Atelier Kempe Thill architects and planners, Rotterdam
SAZ Stadsontwikkeling Antwerpen Zuid / Triple Living, Antwerpen
Studio Associato Bernardo Secchi Paola Viganò, Mailand (Stadtplanung); Bureau Bas Smets, Brüssel (Landschaftsarchitekten); Studiebureau Forté bvba, Geel (Tragwerksplanung); CES, Asse (Bauphysik); Interbuild, Wilrijk (Generalunternehmen); De Jong Beton, Alphen/Baarle-Nassau (Sichtbetonfertigteile); OMG Prefab Beton, Dessel (Sichtbetontreppen)
2015
Antwerpen, Ledeganckkaai
Im Süden Antwerpens entsteht derzeit der neue Stadtteil „Nieuw Zuid“ auf dem lange ungenutzten Gelände eines ehemaligen Bahnhofs. Für einen der ersten Bauabschnitte hat das in Rotterdam ansässige Büro Atelier Kempe Thill ein Apartmenthaus mit 32 Wohnungen geplant. Die Wohneinheiten lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: Studios von etwa 40 Quadratmetern Größe, Apartments mit etwa 80 Quadratmetern und großzügige 120-Quadratmeter-Wohnungen. Jeder Einheit ist zudem ein Wintergarten zugeordnet, der teilweise die Wohnfläche verdoppelt.
Die Architekten wollten dadurch – analog zu experimentellen Entwürfen des Büros Lacaton Vassal – die Möglichkeit schaffen, die Wohnungen entsprechend der saisonalen Gegebenheiten zu erweitern. Im Sommer kann der wind- und wettergeschützte Raum uneingeschränkt genutzt werden, im Winter ziehen sich die Bewohner eher in den wärmegedämmten Hauptwohnbereich zurück, der mit Passivhausstandard aufwartet. Die Wintergärten schaffen darüber hinaus einen Filter, der Einblicke in die Privaträume einschränkt. Ein weiterer Vorteil: Im neuen Stadtteil wird in den nächsten Jahren noch intensiv gebaut. Ein vorgelagerter Lärm- und Schmutzschutz dürfte bei den Bewohnern willkommen sein.
Ohne die Wintergärten ist das Apartmenthaus 14 Meter breit. Im Norden grenzt es mit einer Schmalseite an ein zeitgleich errichtetes Wohngebäude, das Polo Architects aus Antwerpen entwarfen. In den Geschossen eins bis vier des von Kempe Thill konzipierten Hauses sind die kleinen Studios nach Osten, die mittelgroßen Apartments nach Westen orientiert. Lediglich die großen Wohnungen reichen am südlichen Ende über die gesamte Gebäudebreite. Zwei Treppenhauskerne erschließen pro Geschoss jeweils drei beziehungsweise vier Wohnungen. Ausnahmen sind das Erdgeschoss, in dem Läden vorgesehen sind, und die als Staffelgeschoss ausgebildete oberste Etage.
Der Rohbau des Apartmenthauses besteht aus Ortbeton, Elementdecken- und wänden sowie Fertigteilstützen. Auf der südlichen Stirnseite mussten aufgrund der großen Öffnungen zusätzlich Stahlunterzüge eingebracht werden.
Für die maßgefertigten Sichtbetonfertigteile war eine präzise Vorplanung notwendig. Hergestellt wurden plattenartige Elemente in verschiedenen Größen als Fassadenbekleidung und tragende Elemente für den Wintergartenvorbau. Die Betonplatten vor der Stirnseite des ersten Obergeschosses messen etwa 5,60 x 3,20 m. Da konventionell mit Stahl armiert wurde, haben diese Bauteile eine Mindestdicke von 14 cm, um eine ausreichende Betonüberdeckung zu gewährleisten. Ihre Montage vor den gedämmten Rohbau erfolgte mittels Edelstahlschienen, wobei auf eine ausreichende Hinterlüftung geachtet wurde.
Die Stützen und Träger weisen einen Querschnitt von 60 x 40 cm auf, der längste Träger misst 12,50 m. Sie wurden als gitterartige Konstruktionen vor der Ost- und Westseite des Rohbaus errichtet. Fallrohre und Feuerleitern konnten in die Bauteile integriert werden. Mit Stahlprofilen, die thermisch getrennt am Rohbau befestigt wurden, ließ sich das Gitter via Balkenschuhkonstruktion mit dem Gebäude verbinden. Die Böden der Wintergärten bestehen aus Stahlbetonhohldielen, die der Länge nach von Stahlträger zu Stahlträger spannen
Für die Herstellung der Sichtbetonfertigteile verwendete man maßgefertigte, sehr glatte Holzschalungen. Obwohl kein Element exakt dem anderen gleicht, ließen sich Teile der Schalungen durch Modifikation mehrmals verwenden. Bei den über 10,00 m langen Trägern wurde in einem leichten Bogen geschalt, um die einwirkenden Kräfte und Momente beziehungsweise das Absacken des Betons auszugleichen. Bei der Rezeptur des anthrazitfarbenen Beton experimentierte der Hersteller vorab mit verschiedenen Zusammensetzungen, um eine Mischung zu finden, die späteren Kalkausblühungen möglichst vorbeugt. Es wurden Mustertafeln erstellt, die eine Weile auf dem Außengelände des Betonwerks gelagert wurden, um die Haltbarkeit der Oberflächen zu überprüfen. Die fertigen Teile wurden abschließend glatt poliert. -chi
Bildnachweis: Ulrich Schwarz, Berlin
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