Peter Bastian Architekten, Münster
Bischöfliches Generalvikariat Münster
Gantert und Wiemeler Ingenieurplanung, Münster (Tragwerksplanung); Zonzalla Ingenieure, Münster (Technische Gesamtplanung); Hansen Ingenieure, Wuppertal (Bauphysik); Gödde, Wadersloh (Betonarbeiten)
2012
48147 Münster, Piusallee 89
Die Studierenden der Katholischen Fachhochschule Münster sind begeistert von ihrem neuen Hörsaalgebäude. Statt sich wie früher wegen beengter Platzverhältnisse auf den Böden und Fensterbänken niederlassen zu müssen, finden sie in dem hellen Neubau genügend Raum. Im Auditorium maximum stehen 200 Plätze zur Verfügung, in vier neuen Seminarräumen nochmals je 40. Alle Räume sind mit moderner Licht-, Ton-, Medien- und Präsentationstechnik ausgestattet, der große Saal wird zusätzlich automatisch be- und entlüftet. Geplant wurde das Gebäude von Peter Bastian Architekten, die zuvor den bereits 2004 ausgelobten Wettbewerb gewonnen hatten.
An der nordwestlichen Ecke des Hochschulgeländes, auf einem ehemaligen Parkplatz gelegen, schließt der im Grundriss rechteckige Erweiterungsbau direkt an die westliche Schmalseite des mäanderförmigen Bestandsgebäudes an. Durch diese Anordnung ist es gelungen, die früher hinter Bäumen und Sträuchern versteckte Fachhochschule näher an die Straße zu rücken und ihr eine neue Präsenz zu verleihen – und das ganz ohne aufdringlich zu erscheinen. Wie der Bestand ist der Neubau mit einer Bruttogeschossfläche von 1.714 m² zweigeschossig ausgebildet, unterscheidet sich aber in der Ausformung deutlich von ihm. Die Gestaltung basiert auf einem durchgängigen Raster, das mit dem Altbau kompatibel ist, durch eine asymmetrische Unterteilung aber weder eintönig noch streng wirkt: In den Fassaden wechseln sich schmale Betonlisenen mit Glasfeldern ab, Teilflächen sind komplett geschlossen, aber durch schmale Fugen auf die gleiche Weise unterteilt.
Die Erschließung erfolgt von der Südseite, die zum Campus der Fachhochschule ausgerichtet ist. Hinter einer schmalen Arkade befindet sich der von der Fassadenebene zurückgesetzte Haupteingang, dahinter öffnet sich das großzügige Foyer nach Norden, das wie der Hörsaal zweigeschossig ausgebildet ist. Rechts und links vom Eingang ist jeweils ein Seminarraum angeordnet. Nicht massive Trennwände, wie sie beispielsweise zwischen Foyer und Hörsaal angeordnet sind, bestehen aus MDF-Platten mit dunklem Holzfurnier aus Räuchereiche. Sie weisen das gleiche Fugenbild auf wie die Fassaden. Im Kontrast dazu und dem gleichfalls mit Räuchereichenparkett bedeckten Boden sind die seitlichen Wände weiß verputzt. Weiß gestrichen sind auch die schräg angeordneten Gipskartonplatten zwischen den scharfkantig ausgeführten Sichtbetonträgern der Deckenkonstruktion. Diese verlaufen in einem Abstand von je einem Meter quer zur verglasten Eingangsfront. Hinter den abgehängten Deckenfeldern verlaufen die technischen Installationsleitungen. Türen und Fenster sowie die Treppenstufen ins Obergeschoss sind ebenfalls aus dunkler Räuchereiche gefertigt. Die reduzierte Materialwahl zieht sich durch das gesamte Gebäude und verleiht ihm eine edle Erscheinung.
Im Wettbewerb waren außer dem Hörsaalgebäude noch zwei Bibliotheksbauten auf der nördlichen Längsseite des Bestandsgebäudes geplant. Ob sie umgesetzt werden, ist allerdings ungewiss.
Die zweigeschossige Massivkonstruktion besteht aus scharfkantig ausgeführten Sichtbetonfertigteilen. Geschosshohe Lisenen von 0,50 m Tiefe und 0,25 m Breite bilden die vertikale Struktur des Gebäudes, dazwischen liegen 1,00 m breite Glasfelder bündig zur Innenseite. Horizontal verläuft je ein stützenbreiter Querbalken über die gesamte Fassade. Die Nordfassade besteht als Einzige durchgängig aus Glasfeldern (14) und Betonlisenen im Wechsel, die Westfassade ist bis auf einen Notausgang gänzlich geschlossen. Zur Piusallee zeigt die Ostfassade nur im vorderen Bereich des Seminarraumes Glasfelder, auf der Südfassade sind die Lisenen als Stützen ausgeführt.
Die jeweils an den Gebäudeecken liegenden Betonelemente sind breiter ausgebildet, ebenso der obere Gebäudeabschluss. Insgesamt besteht der Wandaufbau aus zwei Schalen mit dazwischen liegender Dämmung. Die Farbe der Fertigteile resultiert aus der mittelgrauen Spliteinstreuung, die dem Beton beigegeben wurde. Sämtliche Außenwandflächen wurden geschliffen, aber weder hydrophobiert noch lasiert.
Bildnachweis: Roland Borgmann, Münster
Social Stream
Instagram
Linkedin
Youtube
Folgen Sie uns auf: