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Erweiterung Landesmuseum Zürich

Christ & Gantenbein, Basel; Mona Farag (Gesamtprojektleiter), Anna Flückiger (Projektleiter KGSF), Daniel Monheim (Projektleiter Neubau)

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Bemessung Rohstoffe Sichtbeton Schalung

Architektur

Christ & Gantenbein, Basel; Mona Farag (Gesamtprojektleiter), Anna Flückiger (Projektleiter KGSF), Daniel Monheim (Projektleiter Neubau)

Bauherr

Schweizerische Eidgenossenschaft vertreten durch das Bundesamt für Bauten und Logistik BBL

Projektbeteiligte

Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich (Landschaftsarchitektur); ARGE Generalplaner SLM Proplaning / Christ & Gantenbein (Generalplanung); Peter Guggisberg (Oberbauleiter), Mike Sütterlin (Bauleitung Neubau); WGG Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel und Proplaning, Basel (Tragwerksplanung Neubau); Stokar + Partner, Zürich (Haustechnik-/HLKSE-Koordination)

Jahr

2015

Ort

Zürich, Museumstraße 2

Beschreibung

Direkt am Hauptbahnhof gelegen und von den Flüssen Limmat und Sihl umrahmt, könnte man das Landesmuseum Zürich für ein prächtiges mittelalterliches Schloss halten. Das ab 1891 nach einem Entwurf von Gustav Gull im historisierenden Stil errichtete Bauwerk wird seit einigen Jahren in mehreren Etappen saniert. Jetzt hat es eine Erweiterung erhalten, die den Platzmangel des Museums behebt und gleichzeitig das Ensemble mit zeitgenössischer Sichtbetonarchitektur eindrucksvoll vervollständigt. Die Planung für Sanierung und Anbau stammt von den Architekten des Baseler Büros Christ und Gantenbein, die den zuvor ausgelobten Wettbewerb gewonnen hatten.

Mit der Entscheidung, alt und neu direkt miteinander zu verbinden, nahmen sich die Architekten einer schwierigen Aufgabe an. Wie konnte man angemessen auf Gulls Märchenarchitektur reagieren? Und wie einen Übergang zwischen dem historisierenden und dem angestrebten zeitgenössischen Stil schaffen? Die Bedingungen vor Ort dienten ihnen schließlich als Ausgangspunkt: Sie platzierten den Neubau mit Rücksicht auf die Bäume und Wege der angrenzenden Parkanlage Platzspitz und dockten ihn an zwei Endpunkten an den Gull-Bau an. Das Ergebnis ist eine gezackte Grundrissform, die an einen Blitz erinnert.

Die bewegte Dachlandschaft des Bestands führten die Architekten bei der Erweiterung als Faltungen und Schrägen fort. Der weitgehend geschlossene Baukörper – moderne Museumsbauten benötigen kaum natürliches Licht – wirkt dadurch wie eine Skulptur. Einige wenige kreisrunde Fenster erlauben den Ausblick auf die Parklandschaft und erleichtern den Besuchern die Orientierung im Gebäude. Zentrales Element des Entwurfs ist die Brücke, die dort entstanden ist, wo der Bau gewissermaßen „vom Boden abhebt“. Sie überspannt eine Distanz von etwa 50 Metern und erlaubt den Durchgang vom Innenhof zum Park.

Außen wie innen dominiert Sichtbeton den Erweiterungsbau. Geschliffene Betonböden, die eine Interpretation der Terrazzoböden des Altbaus darstellen, und offen liegende Technikelemente an den Decken schaffen eine raue, fast industriell anmutende Atmosphäre. Sie soll dazu beitragen, die Ausstellungsräume in „museale Werkhallen“ zu verwandeln, die eine vielfältige Bespielung erlauben.

Beton

Die zwischen 80 und 100 cm dicken Außenwände sind zweischalig aufgebaut. Die tragende Innenschale besteht aus Recyclingbeton, darauf folgt eine Dämmschicht, dann die äußere Schale aus einem eigens entwickelten Tuffsteinbeton. Um die Gesteinskörnungen stärker sichtbar zu machen, und damit den Bezug zum Altbau mit seinen Tuffsteinwänden herzustellen, wurde die Fassade abschließend unter Hochdruck wassergestrahlt.

Das exakte Schalungsbild haben die Planer ebenso erarbeitet wie die Rezeptur des Tuffbetons. Dabei spielten sowohl die Menge und das Verhältnis der zugegebenen Tuff- und Kalksteinanteile als auch der ideale Wasserzementwert eine Rolle; auch der Herkunftsort des Zements wurde berücksichtigt. Die Rezeptur musste präzise berechnet, in Versuchen geprüft und schließlich auf der Baustelle genau umgesetzt werden. Schwierig war das auch deshalb, weil der beigemischte Tuffstein sehr viel Wasser saugt. Vor dem Einbringen des Betons wurde das Wasserzement-Verhältnis daher bei jeder Lieferung überprüft. Für die richtige Konsistenz zum Einbringen und Verarbeiten des Betons sorgten dann je nach Bedarf Verzögerer, Stabilisatoren, Luftporenbildner und Verflüssiger.

Kleinformatige, klassische Schaltafeln mit einer Breite von 50 cm wurden auf die Trägerschalung montiert. Das Betonieren erfolgte dann in Etappen mit einer Höhe von jeweils maximal 2,50 m und einer Breite von maximal 8,00 m. Auf diese Weise ließ sich die Betonmasse gleichmäßig verdichten. Nach Fertigstellung zeichnen sich die Schaltafelränder wie feine Bleistiftstriche ab, die Betonierabschnitte sind an den nicht überall horizontal durchlaufenden, sondern verspringenden Schalungsstößen erkennbar.

Eine besondere Herausforderung bestand darin, dass die äußere Schale keine Bewegungsfugen aufweisen sollte. Sowohl das Schwinden beim Abbinden als auch temperaturabhängige Bewegungen der Betonwände mussten also schon bei der Konzeption berücksichtigt werden. Zwischen den einzelnen Betoniergängen wurden daher Schwindgassen vorgesehen, die erst nach Abschluss des Schwindvorgangs – etwa ein halbes Jahr nach der Betonage – geschlossen wurden. Eingebaute Hohlräume kompensieren die Verformungen über Biegebewegungen der äußeren Schale; Gleitfolien zwischen tragender Wand und Sichtbetonfassade gewährleisten die unabhängige Bewegung der beiden Schalen.

Die Außenwände sind aber nicht nur optisch und technisch bemerkenswert, sie sind auch mit dafür verantwortlich, dass sich der Erweiterungsbau als erstes Museum des Landes mit dem höchsten Label des Schweizer Gebäudezertifizierungssystem, dem Minergie-P Eco, schmücken darf. -chi

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Roman Keller, Zürich

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