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Deutsche Schule Madrid, Spanien

Grüntuch Ernst Architekten, Berlin Armand Grüntuch, Prof. Almut Grüntuch-Ernst

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Architektur

Architektur

Grüntuch Ernst Architekten, Berlin
Armand Grüntuch, Prof. Almut Grüntuch-Ernst

Bauherr

Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit BMUB, vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBR (Projektleiter Gunter Machens) sowie Verein Deutsche Schule Madrid
P

Projektbeteiligte

Projektsteuerung: Bureau Veritas Construction Services (Projektleiter Christian Gerlach)

Projektleiter: Erik Behrends, Florian Fels, Olaf Menk, Arno Löbbecke, Jens Schoppe (Grüntuch Ernst Architekten, Berlin)

Fachplaner:
Tragwerk: GTB-Berlin Gesellschaft für Technik am Bau mbH, Berlin
Prüfstatik: Prof. Dr. sc. Mike Schlaich, Berlin
Energietechnik: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart
Energiekonzept Wettbewerb: Prof. Dr. Klaus Daniels / HL-Technik, München
Bauphysik: Müller-BBM GmbH, Berlin
Brandschutz: hhpberlin, Berlin / Ùrculo Ingenieros, Madrid, Spanien
Haustechnik: Ingenieurbüro für Haustechnik KEM GmbH, Berlin / Ùrculo Ingenieros, Madrid, Spanien
Freianlagen: Lützow 7 Garten- und Landschaftsarchitekten, Berlin
Bodengutachter: GuD Consult GmbH, Berlin
Lichtplanung: Lichtvision, Berlin
Kunst am Bau: Carsten Nicolai / Folke Hanfeld, beide Berlin

Jahr

2015

Ort

Calle Monasterio de Guadalupe 7, 28049 Madrid, Spanien

Konstruktionsmerkmale

Das Raster aus schräggestellten Betonstützen, das gleichzeitig den Charakter bestimmt

Besonderheiten

Wabenartige Einzelstrukturen wachsen zu einem homogenen Ensemble zusammen

Preise

EnOB-BMWi-Preis „Architektur mit Energie 2011“

Beschreibung

Wie greifen Repräsentationsaufgaben und kultureller Austausch im Ausland und die Aufwertung eines neuen Stadtviertels im Gastland ineinander? Seit einem Jahr gelingt das auf ästhetisch-fruchtbare Weise mit der Deutschen Schule Madrid am nördlichen Stadtrand der spanischen Hauptstadt, wo seit 2003 das Viertel Montemarcelo wächst. Der eigentlich wohlsituierte Bezirk barg noch keine besonderen Reize – mit dem Neubau für die größte und älteste schulische Vertretung Deutschlands im Ausland hat sich das spürbar geändert.

Grüntuch Ernst Architekten fanden im 2009 gewonnenen Wettbewerb mit 25 Teilnehmern ein bizarr verschnittenes Grundstück am Rand einer Wohnsiedlung vor. An der nordwestlichen Kante fällt der Bauplatz ab, 16 Meter tiefer tost der Verkehr der Umgehungsautobahn, geradeaus tut sich der wohltuende Blick auf die Hochgebirgskette der Sierra Guadarrama auf. Letzteren nutzten die Architekten, indem sie immer wieder Blickbeziehungen sowohl aus dem Inneren der Gebäude wie von den Freiflächen aus inszenierten. Das Ensemble aus Kindergarten, Grundschule und Gymnasium, Mensa und Aula verteilten sie auf fünf polygonale Baukörper und eine rechteckige Sporthalle. Das Fünfeck fungiert als Leitmotiv für die Gebäudegrundrisse und auch die durchbrochenen Dächer, die Teile der Freiräume und Übergangszonen überspannen. Denn Schatten ist wichtig in den heißen Sommern Madrids; die Perforationen lassen den Wind über das Gelände ziehen. Ganz nebenbei entstehen wechselnde Licht-Schattenspiele, eine Reminiszenz an die maurische Bautradition Spaniens. Die „Foyerhöfe“ genannten überdachten Außenbereiche dienen als Aufenthalts- und Verteilerflächen; sie sind den einzelnen Gebäuden zugeordnet und fassen diese gleichzeitig optisch und räumlich zusammen. Scheinbar mühelos entsteht ein Miteinander von – als Reaktion auf die Topografie abgestuften – Innen- und Außenräumen aus zugleich klar identifizierbaren sowie eng vernetzten Zonen. In den Treppenhäusern helfen farbige Glasbrüstungen den Kindern, ihren jeweiligen Trakt für sich zu erkennen und zu erobern. Der mittige und größte Foyerhof, der direkt an den Vorplatz anschließt, führt zu den zentralen Einrichtungen der Schule: der Mensa, der Sporthalle und der Aula. Letztere spielt auch für den außerschulischen kulturellen Austausch und als Veranstaltungsort für das gesamte Viertel eine wichtige Rolle.

Beton

Das dominierende Material ist Weißbeton. Sein Cremeton stammt von den speziellen Sandzuschlägen. Das Gitterwerk kräftiger, schräg gestellter, vorgefertigter Stützen umfasst alle vollverglasten inneren „Layer“ der unterschiedlich hohen, teils aufgeständerten Gebäude und verringern so die sommerliche Wärmeeinstrahlung. Dazwischen bildet diese Struktur zaunartige Wände aus groben Maschen. Beides verleiht der Gebäudegruppe ihren unverwechselbaren Charakter: Die Schule ist ein selbstbewusster neuer Stadtbaustein, wirkt dabei trotz des massiven Materials leicht. Die bauplastischen Qualitäten von Beton kamen den Architekten hier sehr entgegen. Bei Nacht lässt das durchschimmernde Licht die robusten Betonmaschen beinahe zart erscheinen. Die Rückbesinnung auf traditionelle Einfachheit bei gleichzeitiger technisch-innovativer Raffinesse prägt die ganze Entwurfshaltung und Ausführung der Deutschen Schule auch in Konstruktion und Haustechnik. Die dickwandigen Gebäudeteile aus Ortbeton speichern Wärme wie Kälte, hinzu kommt ein ausgetüfteltes, unterirdisch verlaufendes Thermolabyrinth, das je nach Jahreszeit die Erdwärme nutzt. Die gute Dämmung der Bauteile und eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung senken die Heiz- und Kühllasten.

Nach einem Jahr des Betriebs haben nicht nur die Kinder und Lehrer ihre Schule längst schätzen gelernt. Es ist Grüntuch Ernst mit ihrer freundlich-einladenden Gebäudegruppe gelungen, den urbanen Charakter des Viertels zu stärken, was sich an der gestiegenen Wohnungsnachfrage und endlich bezogenen Erdgeschosszonen bemerkbar macht.

Quelle

Christina Gräwe für EINSATEAM

Bildnachweis: Celia de Coca, Madrid, Spanien / © Grüntuch Ernst Architekten

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