Holzer Kobler Architekten, Zürich/CH
Kreisverwaltung des Burgenlandkreises, Naumburg/Saale
club L94, Köln (Landschaftsarchitekten); Boy und Partner, Naumburg/Saale (Bauingenieure); Planungsgruppe M+M AG, Naumburg/Saale (Planung HKLS)
2007
Wangen
Im Besucherzentrum "Arche Nebra" in Wangen bei Nebra werden vorgeschichtliche Darstellungen des Kosmos sowie archäologische Funde ausgestellt. Anlass für den Bau ist die so genannte "Himmelsscheibe von Nebra", eine 3.600 Jahre alte, kleine Metallscheibe, auf der Sonne, Mond und Sterne dargestellt sind. Sie gilt als die weltweit älteste konkrete Himmelsdarstellung und als einer der wichtigsten archäologischen Funde aus der Bronzezeit. Das Besucherzentrum besteht aus einem Ausstellungsgebäude und einem Aussichtsturm. Es befindet sich in Hanglage oberhalb des Ortes.
Das scheinbar schwebende Ausstellungsgebäude am Fuß des Mittelberges ist eine Referenz an die goldene Sonnenbarke, einem Element auf der Himmelsscheibe von Nebra. Der 60 m lange und 15 breite Baukörper besteht aus einem schwarzen Sockel, einer darüber liegenden Glasfuge und einem länglichen auskragenden Bauvolumen aus Beton. Dessen Wände sind mit eloxierten Metallplatten aus Aluminium verkleidet, die weithin golden schimmern. Ein großes Panoramafenster gibt den Blick frei auf den Aussichtsturm am Fundort der Himmelsscheibe.
Ein Fußweg verbindet das Ausstellungsgebäude mit dem 100 m höher gelegenen Turm auf dem Mittelberg. Der 30 m hohe und um 10° geneigte Turm ist in der Nordsüd-Achse auf die Fundstelle der Himmelsscheibe gerichtet und fungiert als Zeiger einer überdimensionalen Sonnenuhr. Ein vertikaler Schnitt durch den Turm markiert die Linie, in der die Sonne zur Sommersonnenwende untergeht. Diese Linie bildet zugleich die Sichtachse zum Brocken ab, dem höchsten Berg des Harzes.
Die behutsame und auf wenige Akzente reduzierte Landschaftsgestaltung rund um den Fundort der Himmelsscheibe erfolgte durch das Büro Club L94. Sie stellten partiell eine eisenzeitliche Ringwallanlage in Form eines mit Gras bewachsenen Erdwalles wieder her. Sichtbeziehungen, die sich dem Besucher von der ganz oben gelegenen Plattform des Aussichtsturmes eröffnen, werden durch etwa 50 cm breite Betonbänder im Boden aufgenommen. Die Bänder sind mit eingestanzten Inschriften versehen und helfen dem Betrachter, den Blick auf die entsprechenden Punkte zu lenken. Eine leicht gekrümmte Scheibe aus poliertem Edelstahl, das "Himmelsauge" markiert den Fundort selbst. Die im Durchmesser drei Meter große Scheibe befindet sich am Fuß des Turms.
Der leicht geneigte Turm ist in Sichtbeton mit abgerundeten Ecken hergestellt. Eine große Fuge zieht sich durch die Vertikale. In diesem Zwischenraum sind große Öffnungen angeordnet. In der Innenansicht der Fuge ist der Sichtbeton gelb-orange gestrichen. Die Schalungsstrukturen sind in der horizontalen Gliederung ablesbar und verleihen dem vertikalen "Stab" eine gewisse Rohheit.
Schalungsstrukturen entstehen durch die Verwendung von saugenden Schalungen wie z.B. Brettschalungen. Aufgrund ihrer Beschaffenheit eignen sie sich gut zur Abbildung der Maserung. Ihre gehobelte oder sägerauhe Oberfläche bildet sich auf der Betonoberfläche ab.
Bildnachweis: Benedikt Hotze, Berlin
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