AFF architekten, Berlin
Land Berlin, vertreten durch das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro BauArt, Berlin
Haustechnik: PIN Planende Ingenieure GmbH, Berlin
Landschaftsarchitektur: Landschafts.Architektur Birgit Hammer, Berlin
Rohbauarbeiten: Schälerbau, Berlin
Betonfertigteilwerk: Dahme Fertigteile, Berlin
Kunst am Bau: „Kopfbaum“, Barbara Wille, Berlin
2017
Berlin
Der skulpturale Einsatz der Betonkonstruktion innen
Das Knickmotiv
nominiert DAM Preis für Architektur in Deutschland 2019
(Nicht nur) in Berlin ist der Schulbau ein großes Thema. Im Feld zwischen Meldungen zu gefährlich vernachlässigten Schulbauten einerseits und einer Vielzahl von Instandsetzungen oder Neubauten andererseits sticht die Erweiterung des Arndt-Gymnasium der schulbauerfahrenen AFF architekten als klares Positiv-Beispiel heraus.
Die Rückseite des Schul-Grundstücks wird von einer Seitenstraße namens „Am Schülerheim“ eingefasst. Diese Bezeichnung liefert ein Indiz für die Entstehungsgeschichte; hier entstand 1908 ein reformpädagogisches Internat im Berliner Villenvorort Dahlem. Wilhelm und Friedrich Hennings bauten sehr zeitgemäß im moderaten Jugendstil; heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Daran und an die lockere Villenbebauung knüpften die Architekten ihren Entwurf für die Erweiterung des Gymnasiums mit 750 Schülern und Schülerinnen, mit dem sie 2011 den Wettbewerb gewannen. Der dreigeschossige Neubau ergänzt den Bestand und fasst als dritter Flügel eine Außenfläche ehrenhofartig ein. Das Ergänzungsgebäude wird als eigenständiger Baukörper wahrgenommen, unterstreicht aber gleichzeitig die Würde des Altbaus, indem es bei einer deutlich niedrigeren Traufhöhe bleibt und tief im Grundstück platziert ist. (Eine Zweifeld-Sporthalle soll das Ensemble in einem weiteren Bauabschnitt vervollständigen.)
Der kompakte Neubau dockt an den Bestand an; in den Obergeschossen existieren Übergänge zwischen Alt und Neu. Im großflächig verglasten Erdgeschoss entsteht ein Durchgang zwischen dem innenliegenden Schulhof und einem straßenseitigen Vorplatz. Insgesamt drei Plätze entstanden durch die Ergänzung; der Bezug zum Außenraum und der weitestgehende Erhalt der alten Bäume waren wichtige Entwurfskriterien. Der eigenwillige Knick, den der Neubau an seiner hoforientierten Fassade beschreibt, war die Reaktion auf eine geschützte Eiche, die dort umfahren werden sollte. Sie musste zwar inzwischen gefällt werden, hinterlässt so aber bauliche Spuren, außerdem auch in einer Kunst-am-Bau-Intervention: Dort, wo die Zweige die Fassade berührt hätten, sind Scheiben des originalen Stamms in die Wand eingelassen.
Die Stahlbetonkonstruktion ist außen hellgrau verputzt und mit unterschiedlichen Besenstrichstrukturen versehen, was dem eher nüchternen Kubus eine unaufdringliche Eleganz gibt. Die Fensterrahmungen aus Betonfertigteilen nehmen den charakteristischen Knick des gesamten Gebäudes auf und abstrahieren noch einmal das Baummotiv. Im Inneren ist die Betonkonstruktion an vielen Stellen sichtbar geblieben; der raue Charme findet „Gegenspieler“ in den sandfarbenen Ausbauelementen, die in einem leichten Metallic-Effekt gestrichen sind. Das Herzstück sowohl räumlich als auch als Begegnungszone ist eine Sichtbeton-Treppenskulptur, die diese Bezeichnung eindeutig verdient. Sie verbindet alle Ebenen des gebäudehohen Atriums, das durch Oberlichter natürlich belichtet wird. Neben den ästhetischen Qualitäten, die Beton bietet, entschieden sich die Architekten auch aus praktischen Gründen für den Baustoff: „Selbstverständlich war für uns das Thema Nachhaltigkeit und die Weiter- beziehungsweise Wiederverwendbarkeit des Materials ein großes Thema“, erklärt die Projektleiterin Francesca Boninsegna.
Bildnachweis: Hans-Christian Schink, Berlin
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