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Einfamilienhaus in Lauterach/A

Jürgen Stoppel & Georg Bechter, Lauterach/A

Architektur

Jürgen Stoppel & Georg Bechter, Lauterach/A

Bauherr

Rochus & Barbara Rohner

Projektbeteiligte

Oberhauser & Schedler Bau GmbH, Andelsbuch (Bauausführung)

Jahr

2005

Ort

Lauterach/A, Wälderstraße

Konstruktionsmerkmale

Massivbau aus Betonziegeln u. Stahlbeton

Besonderheiten

Herstellung der amorphen Betonplatten ohne Matrizen oder Negativschalungen, sondern durch formgebende Sperrholzstreifen und Latexschicht.

Beschreibung

Für einen Bauherrn ein Haus zu errichten, der täglich Beton verarbeitet, und dabei dem Beton eine markante Qualität zu geben, war die Ausgangssituation beim Bau des Einfamilienhauses Rohner im österreichischen Lauterach. Entstanden ist dabei eine markante Fassaden mit Wellen in Sichtbeton.

Der Baukörper reagiert auf die zweiseitig verlaufenden Straßenzüge mit einem einfachen L-Körper. Straßenseitig präsentiert sich das Gebäude als massiver zweigeschossiger Körper. Gartenseitig spannt der L-Körper einen geschützten Gartenraum auf, in dem sich ein natürlicher See einfügt. Ziel war es eine Fassadenhülle zu entwerfen, die schalltechnisch vom hektischen Straßenlärm schützt und gleichzeitig eine ruhige wärmende Rückwand zum Garten hin bietet.

Beton

Die Wellen in den Betonplatten und ihre haptischen Qualitäten beleben die strenge Geometrie. Intensiviert wird die Wirkung der Betonplatten durch die Reduktion auf wenige gestaltungsprägende Elemente.
Amorphe Betonplatten herzustellen, die sich in eine dritte Dimension erweitern, ohne aufwendige Matrizen oder Negativschalungen, stellt den Grundsatz dieser Bauaufgabe dar. Die Herstellung gleicht einer konventionellen Schalung und wird lediglich durch formgebende Sperrholzstreifen und einer Latexschicht ergänzt. Die Struktur der Fassadenplatte ist durch die Schalung beliebig veränderbar und erhält eine äußerst glatte Oberfläche. Durch ungleichmäßiges Einbringen vom Beton bilden sich unterschiedlichste Wellenformen. Dadurch wird jede Platte zum Unikat.

Im Haus finden neben den Räumlichkeiten der Familie ein Blumengeschäft sowie eine externe Einliegerwohnung ihren Platz. Durch das Raumprogramm schneiden sich vier Öffnungen in die Betonschale. Hierdurch entsteht ein überdeckter Eingangsbereich für Haus und Geschäft, eine windgeschützte Loggia für die Wohnung, eine überdeckte Terrasse beziehungsweise ein baulicher Sonnenschutz für den Wohnbereich und ein Innenhof im Obergeschoss für die Schlafräume. Neben diesen Öffnungen fügen sich raumhohe Fenster ein, die spezielle Sichtbeziehungen mit den nahen Gebirgszügen ermöglichen. Die Materialsprache ist, entsprechend dem Baukörper, sehr reduziert und verleiht dem Innenraum Ruhe und Stärke.

Die Qualität des Betons ist seine Materialität, Plastizität und Härte. Durch die flüssige Verarbeitung unterscheidet er sich grundsätzlich von anderen am Bau verwendeten Materialien. In der Geometrie der Schalung verfestigt sich der Beton. Es gilt eine Schalung zu entwickeln, die die Möglichkeiten des erstarrenden Materials ausnutzt, um dessen Qualitäten zum Ausdruck zu bringen. Das Material erstarrt in einer flexiblen, „industriellen Schalung" und erschließt für den Bau einen neuartigen Umgang mit der Plastizität des Betons. Mit Streiflicht und Schattenspiel nimmt die Fassade Volumen an und verändert sich fortlaufend durch die wechselnden Lichtverhältnisse. Die amorphen Formen wechseln mit dem Sonnenstand ständig das Schattenspiel auf der Oberfläche.

Der Bauherr, der selbst die unterschiedlichsten Betonprodukte herstellt, wollte ein Gebäude mit möglichst vielen „eigenen" Betonelementen. So wurde der Keller als WU-Betonwanne konstruiert, die Geschoßdecken aus Stahlbeton hergestellt und die Wände der beiden Obergeschoße mit Betonziegeln errichtet. Im Anschluss wurde das Gebäude vollkommen gedämmt und die hinterlüfteten Fassadenplatten über Stahllaschen verankert. Die Heizung des Gebäudes erfolgt über eine Grundwasser-Wärmepumpe. Warmwasseraufbereitung funktioniert über die Solaranlage am Dach. Im Wohn-Esszimmer kann mit einen Einsatzofen zusätzlich temperiert werden.

Durch die Produktion der Fassadenplatten zeitgleich zum Rohbau konnte „wertvolle" Zeit eingespart werden. Die schnelle Montage der 354m² Betonfassade war ausschlaggebend für die Realisierung. Ein natürlicher Baustoff der auch mit zeitlicher Patina für Freude sorgen wird.

Quelle

Bilder und Textmaterial mit freundlicher Genehmigung von opuc C | 5.2007

Bildnachweis: opus C

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