Heinisch . Lembach . Huber, Stuttgart
Mahle, Stuttgart
Mayr, Ludescher, Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung); Domico, Vöcklamarkt/A (Industriebaufassade)
2008
Bad Cannstadt/Stuttgart, Haldenstraße 18
Mit einer metallisch schimmernden Haut zeigt sich das Ausstellungsgebäude Mahle Inside der gleichnamigen Firma an der Haldenstraße in Stuttgart-Bad Cannstadt. Mittlerweile mehrfach ausgezeichnet, ging der Bau aus einem Wettbewerb hervor: ungewöhnlich für einen privaten Bauherrn und erfreulich für das Architektenbüro Heinisch, Lembach, Huber aus Stuttgart, die den Wettbewerb für sich entscheiden konnten. Sie planten den leicht gedrehten polygonalen Baukörper als punktförmiges Gebäude an einer Ecke des Firmengeländes, wo Motorenkomponenten hergestellt werden. Kunden und Mitarbeiter erhalten in der Ausstellung Einblicke in das Herz des Unternehmens.
Insgesamt verfügt das Gebäude über eine Ausstellungsfläche von 1.200 m². Was von außen geschlossen und monolithisch wirkt, löst sich im Inneren in vier Ebenen mit eingeschnittenen Lufträumen auf, die zum Teil über das gesamte Gebäude reichen. Damit folgten die Planer in ihrem Raumkonzept dem Wunsch nach Transparenz und Blickbeziehungen über die Geschosse hinweg.
Das Erdgeschoss des Museums beherbergt einen Seminarbereich, einen Vortragssaal im Foyer, weitere Schulungsräume sowie einen großzügigen Versorgungsbereich. Schautafeln geben Auskunft zu Geschichte und Gegenwart des Unternehmens. Eine 15 m hohe Wand gegenüber des Eingangs zieht sich bis unters Dach und gibt den Blick frei auf einen gebäudehohen Luftraum. Graue Ortbetonwände und die gewaltigen Rippen der Deckentragstruktur prägen diesen Raum. Hinter einer glatten, weißen Wand verläuft eine schmale Treppe in die oberen Geschosse der Ausstellung. Erstes und zweites Obergeschoss sind durch vier Deckenöffnungen optisch miteinander verbunden. Die Decken sind abgehängt und weiß gestrichen. Auf der dritten und obersten Ebene scheint einem ein Formel-1-Rennwagen auf einer Rampe vom Oberlicht entgegenzufahren - Thema dieses Ausstellungsbereiches ist der Motorsport. Decke und Boden verjüngen sich an einer Seite der Ebene zu einem spitzen Winkel. Die extravagante Raumform soll die Dynamik des Rennsportes widerspiegeln.
Die Ausstellung ist kein öffentliches Museum mit festen Öffnungszeiten, kann aber auf Anfrage besichtigt werden.
Das Gebäude ist als Ortbetonkonstruktion hergestellt, die auf einer Tiefgründung mit Ortbeton-Pfählen errichtet ist. Die einzelnen Ebenen sind in unterschiedlichen statischen Systemen ausgeführt. So konnte auf Stützen in den Ausstellungsräumen verzichtet und unterschiedliche Raumhöhen umgesetzt werden. 70 cm hohe Rippen prägen die Decke über dem Erdgeschoss. Als vorgespannte Fertigteile reichen sie von Außenwand zu Außenwand, ihre Spannweiten betragen durchschnittlich 14 m. Die dominanten Rippen gliedern den Raum, sorgen für den gewünschten Industriecharakter und nehmen sämtliche notwendigen technischen Installationen sowie die Beleuchtung in den Zwischenräumen auf. Im Luftraum über dem Eingangsbereich laufen die Rippen, deren Untersicht mit Metallpaneelen verkleidet ist, nach außen durch. Die so entstehende Auskragung schützt die Besucher vor dem Eingang vor der Witterung.
In den darüberliegenden Geschossen kamen Flachdecken mit sehr niedrigen, 1,25 m breiten Unterzügen zum Einsatz, mit denen die gewünschten Geschosshöhen eingehalten werden konnten. Die Geschossdecke über dem ersten Obergeschoss weist quadratische Öffnungen auf, deren Seiten verkleidet und weiß gestrichen sind. Die vierte Ebene ist über eine in die Dachdecke intergrierte Stahltraverse abgehängt. Diese ungewöhnliche Konstruktion belegt die Kreativität der Planer bei der Ausformung des Gebäudes. Besonders wichtig war ihnen der Industriecharakter des Ausstellungsgebäudes als Verweis auf die technischen Inhalte der Ausstellung. Aus diesem Grund sind die 30 cm starken Außenwände mit einer herkömmlichen Industriebaufassade aus Aluminiumlochblech mit unterschiedlichem Lochungsgrad verkleidet. Dazwischen ist eine 14 cm dicke Dämmung angeordnet. Die Paneele erzeugen eine homogene Hülle, die von tiefen und breiten Fugen strukturiert wird. Der tagsüber geschlossen wirkende Baukörper zeigt nachts die Öffnungen, die sich hinter den Lochblechpaneelen verbergen.
Aufgrund des begrenzten Budgets wurde der Beton nicht explizit als Sichtbeton ausgeschrieben. Unebenheiten und Farbunterschiede wurden akzeptiert und zum Bestandteil des Konzeptes erklärt, das den rauen Beton in Kontrast mit den fein bearbeiteten Metallteilen stellt. Die Architekten entschieden sich für einen Standardbeton ohne besondere Anforderungen an die Sichtbetonqualität. Bei der Ausführung erzielte dieser jedoch ein außergewöhnlich gutes Ergebnis. Die ablesbare Schalungsstruktur prägt jetzt die Oberflächen der Wände.
Bildnachweis: Heinisch . Lembach . Huber, Stuttgart
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