David Chipperfield Architects, London
Ernsting’s Bau & Grund GmbH & Co. KG, Coesfeld
Martin Ebert (Projektarchitekt); ARUP GmbH / Jane Warnick Associates (Tragwerksplanung); E. Heitkamp GmbH, NL Dortmund (Generalunternehmer); Hering Bau GmbH & Co. KG, Burbach-Holzhausen (Betonfertigteile)
2002
Coesfeld-Lette, Industriestraße 1
Stahlbetonkonstruktion
Architekturpreis Beton 2005 - Lobende Erwähnung
Was beim Verwaltungsgebäude auf den ersten Blick beeindruckt, ist die Großzügigkeit der Anlage, ihre ruhige Selbstverständlichkeit.
Wenn auch die Grün- und Gartenflächen von weiteren Bauten eingefasst sind, so gelang es doch im Zusammenspiel der gleichförmigen Rhythmen der Loggien und der sanft gewellten Hügel, ein optisch weiträumiges Areal zu schaffen, das Campuscharakter hat und eher an Einkehr und Kontemplation erinnert als an den Versandhandel und dessen Verwaltung.
Die offen gestalteten Eingangs- und Übergangszonen tragen mit dazu bei, der gesamten Anlage auch im Detail das Aussehen eines Pavillons zu geben. Überall wird sofort der Bezug zum Freiraum hergestellt. Atrien, die auch im Inneren das Gebäude gliedern, unterstützen diese Wirkung.
Die zweigeschossige Stahlbetonkonstruktion aus Flachdecken und Stützen in Ortbeton erhielt ein quadratisches Raster von 8,1 mal 8,1 Metern. Die Geschosshöhe beträgt 4,2 Meter.
Die Betondecken sind durchgehend 32 Zentimeter stark und ermöglichen eine freizügige Nutzung der einzelnen Ebenen. Die Stützen erhielten scharfe Kanten, die Eckpfeiler wurden jeweils als Rundstützen ausgebildet.
Das Dach des großen Atriums besteht aus kreuzförmig angeordneten Trägern aus weißen Betonfertigteilen. Die Belichtung erfolgt mit einem 2,4 Meter hohen Lichtband. Mittelpunkt des Empfangsfoyers ist das Relief „Eichenbaum“ von Ludwig Gies.
Als weitere Blickpunkte fallen die einheitlich weißen Garderobenmöbel und die frei schwingende Stahltreppe auf. Ein Terrazzoboden, klassisch mit Edelstahlschienen unterteilt, betont den repräsentativen Charakter der Eingangshalle.
Die Betonrahmen der Loggien stehen auf separaten Fundamenten. Die Fertigteile sind anthrazitfarben eingefärbt und ihre Oberflächen sind gesäuert. Um die horizontale Leichtigkeit der Konstruktion zu unterstreichen, ist eine Sichtfuge von 70 Zentimetern unter dem Rahmen vorgesehen, die bewirkt, dass das Gebäude zu schweben scheint.
Der Unternehmer Kurt Ernsting hat im münsterländischen Coesfeld – ähnlich wie im Süden Rolf Fehlbaum für Vitra – planmäßig ein Architekturensemble geschaffen, das seinesgleichen sucht. Mit Santiago Calatrava, Fabio Reinhart und Bruno Reichlin sowie Johannes Schilling setzte er sehr zielstrebig einen Architekturpark in die Landschaft, der jetzt um das ambitionierte Werk von David Chipperfield Architects erweitert wird.
Die Jury war angetan von der klaren Grundrissstruktur und hob die flexiblen Raumzuschnitte hervor, die es ermöglichen, das Gebäude in Teilen unterschiedlich zu nutzen. Die großformatigen Betonfertigteile unterstreichen den großzügigen Charakter
der Gesamtanlage und die harmonischen Proportionen. Im landschaftlichen Bezug mit vielen Durchblicken und den akzentuierenden Höfen sah sie zudem einen beispielhaften Beitrag zur Gestaltung der Arbeitsatmosphäre im Ernsting’schen Verwaltungsgebäude.
Bildnachweis: Christian Richters, Münster
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