CODE: architecture, Oslo (Eivind Nygaard and Bjarne Ringstad)
Statens Vegvesen / National Tourist Routes, Norwegen
B-consult / Steinar Bjercke, Oslo und DIFK / Florian Kosche, Oslo (Tragwerksplanung); Veidekke, Sandane (Bauunternehmen)
2015
Gemeinde Balestrand, West-Norwegen
Als eine Bühne für die spektakuläre Landschaft inszenierte das Büro Code Architecture aus Oslo eine Aussichtsplattform an der Straße, die im Westen Norwegens über den Berg Gaular führt und den Sognefjord mit der bergigen Sunnfjordregion verbindet. Utsikten heißt sie, was übersetzt schlicht „Die Aussicht“ heißt und genau das bietet: eine freie Sicht auf das imposante Bergpanorama ringsum. Errichtet wurde sie im Rahmen eines groß angelegten Projektes des norwegischen Verkehrsministeriums, bei dem an ausgewählten Orten entlang von 18 Landschaftsrouten Rastplätze entstehen, von denen aus die Besucher die Besonderheiten der Natur erleben können.
Die neue Aussichtsplattform im Gaulargebirge besteht in erster Linie aus einer dreieckigen Betonplatte, deren Ecken in verschiedenen Winkeln nach oben weisen. Um sie optimal auf dem Grundstück zu platzieren, haben die Architekten ihren Entwurf vor Ort zunächst mit Seilen nachgezeichnet. Dieses Eins-zu-eins-Modell wurde dann mehrfach justiert, bevor ein 3-D-Modell erstellt wurde, das als Grundlage für den später ausgeführten Rastplatz diente.
In einer der hochgeklappten Ecken sind Sitzstufen eingelassen, eine weitere ist flacher ausgebildet. Sie gleicht einem Schiffsbug, ist nach Norden ausgerichtet und dient als begehbarer Ausblick. Die dritte und letzte Ecke ist mit Solarpaneelen bestückt und verbirgt einen kleinen Baukörper mit Toilettenräumen unter sich. Erschlossen wird er über eine Aussparung in der aufgebogenen Betonplatte. Zwischen den Sitzstufen befindet sich ebenfalls ein Durchgang. Er führt die Besucher über eine kurze Treppe hinab direkt auf das unbefestigte Gelände. In der bugähnlichen Spitze kann durch eine weitere Aussparung Regenwasser abfließen. An den jeweiligen Kanten angebrachte Stahlrohrrahmen mit Füllungen aus Stahlseilnetzen schützen die Besucher vor dem Absturz.
Aufgrund des abgelegenen Standorts und der exponierten Lage am Berg war allein schon die Anlieferung des Betons eine Herausforderung. Große Sorgfalt erforderten auch die Betonarbeiten an der 80 cm dicken, doppelt gekrümmten Plattform. Um den hohen Qualitätsansprüchen zu genügen, hatten alle am Bau Beteiligten zuvor an einem Musterprojekt mitgewirkt, bei dem das Betonieren von Teilen des Bauwerks geübt worden war.
Das Bauwerk wurde aus einem Beton der norwegischen Festigkeitsklasse B45 (entspricht einem C35/45) in sechs Abschnitten erstellt. Die Fertigstellung des aufwendigsten nahm 26 Stunden in Anspruch. Zunächst wurde die befahrbare Fläche des Aussichtspunktes betoniert und abgedeckt, danach von unten nach oben eine Ecke nach der anderen. Zum Schluss wurde das unter der westlichen Ecke platzierte Toilettenhaus aus selbstverdichtendem Beton hergestellt. Dazu verwendete man für die oberen Betonflächen glatte Schaltafeln, für die Kanten und Untersichten raue Holzbretter.
Das Einbringen des Betons erfolgte mit einer Betonpumpe, was sich wegen des hohen Armierungsgrades an den hochbelasteten Stelle als schwierig Aufgabe erwies. Um die Zugkräfte im Bereich der gefalteten Ecken aufnehmen zu können, wurde die Konstruktion teilweise vorgespannt. Nach Abschluss der Betonierarbeiten wurde die Oberflächen des Bauwerks teilweise sandgestrahlt und mit einer Antigraffiti-Beschichtung versehen; im Bereich der Fahrbahn wurden Rillen mit einer Tiefe von 5 bis 10 mm bei einer Spurbreite von 8 mm eingefräst. -chi
Bildnachweis: Jiri Havran, Oslo für National Tourist Routes in Norway
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