Auer + Weber Architekten, München
ESO European Southern Observatory, München
Dominik Schenkirz, Philipp Auer (Projektleitung); Robert Giessl, Michael Krüger, Charles Martin (Mitarbeiter); Mayr + Ludescher, München (Tragwerksplaner); HL-Technik AG, München (Haustechnik); Lanxess Deutschland GmbH Business Unit Inorganic Pigments, Krefeld (Betonpigmente)
2002
Area Cerro Paranal/Chile
eingefärbter Sichtbeton
Auf 2600 Metern Höhe am Cerro Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste liegt das European Southern Observatory (ESO). Das ESO Hotel direkt in der Nähe ist ein Gästehaus für die Wissenschaftler und Techniker, die zu Forschungszwecken für eine bestimmte Zeit im Observatorium der Europäischen Südsternwarte arbeiten.
Gestaltet wurde das Bauwerk vom Münchner Architekturbüro Auer + Weber Architekten. Der monolithisch wirkende Bau fügt sich durch den mit Eisenoxid pigmentierten Sichtbeton perfekt in die an eine Marslandschaft erinnernde Wüste. Das thermisch träge Verhalten der massiven Betonstruktur wirkt sich günstig auf die Temperierung der Innenräume aus, da die extremen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht abgepuffert werden. So kann die im Laufe des Tages im Beton gespeicherte Wärmeenergie nachts nach und nach ans Gebäudeinnere abgegeben werden, so dass ein angenehmes Raumklima entsteht. Um das Bauvolumen mit der umgebenden Landschaft förmlich verschmelzen beziehungsweise wie ein Stück verfestigte Landschaft in Erscheinung treten zu lassen, wurde durchgefärbter Beton verwendet, statt ihn anzustreichen. So konnte das reduzierte äußere Erscheinungsbild des ESO Hotels durch die perfekte Farbanpassung an die Umgebung noch verstärkt werden. Und das bei erstaunlich niedrigen Baukosten von 8,7 Millionen Euro. Diese relativ geringe Bausumme ist zum einen durch eine planerisch-logistische Meisterleitung als „work-package“ und zum anderen durch das Ausführungskonzept eines „veredelten Rohbaus“ zu erklären. So wurde eine künstliche Oase geschaffen, in der man sich nach getaner Arbeit erholen kann. Das Hotel verfügt über 120 Zimmer sowie weitere Räume wie ein Restaurant, eine Lounge, einen Swimming Pool, ein Fitness Center und eine Bücherei.
In der von starken Fallwinden geprägten Einöde wirkt der Bau, der in der Wüste von Atacama steht, wie ein durch Erosion freigelegtes großes Plateau. Das Gebäude hat nur eine Fassade in Richtung Pazifik und der untergehenden Sonne. Hier auf der windabgewandten Seite liegen alle Hotelzimmer und Büros. Die Absicht der Architekten war es, einen Ort zu schaffen, der von der Geschwindigkeit einer sich ständig fortentwickelnden Technologie, wie sie bei den benachbarten Teleskopanlagen zu beobachten ist, unabhängig erscheint. Den Wissenschaftlern werden nach der anstrengenden Forschungsarbeit im Observatorium die notwendigen Annehmlichkeiten und Regenerationsmöglichkeiten im Sinne einer Oase geboten. Die warme erdverbundene Farbe des Betons unterstreicht diesen Konzeptansatz. Farbe als Teil der Architektur.
Die Pigmentierung wurde beim ESO Hotel direkt auf der Baustelle vorgenommen. Ein etwas riskantes Unterfangen, da man sich bei der Sichtbetonkonstruktion niemals sicher sein konnte, dass es durch die Pigmentierung vor Ort nicht zu unerwünschten Farbveränderungen kommen würde. Umso überraschender war das unerwartet gute Ergebnis: Gerade die anfänglich befürchteten Unregelmäßigkeiten schufen angenehm changierende, gut mit den wechselnden Tönungen der Wüste korrespondierende Oberflächen. Verwendet wurden Betone der Druckfestigkeitsklassen C20/25 und C27/37, zur Einfärbung wurden das Pigment Bayferrox 600 N in der Dosierung von 2,3% bezogen auf den Zement verwendet.
Bildnachweis: opus C / Lanxess / Roland Halbe
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