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Feuerwehrhaus Vierschach in Südtirol

Pedevilla Architects, Bruneck

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Sichtbeton Leichtbeton Wärmedämmung Schalung

Architektur

Pedevilla Architects, Bruneck

Bauherr

Gemeinde Innichen

Projektbeteiligte

Ingenieurteam Bergmeister, Vahrn, Bozen (Ingenieurleistungen)

Jahr

2016

Ort

Vierschach, Innichen, ustertaler Staatsstraße

Beschreibung

Traditionelle Urlaubsregionen wie das Südtiroler Hochpustertal sind nicht gerade für ihre moderne Architektur berühmt. Dass es sie dennoch gibt, zeigt sich unter anderem in Vierschach. In dem nur rund 300 Einwohner zählenden und zur Gemeinde Innichen gehörenden Dorf haben Pedevilla Architekten aus Bruneck einen Neubau geschaffen, der sich in Form, Farbe und Material zwar deutlich von der hier üblichen Bauweise abhebt, sich aber trotzdem sowohl in die gewachsene Dorfstruktur als auch die beeindruckende Berglandschaft einfügt. Das Gebäude beherbergt eine Feuerwache und einen Gemeindesaal. Statt vorspringendem Giebeldach besitzt es ein Flachdach, statt Holzverkleidung und weißem Putz ist es komplett in rötlichgrauen Sichtbeton gehüllt.

Aufgrund der Hanglage zeigt sich der kantig-reduzierte Bau auf der Südseite zur Hauptstraße hin zweigeschossig, nach Norden eingeschossig. Die obere Ebene wird über eine außen liegende Wendeltreppe erschlossen. Obwohl frei zugänglich ist sie wettergeschützt in eine Gebäudenische integriert. Im unteren Geschoss ist die Fahrzeughalle mit Funktions- und Nebenräumen untergebracht, darüber befindet sich ein großer Schulungsraum, der auch extern – zum Beispiel von Vereinen – genutzt werden kann. So unterschiedlich wie die Funktionen ist auch der Innenausbau der beiden Geschosse: Während Wände und Decke der Feuerwache aus roh belassenem, rot gefärbtem Beton bestehen, ist der Saal im Obergeschoss vollständig mit Zirbenholz ausgekleidet und kann bei Bedarf mit Vorhängen aus heimischem Loden abgedunkelt werden.

Die pulverbeschichteten Metallrahmen der Fenster und Türen sowie das Treppengeländer sind von brauner Farbe, die mit dem Rotgrau des Betons harmoniert. Darauf abgestimmt sind auch die bräunlich getönten Sonnenschutzverglasungen. Mit unterschiedlichen Heizsystemen sowie einer kontrollierten Be- und Entlüftung wurde auf die verschiedenen Nutzungen der Räumlichkeiten reagiert (Umkleideräume 17°C, Nebenräume 10°C, Fahrzeughalle 5°C).

Beton

Die Feuerwache umhüllt eine Fassade aus rot eingefärbtem Leichtbeton, dem als künstliche Gesteinskörnung. Blähton zugegeben wurde. Die Architekten entschieden sich für eine Ausführung als gefügedichter Leichtbeton der Druckfestigkeitsklasse LC 16/18, bei dem die Hohlräume zwischen den Körnungen mit Zementleim gefüllt sind. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,4 W/mK erreicht er nicht ganz so gute Dämmeigenschaften wie haufwerksporiger Beton. Da sich der Wert der Wärmeleitfähigkeit jedoch nur auf den 28 Tage alten Beton bezieht, dieser danach aber noch weiter austrocknet, erwarten die Planer, dass sich der Wert in zwei bis drei Jahren halbiert.

Um das gewünschte monolithische Erscheinungsbild zu erzielen, wurde auf eine Dämmung verzichtet, stattdessen die Außenwände in einer Dicke von 60 cm ausgeführt. Der für den Beton verwendete Hochofenzement CEM III/A enthält neben Portlandzementklinker auch einen großen Anteil Hüttensand und zeichnet sich durch eine geringe Hydratationswärme aus. Die diversen und gleichzeitig hohen Anforderungen an den Leichtbeton machten Eignungsprüfungen, etwa zur Bestimmung des geeigneten Wasserzementwertes und zur gewünschten Konsistenz sowie eine lückenlose Qualitätskontrolle erforderlich.

Der Betoniervorgang stellte ebenfalls hohe Anforderungen und war insgesamt sehr arbeitsintensiv. Aufgrund der geringen schwingenden Masse des Blähtons war die Wirkung des Innenrüttlers beim Verdichten auf einen kleinen Radius beschränkt. Die Eintauchstellen mussten daher näher beieinander liegen, als dies bei Normalbeton der Fall gewesen wäre. Gleichzeitig wurde beim Einbringen nicht zu lange gerüttelt, um der Gefahr einer Entmischung vorzubeugen. Der Verzicht auf Bewegungsfugen kommt nicht nur dem homogenen Erscheinungsbild des Gebäudes zugute, er soll auch dessen Haltbarkeit erhöhen.

Die Außenwände wurden mit herkömmlichen Schaltafeln geschalt. Die Südfassade entspricht in der Höhe exakt vier Schaltafeln, an der Nordfassade sind es zwei. In der Horizontalen wurde auf ein spiegelsymmetrisches Schalungsbild geachtet. Da sich die Aussparungen in diese Gliederung fügen, wirken die Gebäudeansichten sehr harmonisch. Abschließend wurden die Außenflächen etwas nachgeschliffen und mit einer Hydrophobierung versehen. Die Innenwände wurden aus konventionellem, aber ebenfalls rot eingefärbtem Beton errichtet; als Schalung verwendete man größere Platten mit gedrungeneren Formaten. Mit einer Dicke von etwa 30 cm bieten sie viel Masse zur Wärmespeicherung.

In der Fahrzeughalle sollten möglichst keine Stützen den Raum verstellen, weshalb dort Trägerspannweiten von bis zu 27 m realisiert wurden. Im Bereich der Tore und des Saals helfen unauffällig platzierte Stahlstützen beim Lastabtrag. Da die Betondecke über dem größten Teil der Halle gleichzeitig den Vorplatz des Saals im Obergeschoss bildet, musste ihre Oberfläche rutschsicher ausgeführt werden. Zu diesem Zweck wurde sie mit einem Hochdruckwasserstrahl mit einem Druck von über 900 Bar aufgeraut. -chi

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Gustav Willeit, Corvara

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