Architekturbüro Thomas Mensing, Würzburg
Carmelo Saggio
Thomas Mensing (Projektleiter); Hr. Lindfeld, Hr. Könning, Könning GmbH Industrie und Gewerbebau, Borken (Tragwerksplaner); Thomas Mensing Grote Christian (Landschaftsarchitektur); Heidelberger Beton GmbH, Gebiet München – Ostwerk (Beton); Fa. Klöpfer, Garching (Schalung)
2014
München, Zamdorfer Straße 86
Massivbau
anthrazit eingefärbter Beton mit unterschiedlicher Schwarzpigmentdosierung (Wolkig betoniert) und Massenhydrophobierung, C 25/30, XC4, XF1, 0/16 mm Konsistenzklasse F3
Was liegt näher, als edle Sportwagen in einem ebensolchen Umfeld zu verkaufen? Deshalb nimmt es nicht wunder, dass Carmelo Saggio, dem Eigentümern des größten Ferrari-Autohauses der Welt, eine adäquate Architektur wichtig war und er sich gemeinsam mit Thomas Mensing, seinem Architekten, für Sichtbeton entschieden hat.
Für Saggio ist der Neubau in München das zweite Ferrari-Autohaus, das er betreibt, und zugleich auch das zweite, das er gemeinsam mit dem Würzburger Architekten baut. Doch in München ist manches anders als im Mainfrankenpark Dettelbach, wo Mensings erster Bau für Ferrari zu finden ist. Denn dort versteckte der Architekt die roten Traumwagen hinter einer nahezu geschlossenen Wand aus Sichtbeton. Im München öffnet sich das Autohaus hingegen großflächig zur Straße und somit zu den ankommenden Besuchern hin. Die große Glasfront wird gerahmt von einer 40 Meter langen und elf Meter hohen anthrazitfarbenen, geschwungenen Sichtbetonwand. Sie lässt die Dynamik, die in den Autos steckt, gleich erahnen. Aus Sicht der ausführenden Firmen war sie jedoch eine Herausforderung. Denn der etwa drei Meter hohe Riegel, der sich über der Glasfassade erstreckt, schwebt nicht einfach so über den Glasscheiben hinweg – wenngleich der Eindruck entstehen mag. Er wurde vielmehr an der tragenden Stahlkonstruktion des Daches angeflanscht. Das alles ist für den Betrachter heute allerdings nicht mehr zu erkennen.
Auch bei der Realisierung der gebogenen Sichtbetonwand waren alle Beteiligten gefordert. Denn zum einen sollte auf ihr eine wolkige Farbstruktur entstehen, zum anderen war ein anderes Erscheinungsbild gewünscht als beim restlichen, hellgrauen Sichtbeton, aus dem die Seitenwände des Verkaufsraumes gegossen wurden.
Die wolkige Struktur ließ sich realisieren, da zwei Betonmischer mit zwei unterschiedlich stark pigmentierten Betonen vor Ort standen. Dadurch konnte der Beton zügig und in genau definierten Schichten eingebracht werden. Außerdem wurde hier als saugende Schalung ein hochwertiger Holzwerkstoffträger mit einer sehr feinen und quellarmen Decklage verwendet, das Wasser aus dem noch feuchten Beton saugt; eine saugende Schalung also. Der ausgehärtete Beton erhält dadurch eine samtige Optik, eine weich anmutende Haptik. Im Gegensatz dazu arbeitete das Bauunternehmen dhib Dechant Hoch- und Ingenieurbau aus Weismain, das den Rohbau erstellt hat, bei den Seitenwänden mit einer nichtsaugenden Schalung. Daraus resultiert eine glatte, leicht glänzende Betonoberfläche. Etwas Schimmerndes begegnet dem Besucher auch noch an einer anderen Stelle des Autohauses: die Schalungslöcher auf der Innenseite der anthrazitfarbenen Wand wurden mit Stopfen aus Edelstahl geschlossen. So wurde – analog zu den Autos – auch bei der Architektur nichts dem Zufall überlassen.
Bildnachweis: Guido Erbring, Köln
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