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BBT-Infopoint auf der Franzensfeste

Markus Scherer, Meran

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Sichtbeton Ortbeton Farbe Fugen

Architektur

Markus Scherer, Meran

Bauherr

Autonome Provinz BBT SE Brenner Basistunnel

Projektbeteiligte

Markus Scherer, Meran und Walter Dietl, Schlanders (Generalplanung); Baubüro Ingenieurgemeinschaft Klaus Plattner, Bozen (Tragwerksplanung), M&N Planconsulting, Burgstall (Haustechnik); HG Merz Architekten Museumsgestalter, Stuttgart (Ausstellungskonzept); Unionbau, Sand in Taufers (Rohbau und Beton); Lanz Metall, Toblach (Stahlbau); Markus Pescoller, Bruneck (Restaurierung)

Jahr

2016

Ort

Franzensfeste, Brennerstraße

Beschreibung

Die Franzensfeste ist ein Koloss aus Granit. Rund zehn Kilometer nördlich von Brixen im Südtiroler Eisacktal gelegen, erstreckt sie sich über eine Fläche von mehr als 20 Hektar. Erbaut wurde sie zwischen 1833 und 1838 von den Habsburgern mit dem Ziel, als Sperre zu dienen, an der kein Heer vorbeikommen sollte. Allerdings blieb der feindliche Ansturm aus, sodass die wehrhafte Anlage die meiste Zeit als Depot genutzt wurde. Seit 2005 wird sie Schritt für Schritt saniert und neuen Nutzungen zugeführt.

Im Rahmen der Umbaumaßnahmen bot es sich an, in der Festung ein Informationszentrum einzurichten, das dem Bau des Brenner-Basistunnels (BBT) gewidmet ist. Der Tunnel soll im Jahr 2026 eröffnet werden und dann die Alpen zwischen Innsbruck und der nahen Gemeinde Franzensfeste unterqueren. Bis dahin bietet der BBT-Infopoint Interessierten die Möglichkeit, sich über den Baufortschritt, über Themen des Umweltschutzes, über Verkehrspolitik und Geologie zu informieren. Geplant wurde das Ausstellungsgebäude von Markus Scherer Architekten aus Meran.

Der Zutritt in den Infopoint erfolgt von einem tiefer gelegenen Innenhof aus durch ein Bestandsgebäude, unter dem seit den 1970er-Jahren die Staatsstraße verläuft. Von hier führt ein schmaler Gang im Fels zu den unterirdisch angeordneten Garderoben und Sanitäranlagen. Für diese Nebenräume wurde das Granitgestein abgetragen und Wände aus dunkel eingefärbtem Beton eingefügt. Die Begrenzung zur Straße bildet eine Gabionenwand, die etwa einen halben Meter aus den Felsen herausragt und mit den hier ausgebrochenen Granitsteinen gefüllt ist. Über eine Treppe oder einen Aufzug gelangen die Besucher nach oben in einen Hof, den die Kasematten der Festung nach Süden und Westen abschirmen. In ihnen befinden sich unter anderem die Ausstellungsräume und das Foyer. Zentrales Element dieser Hauptebene ist jedoch der Baukörper mit dem großen Mehrzwecksaal. Er ist so platziert, dass er ein ehemaliges Gebäude ersetzt, das im Zuge des damaligen Straßenbaus zerstört worden war. Wie eine Brücke überspannt der neue Riegel das Loch, das die Bauarbeiten seinerzeit hinterlassen haben.

Die Ausstellungsräume in den alten Gewölben der Festungsanlage sind von dicken Mauern mit schmalen Schießscharten umschlossen, die kaum Tageslicht hereinlassen. Die Einbauten wurden als schwarze Möbel eingestellt oder von der Decke abgehängt. Künstliches Licht inszeniert die Exponate sowie das Zusammenwirken von Festungs- und Ausstellungsarchitektur in den sieben Schauräumen.

Beton

Bei der freien Rekonstruktion des Vorgängerbau aus den 1970er-Jahren, entschieden sich die Architekten für eine Fassade, die mit dem Granitmauerwerk der Festung korrespondiert. In dem sandfarbenen Beton finden sich zwischen unregelmäßig breiten Schichten durchgehende horizontale Fugen. Dafür wurden bei der Betonage im Wechsel Beton – dem als Gesteinskörnung vor Ort gebrochener Granit zugegeben wurde – und dünne Sandschichten eingebracht. Nach dem Austrocknen wurde die Betonoberfläche aufgeraut, um dann den Sand mit Druckluft herauszulösen. Durch die so entstandenen Fugen erscheinen die Betonschichten wie schwebend. Die hier angewendete Technik kam bereits in vorangegangenen Bauabschnitten der Festung zum Einsatz.

Hinter der hellen Betonfassade mit den offenen Fugen verbergen sich die eigentlichen Außenwände des Baukörpers, der nach dem Haus-in-Haus-Prinzip eingestellt ist. Sie sind zweischalig mit Kerndämmung ausgeführt und bestehen aus anthrazitfarbenem Beton. Die dunkle Farbe kontrastiert mit der äußeren Fassade, passt aber gut zu den ebenfalls dunklen Ausstellungsräumen und den Stahlbrüstungen, die Abstürze auf die tiefer liegenden Straße verhindern. -chi

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Alessandra Chemollo, Venedig

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