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Bündner Kunstmuseum in Chur

Barozzi Veiga, Barcelona (Projektleitung: Katrin Baumgarten; Projektteam: Paola Calcavecchia, Shin Hye Kwang, Maria Eleonora Maccari, Anna Mallen, Verena Recla, Laura Rodriguez, Ivanna Sanjuan, Arnau Sastre, Cecilia Vielba)

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Fertigteile Schalung Sichtbeton Bewehrung

Architektur

Barozzi Veiga, Barcelona (Projektleitung: Katrin Baumgarten; Projektteam: Paola Calcavecchia, Shin Hye Kwang, Maria Eleonora Maccari, Anna Mallen, Verena Recla, Laura Rodriguez, Ivanna Sanjuan, Arnau Sastre, Cecilia Vielba)

Bauherr

Hochbauamt Kanton Graubünden

Projektbeteiligte

Schwander & Sutter Architekten, Chur (Architekturbüro vor Ort); Walter Dietsche Baumanagement, Chur (Projektmanagement); Ingenieurbüro Flütsch, Chur (Tragwerksplanung); x-made, Barcelona/Basel (Fassadenplanung); Sulser, Trübbach (Herstellung Fassadenelemente)

Jahr

2016

Ort

Chur, Bahnhofstrasse 35

Beschreibung

Eine Hülle aus kassettierten Betonelementen umschließt den Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums im schweizerischen Chur. Auf einem glatten Sockel ruhend, verleiht sie der geschlossenen Fassade Tiefe und Struktur. Von der Villa Planta, die seit 1919 als Museum dient, hält der Neubau von Barozzi Veiga respektvoll Abstand. Dass beide Gebäude unterirdisch miteinander verbunden sind, ist von außen nicht sichtbar.

Trotz aller Verschiedenheit und den deutlichen Hinweisen auf die jeweilige Erbauungszeit weisen die Häuser auch Ähnlichkeiten auf. Sowohl bei der Villa als auch beim Erweiterungsbau sitzt der Eingang mittig, es gibt jeweils ein Sockelgeschoss gleicher Höhe, und die Grundrisse sind bei beiden kompakt und in ihrer Struktur weitgehend achsensymmetrisch aufgebaut. Der Altbau war zwischen 1874 und 1875 von dem Architekten Johannes Ludwig als prachtvolles Wohnhaus für einen Baumwollindustriellen entworfen worden, der lange Jahre in Ägypten gelebt hatte. Bei der Gestaltung orientierte sich Ludwig sowohl an Baustilen aus Nahost, als auch an Palladio, was sich unter anderem an dem Portal zeigt, das Barozzi Veiga für ihren Erweiterungsbau in abstrahierter Form übernahmen. Mit der strukturierten Betonfassade biedert sich der ansonsten nüchterne Turm dem Neorenaissance-Bau nicht an, vielmehr wählten die Architekten eine davon unabhängige Form der Ornamentik.

Der Zugang zum Museumsensemble erfolgt über das Portal des Neubaus, in dem sich oberirdisch lediglich die Verwaltung und das Foyer befinden. Von der Eingangshalle geht es über eine Treppe hinab zu den Ausstellungsräumen im Untergeschoss. Hier ist die Fläche mehr als doppelt so groß wie im Erdgeschoss, und deutlich größer als die Grundfläche des Altbaus. Eine einläufige, relativ schmale Treppe führt die Besucher vom Neubau in das Tiefparterre beziehungsweise Sockelgeschoss der Villa Planta und weiter durch die Ausstellung in die oberen Stockwerke des reich ausgestatteten Bestandes.

Beton

Hierzulande mag die Gebäudehülle so manchen an Kaufhaus-Fassaden der 1970er-Jahre erinnern – dabei handelt es sich in diesem Fall nicht um wabenartige Einzelelemente, sondern um Betonfertigteile, deren Oberflächen mithilfe von Strukturmatrizen gestaltet wurden. Die Matrizen wurden aus Polyurethan-Elastomer in einer Größe von 0,50 auf 0,50 Meter angefertigt und vor der Betonage in die Holzschalungen eingelegt. Von den anschließend hergestellten Fertigteilen messen die größten 4,00 x 4,00 Meter, die Standardgrößen betragen 3,00 x 4,00 und 3,50 x 4,00 Meter. Die Eckelemente sind ebenfalls 4,00 Meter hoch, ihre Schenkel aber jeweils nur 1,00 Meter lang. Vor Ort wurden die Fassadenplatten selbsttragend vor den gedämmten Stahlbetonwänden des Rohbaus montiert.

Neben den geschlossenen Betonplatten wurden auch Fassadenpaneele mit offenen Kassetten für die Fensterbereiche produziert. Wichtig war den Planern, dass diese gitterartigen Bauteile auf der Außen- und auf der Innenseite in Sichtbetonqualität ausgeführt wurden. Um das zu erreichen, ließ man die Gitter aus drei Elementen zusammensetzen: Eine innere und eine äußere Schale wurden separat gegossen und dann mit Edelstahlverbindungen gekoppelt. Danach wurde um dieses Element herum ein Rahmen betoniert.

Für die helle Farbe der dreidimensional strukturierten Fassade sorgte eine spezielle Betonrezeptur mit genau bestimmten Anteilen an Weißzement und Jurakalk. Der gleiche Beton wurde für die ebenfalls vorgefertigte glatte Sockelbekleidung und die Fensterlaibungen im Erdgeschoss eingesetzt. Im Gebäudeinneren verzichtete man auf die aufhellenden Zuschläge, sodass etwa das Treppenhaus deutlich dunkler erscheint. Als Bewehrung wurde Edelstahl verwendet, zusätzlich in den Beton eingebettete Glasfasern ermöglichten die präzise Ausführung der zahllosen Kanten. -chi

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Simon Menges, Berlin

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