Studio MK27 Marcio Kogan und Suzana Glogowski, São Paulo
privat
Gilberto Pinto Rodrigues, São Paulo (Tragwerksplanung); Sc Consult, São Paulo (Bauunternehmer); Isabel Duprat, São Paulo (Landschaftsdesign); Diana Radomysler, São Paulo
2012
São Paulo / Brasilien
Dass man sich in einer der größten und bevölkerungsreichsten Stadt der Welt befindet, ist in der Casa Cubo nicht zu spüren: Vollständig von einer hohen Mauer umgeben, liegt das private Wohnhaus am Rand der brasilianischen Metropole São Paulo auf einem 900 Quadratmeter großen Grundstück inmitten eines üppig grünen Gartens. Geplant wurde diese Oase der Ruhe von den Architekten Marcio Kogan und Suzana Glogowski vom brasilianischen Studio MK27.
Auf drei Geschossen bietet das Gebäude viel Platz für seine Bewohner, die darin der Hektik und dem Lärm der Großstadt entfliehen können. Es ist von einer Hülle aus rauem Sichtbeton umschlossen, auf der sich die horizontale Struktur der verwendeten Brettschalung deutlich abzeichnet. Seine stein-graue Farbe steht in starkem Kontrast zum leuchtenden Grün des Gartens. Streng formal ist auch die quaderförmige Gestalt des Hauses, das sich in der Gesamtwirkung eher geschlossen zeigt. Dabei ist das Erdgeschoss nahezu gänzlich verglast. Zudem lassen sich die hier raumhohen Fenster bei Bedarf komplett aufverschieben, sodass die Trennung zwischen Innen- und Außenraum verschwindet. Davor verlaufen raumhohe und komplett öffenbare Schiebeelemente aus fein perforiertem Metall, die in geschlossenem Zustand als Lichtfilter dienen, bei Nacht lassen sie die kühle Abendluft herein.
Ebenerdig sind der offen gestaltete Wohn- und Essbereich angeordnet; hinter einem weißen Regal, das als Stauraum und Raumtrenner zugleich dient, befinden sich die Küche und die einläufige Treppe in die anderen Geschosse. Da es nicht ganz bis an die Decke reicht, versorgt es die Treppe mit Licht und lässt den ohnehin großen Wohnraum optisch noch weitläufiger erscheinen. Im Garten schließt erst eine Terrasse an, dann ein Pool; im Keller sind die Haustechnik und Nebenräume untergebracht. In der ersten Etage gibt es drei Schlafräume mit jeweils eigenem Bad sowie ein Gäste-/Fernsehzimmer mit Küchenzeile, die oberste Etage ist das Refugium der Eltern mit begehbarem Kleiderschrank und Arbeitsraum. Licht fällt durch wenige, gezielt gesetzte Fensteröffnungen herein. Auch sie sind mit perforierten Schiebetüren ausgestattet. Auf der darüberliegenden Dachterrasse bietet sich der Familie ein beeindruckender Blick auf die Skyline der brasilianischen Millionenstadt.
Wände und abgehängte Decken im Gebäudeinneren sind weiß gestrichen. Für die Böden im Erdgeschoss wurden eigens graue Fliesen mit Kreismuster nach brasilianischer Handwerkstradition entworfen, die Böden der oberen Geschosse sind mit Dielen aus Ipé-Holz bedeckt, einem hochwertigen Hartholz aus der Region. Die Möbel sind den Raumproportionen angepasst, Schiebeelemente dienen als Türen oder Raumteiler. Ihre Schienen verlaufen bündig mit den abgehängten Decken.
Neben seinem klaren Volumen haben sich die Architekten für nur wenige Materialien entschieden: Beton, Glas und Metall für die Außenhülle, Leichtbauwände, Keramik und Holz für die Innenräume. Die Fassade aus Sichtbeton wurde mittels einer kleinteiligen horizontalen Brettschalung hergestellt, die Wanddicke beträgt 25 cm. Die umlaufende Grundstücksmauer verhindert Einblicke von außen, die auch aufgrund der offenen Wohnstruktur nicht erwünscht waren. Vom Straßenraum bilden Außenmauer und Wohnhaus eine homogene Einheit.
Insgesamt beträgt die Gebäudehöhe rund 10 Meter: die beiden oberen Geschosse sind gut drei Meter hoch, das offen gestaltete Erdgeschoss ist etwas höher. Unterzüge mit Höhen von etwa 50 Zentimetern leiten die Last von oben auf die tragende Wand in Gebäudemitte, auf die seitlichen Wände des Gebäudekerns sowie auf einige Rundstützen im Erdgeschoss ab, die um 1,40 Meter von der vorderen Fassadenkante eingerückt sind. Neben seiner tragenden Funktion dient der Beton auch als natürliche Klimaanlage. Seine Eigenschaft, Wärme und Kälte zu speichern und sie verzögert abzugeben, sorgt tagsüber für vergleichsweise kühle Innenräume im Haus, abends für warme. Wird es nachts zu heiß, lässt sich die Raumtemperatur durch Öffnen der großen Verglasungen herunterkühlen – eine Methode, die aufgrund der üppigen Vegetation und des Wasserbeckens im Garten gut funktioniert.
Bildnachweis: Fernando Guerra, Lissabon
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