Enno Schneider Architekten I Prof. Dr. Schneider + Co. GmbH, Berlin
ZLP: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. in der Helmholtzgemeinschaft (DLR), Stuttgart
FIL: Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. (FhG), München
Leonhardt, Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI GmbH, Stuttgart (Tragwerksplaner/ZLP); BKSI GmbH, Stuttgart (TRAGWERKSPLANER/FIL); Enno Schneider Architekten I Prof. Dr. Schneider + Co. GmbH in Zusammenarbeit mit KUULA Landschaftsarchitekten, Berlin (Landschaftsarchitektur); HHP West Beratende Ingenieure GmbH, Bielefeld (Brandschutz); Rentschler und Riedesser Ingenieurgesellschaft mbH für Technik im Bau, Filderstadt (TGA/ZLP); Climaplan GmbH, München (TGA/FIL); Frischbeton Schwenk GmbH, Wehring (Betonhersteller); Peri (Schalung)
2013/2012
86159 Augsburg, Am Technologiezentrum 2+4
Massivbau
Zusammensetzung des verwendeten Betons
C30/37 F4 GK8 WU XD1, XC4, XA1, XF1, 6% F 9550L schwarzpig.
Zwei Nutzer, zwei Gebäudetypen, vier Materialien – so lässt sich der erste Gebäudekomplex des derzeit entstehenden „Engineering Campus Augsburg“ kurz und bündig beschreiben. Doch gerade das, was am Ende selbstverständlich wirkt, bedarf oftmals eines stringenten Konzepts. So auch hier in Augsburg in unmittelbarer Nachbarschaft zur Universität. Auf dem ehemaligen Flugplatz der Messerschmitt AG sollte für die Fraunhofer Gesellschaft (FhG) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein außeruniversitäres Forschungsinstitut zur anwendbaren Forschung im Bereich der Leichtbauproduktion und der Chemischen Technologie realisiert werden. Enno Schneider Architekten entwarfen für jeden der beiden Nutzer ein Bürogebäude und eine dazugehörende Halle, die sich in ihrer Größe unterscheiden, durch die klare Verwendung der Materialien aber optisch zu einem Ensemble verschmelzen. Die beiden Hallen wurden als Stahlleichtbaukonstruktion erbaut und an den Längswänden mit Wellblech sowie an den Giebelseiten mit Polycarbonatplatten bekleidet. Dabei greifen die Architekten das Thema der hier betriebenen Forschung auf. Diese leichten Hallen werden von den beiden in Stahlbetonskelettbauweise errichteten Bürogebäuden mit ihren vorgehängten, deutlich massiver wirkenden Fassaden flankiert.
Um die unterschiedlichen Nutzungen der dahinterliegenden Räume nach außen hin sichtbar zu machen, entwickelten die Architekten zwei verschiedene Fassadentypen. Vor den dienenden Funktionen, wie Lager, WC und Treppenhäuser, findet sich eine anthrazitfarbene Sichtbetonfassade. Sie ist nur 15 Zentimeter dick, so dass für das Einbringen des Betons nach Abzug der Bewehrungslagen und der Betondeckung nur fünf Zentimeter übrig blieben. Deshalb wählten die beteiligten Planer und Unternehmen einen schwindarmen Beton mit einem Wasserzementwert von 0,55 W/Z. Außerdem wurden sehr kleine Rüttelflaschen verwendet. Das Ergebnis ist ein sehr sauberer, farblich leicht changierender Sichtbeton, der den Gebäuden ein elegantes Aussehen verleiht.
Die Büros und Labore erhielten eine Fassade aus grauen Keramikplatten, die in den Brüstungsbereichen dicht an dicht angeordnet sind und sich vor den Fenstern in einzelne Stäbe auflösen. So fließt auf der einen Seite genügend Tageslicht ins Innere, auf der anderen Seite ist die Privatsphäre der Mitarbeiter gewahrt und die Innenräume überhitzen bei Sonneneinstrahlung nicht.
Das einzige der Fassadenmaterialien, das sich auch im Innenraum der Bürogebäude wiederfindet, ist der Sichtbeton – einmal naturbelassen für die Decken, einmal ebenfalls Anthrazit eingefärbt für einige Wände und Stützen. Die Architekten kombinierten ihn dort mit weißen Bürotrennwänden, hellem Bambusparkett und dunklem Teppichboden. Und sie zeigten, dass bei guter, vorausschauender Planung auch in einem technisch aufwändig ausgestatteten Gebäude Sichtbeton eine machbare und edel wirkende Alternative zu verputzten Oberflächen ist. Denn in den Neubauten des Zentrums für Leichtbauproduktionstechnologie (ZLP) des DLR und der Fraunhofer-Projektgruppe „Funktionsintegrierter Leichtbau“ (FIL) sitzen Schalter, Einbauleuchten und Steckdosen astrein in den Sichtbetonbauteilen.
Bildnachweis: Jochen Stüber, Hamburg; Pläne: Architekten
Social Stream
Instagram
Linkedin
Youtube
Folgen Sie uns auf: