Beton.org Betonbau Architektur Objektdatenbank Bürogebäude der Koninklijke Marechaussee in Amsterdam/NL
Wansleben Architekten, Köln
DGW&T, Ministerie van Defe
Architec Hoofdorp/NL (Projektmamagement); Ter Steege Bouw, Rijssen/NL (Generalunternehmer); Arup Amsterdam/NL (Statik, TFA); Schooten, Rijssen/NL (Metallbau); Hering Bau, Burbach (Betonfertigteile); EGL Plan, Hamburg (Außenanlagen)
2009
Amsterdam/NL, Kattenburgerstraat 7
Im Zentrum von Amsterdam entstanden in den vergangenen Jahren zahlreiche Bauprojekte in unmittelbarer Nähe von Kanälen. So auch auf einem Marinekasernengelände der niederländischen Nationalpolizei, der Koninklijke Marechaussee - kurz KMar, am Nordseekanal. Neben der Armee, der Marine und der Luftwaffe ist sie seit 1998 die vierte eigenständige Organisationseinheit des Verteidigungsministeriums der Niederlande. Für einen Büroneubau wünschte sie sich ein Haus, das sowohl die militärische als auch die architektonische Tradition Amsterdams fortschreibt.
Der Kölner Architekt Norbert Wansleben reagiert auf diese Anforderungen mit dem Konzept einer stadtgewandten Festung. In unmittelbarer Nähe zum Schifffahrtsmuseum und unweit des Hauptbahnhofs gelegen, gliedert er den Neubau formal in die Umgebung ein und stellt dem Museum ein städtebauliches Pendant gegenüber. Das würfelförmige Gebäude mit einer Betonfassade aus 1.750 Fenstern gleicher Abmessung folgt konsequent nüchtern einem strengen Raster. Wie ein Kettenhemd webt sich die Struktur um die Baumasse; Merkmale wie Geschossigkeit, Transparenz und Farbigkeit treten dahinter zurück.
Der im Grundriss quadratische Baukörper hat eine Kantenlänge von 42,80 m, eine Höhe von 18 m und eine Bruttogeschossfläche von 5.000 m². Er ist um einen begrünten Innenhof angelegt, dessen Fassaden aus verzinktem Stahlblech bestehen. Im Gegensatz zur rau anmutenden Außenhülle sind sie mit großflächigen Fenstern und 138 farbig lasierten Holzpaneelen gestaltet, die für eine aufgelockerte Optik und den notwendigen Sonnenschutz sorgen. Während sich die Außenfassade also als schützendes Schild um das Gebäude legt und Distanz schafft, versprechen die hier angeordneten Büros ein angenehmes Arbeitsklima.
Um das Projekt in seiner Nutzungsbedeutung kenntlich zu machen, greift Architekt Wansleben auf die Typologie der „Burg” zurück. Dazu verwendet er Elemente wie den Zugang über eine Rampe durch ein Tor auf den höher gelegenen Hof oder die Spindeltreppen aus Betonfertigstufen zwischen den Geschossen.
Das Gebäude gründet auf 119 Stahlbetonpfählen mit einer Einrammtiefe von 22 m. Die Geschossdecken der Parkebenen sind als Spannbetonhohldielen ausgebildet. Im Bürobereich beträgt der Deckenaufbau insgesamt 30 cm. Er besteht aus 24 cm dicken Filigrandecken, die mit Aufbeton versehen sind, dazwischen ist eine Betonkernaktivierung angeordnet.
Außen- und Innenschale der hinterlüfteten Fassade wurden getrennt hergestellt. Die tragende Innenwand hat eine Stärke von 20 cm und ist mit 12 cm Dämmung und einer Luftschicht von 4 cm versehen. Davor hängen die Fertigteile mit je 16 Fenstern pro Element. Um die Platten passgenau montieren zu können, waren Toleranzen von maximal +/- 5 mm erlaubt, was eine große Sorgfalt bei Produktion und Ausführung erforderte.
In enger Zusammenarbeit mit dem Betonfertigteilhersteller entwickelten die Architekten die Oberfläche der Fassadenelemente. Die gerillte Struktur entstand durch Dreikantleisten, die in die Schalung eingelegt wurden. An die typisch dunkle Mauerwerkarchitektur Amsterdams ist die Farbigkeit der Fassaden angelehnt. Dazu wurde dunkles Korn unter Zugabe von Labrador und Basalt zur Farbintensivierung verwendet. Beim Waschen der Frontseite wurde das Korn freigelegt und damit die Oberfläche sichtbar gemacht. Im Kontrast dazu weisen die glatten Oberflächen der Fensterlaibungen die helle Farbigkeit des Zementleims auf. Unterstützt wird diese Wirkung durch eine Schräge im unteren Bereich der Fensteröffnungen.
Bildnachweis: Wansleben Architekten, Köln
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