.
In Kastenform ausgebildet, besteht die Alfenzbrücke auf beiden Seiten aus bis zu 4,30 m hohen Fachwerkträgern aus Beton. An zwei von vier Enden gehen diese in kurze Wandflächen über, die Fußgängern und Radfahrern ein Gefühl der Sicherheit vermitteln sollen. Dazu trägt auch die Überdachung bei, die zudem vor dem Lärm der stark befahrenen Schnellstraße schützt. Die Form der Bauwerks basiert auf den gedeckten Brücken des Vorarlberg, die hier eine lange Tradition haben. Die Architekten griffen den meist als Holzkonstruktion ausgeführten Bautypus auf und interpretierten ihn neu in Beton. Statt einer geraden Form entschieden sie sich für einen trapezförmigen Querschnitt und unterschiedlich abgeschrägte Enden; statt eines Geländers schützt ein innen liegendes Stahlnetz die Benutzer vor dem Absturz. Das Ergebnis ist ein Bauwerk von großer dynamischer Wirkung.
Die Alfenzbrücke überspannt nahezu 30 m, die Decken- und Bodenplatte wirken als Ober- bzw. Untergurt und tragen wesentlich zur Tragfähigkeit bei. Die Diagonalen der Fachwerkträger sind in unterschiedlichen Abständen angeordnet. Aufgrund der monolithischen Bauweise ohne Fugen ist das Bauwerk relativ wartungsarm und durch die Verwendung von Stahlbeton auch wirtschaftlich ausgeführt. Um die elegante Geometrie der schlanken Träger mit verhältnismäßig dünnen Knoten zu erreichen, wurde die Konstruktion statisch bis zum Limit ausgereizt.
Die Rahmenbedingungen für den Bau der Brücke waren schwierig. Aufgrund von Sicherheitsabständen zu den zahlreichen Hochspannungsleitungen in der Umgebung stand als Bauplatz nur ein kleiner, höhenmäßig eingeschränkter Korridor zur Verfügung. Dieser Umstand führte zur Verwendung von Stahlbeton. Zwar wäre die Brückenkonstruktion auch in Holz oder Stahl durchführbar gewesen, allerdings hätten dann sämtliche Schrauben und Metallverbindungen geerdet werden müssen – ein Aufwand, der beim Stahlbeton entfällt.
Die Herstellung und der Transport der Konstruktion waren eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Um die geforderte Sichtbetonqualität sicherzustellen, mussten die Fachwerkscheiben liegend betoniert werden, was etwa 250 m Luftlinie vom Bauplatz entfernt erfolgte. Der Beton enthält keinerlei speziellen Zuschlagsstoffe oder Beschichtungen. Er wurde allerdings tausalzbeständig und frostsicher ausgebildet. Vor Korrosion ist die Brücke durch die starke Salznebelbildung in der Region geschützt.
Das Aufstellen, Transportieren und Versetzen der filigranen Seitenwände erfolgte mit drei Telekränen und einem Spezialtransportgerät zunächst am Ufer. Hier wurden auch die tragende Boden- und Deckenplatte der Brücke betoniert. Nach dem Aushärten konnte das nun etwa 300 Tonnen schwere Tragwerk an seine Position eingeschoben und auf die Fundamente gestellt werden. Insgesamt wurden 33 Tonnen Stahl verarbeitet.
Bildnachweis: Friedrich Böhringer, Dornbirn/A
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