Beton.org Betonbau Architektur Objektdatenbank Eingangsdach der Heliopolis University in Cairo/Ägypten
Dipl.-Ing. (FH) Markus Preller, Düsseldorf
Heliopolis University (Sekem Group), Cairo/Ägypten
Winfried Reindl, Freier Architekt, Karlsruhe (Entwurfsplanung); Sekem Building Construction Dept., Ägypten (Bauausführung)
2009
Cairo/Ägypten
Hybridbauweise - bewehrter Beton auf Stahlstützen
Die Geometrie der Haupt-Bewehrungslagen folgt den Trajektorien und bildet radiale und strahlenförmige Muster
Die Heliopolis University Cairo (HUC) ist die erste nicht-staatliche und nicht-kommerzielle Universität in Ägypten überhaupt.
Die Universität arbeitet dabei interdisziplinär mit Industrieunternehmen und anderen Hochschulen auf nationalem und internationalem Niveau eng zusammen. Nur so kann eine Atmosphäre erzeugt werden, in der die Studenten zum eigenmotivierten Lernen angeregt werden und sich ihre Fähigkeiten kreativ und sozial verantwortungsvoll ausprägen können.
Der Masterplan für den HUC-Campus wurde 2005 von Markus Preller in Zusammenarbeit mit Winfied Reindl erstellt. Für 3000 Studenten sollen auf einem Grundstück nahe des Internationalen Flughafens im Nordosten Kairos auf einer Fläche von ca. 50.000 m² alle zum Betrieb der Universität benötigten Anlagen und Einrichtungen erstellt werden.
Dazu gehören die Gebäude der Fakultäten der Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften, Pharmazie, Landwirtschaft, der Freien Künste sowie Verwaltungsbauten, ein Audimax , Mensa und Zentralbibliothek.
Das Schattendach als Eingangssituation der Heliopolis University Cairo und repräsentativer Haupteingang soll nach außen die Idee und das Konzept der HUC versinnbildlichen: freedom-responsibility-excellence.
Daneben dient es dem Personal und den Studenten der HUC als Sammelpunkt, um im Schatten auf die diversen Transportmöglichenkeiten zu warten, oder als Treffpunkt für Aktivitäten im Außenbereich.
Das Dach selbst überspannt eine Fläche von ca. 140 m² über Grund. Die 15 cm starke Schale aus stahlbewehrtem Beton ruht auf 13 jeweils individuell verkippenden Stahlstützen aus 200 x 4 mm Rundrohr, die über durchlaufende Bewehrungsstränge und aufgeschweißte Kopfbolzen in die Fundamente und das Schalentragwerk eingebunden sind (Hybridbauweise). Die Anwendung von Kopf- oder Scherbolzen als Verbindungsmethode zwischen Stahlbauteilen und Beton ist bislang in Ägypten einmalig.
Eine weitere Besonderheit des Bauwerks besteht in der Geometrie der Haupt-Bewehrungslagen, die die Zugspannung in Ober- und Unterseite der ca. 15 cm starken Betonschale aufnehmen müssen.
Sie folgen den Trajektorien, d.h. die Stahlstränge sind nicht, wie üblich, der Einfachheit halber in einem Raster angeordnet, sondern bilden radiale und strahlenförmige Muster. Dadurch kommt es zu einer deutlichen Einsparung an Bewehrungsstahl und damit der Materialkosten, somit auch zu einer Verringerung der Eigenlast der Tragschale.
Die Schale ist leicht doppelt gekrümmt und folgt ausschließlich den ästhetischen Wünschen des Bauherren, was eine besondere Herausforderung an Detailplanung und Konstruktion darstellte, die jedoch bewältigt werden konnten. Es wurde eine optimale Krafteinleitung über die Anwendung der Kopfbolzen erreicht, die Drehmomente an den oberen Stützenenden konnten über das Einbringen einer 25 mm starken Stahlplatte, die als zeitgemäße Variante eines klassischen Säulen-Kapitells gelten kann, aufgefangen werden. Die Fundamente mussten außerdem den lokalen Anforderungen der Erdbebensicherheit gerecht werden.
Bildnachweis: Markus Preller, Düsseldorf
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