Käss Hauschildt, Esslingen
privat
Schneck-Schaal-Braun, Tübingen (Tragwerksplanung); System Sonne, Rottenacker (Haustechnik); Westag und Getalit, Rheda-Wiedenbrück (Schalplatten) Reinboth, Esslingen (Landschaftsarchitektur)
2011
Esslingen am Neckar
Alte Streuobstwiesen prägen die Landschaft rund um das Neubaugebiet Mittlere Rosselen in Esslingen am Neckar. Zwischen den Ein- und Mehrfamilienhäusern, die hier seit 2006 entstanden sind, sticht ein Gebäude aus hellem Sichtbeton heraus: Es handelt sich um das dreigeschossige Wohnhaus, das die Architekten Isolde Käss und Jan Hauschildt für eine vierköpfige Familie planten.
Schlicht, robust und schnörkellos zeugen vor allem die präzise eingeschnittenen Öffnungen in der rauen Betonschale von der Sorgfalt in der Ausarbeitung der Details. Dabei erfolgte die Umsetzung mit einem Minimum an Gewerken und Materialien, was mit dem eng begrenzten Budget der Bauherren zu tun hatte. Dies bestimmte sowohl die Wahl des Tragwerks als auch die konstruktive Ausführung.
Auf einem Hanggrundstück am Rand der Siedlung gelegen, zeigt sich das Gebäude zur Wohnstraße hin in ganzer Höhe, während es zum Garten nur mit zwei Geschossen in Erscheinung tritt. Vom Eingang im Erdgeschoss führt eine einläufige Treppe in den offenen Wohnbereich mit Küche und Esszimmer im ersten Obergeschoss. Aufgrund der Hanglage ist der Zugang zum Garten ebenerdig. Bodentiefe Fenster geben den Blick in die Baumwiesen frei. Im zweiten Geschoss befinden sich die Kinderzimmer, der Schlafbereich für die Eltern sowie ein Bad. Obwohl der Grundriss sehr straff und komprimiert organisiert ist, schaffen Durchblicke durch die gesamte Haustiefe einen großzügigen Raumeindruck.
Als Farben dominieren Weiß und Grau: Weiß sind die Wände aus Gipsblöcken, die Türen, Einbaumöbel und die Küche, Grau die Decken und die Treppe aus Sichtbeton sowie die Böden im Unter- und Obergeschoss, die mit einer zementären Bodenbeschichtung auf Zementestrich ausgeführt sind. Im Erdgeschoss entschieden sich die Bauherren für Parkett auf Kalziumsulfatestrich (CA).
Konstruktiv ist das Gebäude ein Skelettbau mit Betonstützen, Sichtbetondecken und aussteifenden Wandscheiben. Die Betonfassade ist nur punktuell mit Isokörben an die Geschossdecken angeschlossen. Nach innen hin sind die Gefache mit einer Dämmung aus 18 cm Polysterol der Wärmeleitfähigkeitsstufe (WLS) 032 gefüllt. Es folgt eine Dampfsperre, dann eine 3 cm starke Installationsebene. Als innerer Raumabschluss kommen Gipswandbauplatten mit einer Gesamtdicke von 6 cm zum Einsatz. Dieser Aufbau schließt innen bündig mit der Skelettkonstruktion ab. Die Außenwände bestehen aus einer selbstragenden 20 cm dicken Betonschale C 25/30 der Expositionsklasse XC4 XF1. Sie wurde mit einer Standard-Rahmenschalung mit vor Ort aufgebrachter Schalhaut erstellt. In vier Betonierabschnitten wurde der Beton geschossweise eingebracht.
Um einen monolithischen, ruppigen Eindruck zu erreichen, blieben die Oberflächen unbehandelt, lediglich eine Flüssigkunststoffabdichtung auf der Attika sorgt für die notwenige Abdichtung gegen eindringendes Wasser. Die Ankerlöcher wurden verspachtelt. Garagendach und Terrasse bestehen aus WU-Beton, der mit Gefälle und ohne zusätzliche Abdichtung ausgeführt wurde. Die Oberflächen erhielten einen Besenstrich, der für eine Rauigkeit sorgt und damit insbesondere bei Nässe ein Ausrutschen verhindert.
Bildnachweis: Antje Quiram, Stuttgart
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