Barkow Leibinger, Berlin
Aufbau Haus GmbH, Berlin
Generalunternehmer: Ed. Züblin AG, Berlin
Projektsteuerung: Hausverwaltung Baubetreuung S. Wundermann, Berlin
Ausführungsplanung: G+S ARCHITEKTEN, Berlin
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Marzahn & Rentzsch, Berlin
Haustechnik: IRG Ingenieurgesellschaft für rationelle Gebäudetechnik mbH, Berlin
Klima / Energie: Ingenieurbüro SICK, Hoppegarten
Brandschutz: hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH, Berlin
Schallschutz: Ingenieurbüro Dr. Jödicke & Partner, Berlin
Lichtplanung: Günter Ries, Berlin
Landschaftsarchitektur: capatti staubach, Berlin
2015
Berlin
Das außen sichtbare Betongitter zeichnet die Tragstruktur nach.
Setzkastenoptik
2017 European Union Prize for Contemporary Architecture – Mies van der Rohe Award, Nominierung
Es ist zwar eine häufige, deshalb aber nicht unbedingt einfache Aufgabe, eine städtebauliche Lücke zu schließen. Man hat es mit der Vorgeschichte des Orts zu tun, mit den Nachbarn und zudem natürlich mit den Anforderungen der Gegenwart. Im Fall des Aufbau Haus 84 am Berliner Moritzplatz bedeutete das, mitzuhelfen, einem ehemals quirligen, inzwischen aber vom Verkehr dominierten und mit wenig Aufenthaltsqualität versehenen Platz, dem westlichen Einfallstor zum belebt-beliebten Abschnitt der Oranienstraße, neues Leben einzuhauchen. Es hieß auch, zwischen den ersten Bauabschnitt von 2011 und einen reich verzierten Bau von 1904, zwischen viel Sichtbeton im ersten und Muschelkalk im zweiten Fall, ein eigenständiges und dennoch vermittelndes Haus zu setzen.
Den Wettbewerb dazu gewannen Barkow Leibinger 2012. Sie entschieden sich für einen „veredelten Rohbau“, wie sie das selbst nennen. Die Konsequenz war, einfache und strapazierfähige Materialien zu verwenden, was auch dem Anspruch des Bauherrn entgegen kam, den künftigen Nutzern – vorwiegend aus der Kreativbranche – erschwingliche Mieten bieten zu können. Das Ergebnis ist eine sichtbare Stahlbeton-Skelettstruktur, die den Lückenschluss optisch zusammenbindet, aber – eher auf den zweiten Blick erkennbar – Fassadenvarianten zulässt. Mit einer subtilen Dreiteilung des Hauses knüpfen die Architekten an die frühere kleinteilige Bebauung an. Der Kopfbau, der am Moritzplatz direkt an den ersten Bauabschnitt anschließt, hat hohe Geschosse. Der mittlere Gebäudeteil entlang der Oranienstraße hat moderatere Geschosshöhen, das schmale Übergangssegment leitet zum historischen Nachbarn über. Große Öffnungen charakterisieren die gesamte Abwicklung: ein repräsentativer Eingang und eine Loggia im zweiten Stockwerk des Kopfbaus sowie eine Passage am anderen Ende des Hauses. Sie machen den Bau trotz seiner Strenge durchlässig. Und auch die Reminiszenzen an Industrie- und Gewerbebauten in der Nachbarschaft und Albert Kahns Industriebauten in Detroit, die Barkow Leibinger als Inspiration herangezogen haben, sind nachvollziehbar.
Das offene Stahlbetonraster an der Fassade spiegelt die Tragstruktur im Inneren. Bei aller Klarheit und Einfachheit setzten die Architekten aber auch auf sorgfältige Detaillierung und Kontraste: Die hellen vorgehängten Fertigbetonteile wechseln sich mit den dunkelgrauen Granitfeldern der Brüstungselemente ab. Die Schnittstellen zwischen den drei Gebäudesegmenten werden durch unterschiedliche Laibungstiefen in der Betonstruktur (und den Richtungswechsel der Granitmaserung) akzentuiert. Die Hoffassade funktioniert nach demselben konstruktiven Prinzip wie die straßenseitige. Dennoch zeigt sich hier ein ganz anderes Bild: Loggien und Kletterpflanzen sorgen für die zunehmende Begrünung der Hofseite. Im Inneren überwiegt analog zum Äußeren der robuste Charakter, was auch die Haustechnik einschließt. Die Wand- und Deckenflächen bestehen aus Sichtbeton, im Fall der Wände ist er unbehandelt. Der Wärme- und Kältehaushalt wird durch Betonkernaktivierung geregelt; sollte der Winter besonders kalt ausfallen, können zusätzlich kleine Heizkörper in Gang gesetzt werden. Ganz oben erlaubten sich die Architekten einen Ausreißer: Das aufgesetzte Staffelgeschoss besteht aus eingehängten Holzkastenelementen, die einen großen stützenlosen Raum ermöglichen. Terrassen bieten weite Blicke zu beiden Seiten.
Bildnachweis: Stefan Müller, Berlin / Ina Reinecke, Barkow Leibinger, Berlin
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