Ott Architekten, Augsburg
Waldorfschule Augsburg
Krist GmbH, Glött (Baufirma); HeidelbergCement (Zement); Sika Deutschland GmbH, Leimen (Betonzusatzmittel); Alois Lauter oHG, Bobingen
2007
Augsburg, Dr.-Schmelzing-Str. 52
Die Freie Waldorfschule Augsburg wurde 1981 im Stadtteil Hammerschmiede errichtet. Bislang befanden sich auf dem Gelände zwei Schulgebäude, eine Sporthalle und zwei Kindergärten. Die Umstellung zu einer Ganztagesbetreuung machte einen Neubau notwendig, der verschiedene Funktionsbereiche unter einem Dach beinhalten sollte: Speisesaal mit Küchentrakt, Bibliothek, Medienraum und Warteklassenzimmer sowie Lehrerzimmer und einen Bewegungsraum.
Von außen wirkt das neue Schulgebäude wie aus einem Guss, voluminös geformt und reizvoll gefaltet. Die Außenhülle ist aus rot eingefärbtem Beton mit naturbelassener Oberfläche, auf der sich die Spuren des Herstellungsprozesses abzeichnen. Das warme Rot und die geneigten Gebäudekanten sind die vorherrschenden Merkmale des Erweiterungsbaus, im dem die Öffnungen wie Einschnitte wirken. Der Dachrand schließt bündig mit der Außenwand ab.
Die Oberflächen der Innenräume sind ebenfalls in Beton ausgeführt: wo ein Kontakt zur äußeren Schale besteht in rotem, in den anderen Bereichen in hellem grauen Sichtbeton. In einigen Bereichen wie beispielsweise dem Speisesaal gleichen die Wände einem Faltwerk und bewirken einen fast sakralen Raumeindruck.
Der Baukörper besteht aus zwei Betonschalen, die in Ortbeton ausgeführt sind, einer inneren Tragschale mit 25 cm Dicke und 12 cm Dämmung und einer äußeren rot eingefärbten Vorsatzschale mit 12 cm Dicke. Trotz des begrenzten Budgets ist die Betonqualität sehr hoch. Im Rahmen einer sorgfältigen Vorbereitung wurde im Mischwerk mit verschiedenen Farbzusatzdosierungen gearbeitet, um gleiche Frischbetonfarben der beiden Körnungen 0/16 und 0/8 zu erreichen. Zu diesem Zweck wurden Musterplatten mit der zur Anwendung kommenden Schalung und dem angewendeten Trennmittel angefertigt. Außerdem wurde mit einer doppelt so langen Mischzeit wie sonst üblich gearbeitet. Je nach Außentemperatur (es wurde im Hochsommer betoniert) und Verarbeitungsfortschritt auf der Baustelle wurde Fließmittel nachdosiert, um eine gleichbleibende Konsistenz und Verarbeitbarkeit zu gewährleisten. Immerhin galt es, 8 m hohe Wände mit nur 12 cm Vorsatzschale bei hohen Außentemperaturen herzustellen.
Verarbeitet wurde Beton der Festigkeitsklasse C 25/30, Konsistenzklasse F3, Körnung 0/16, Expositionsklassen XC4, XF, XA1, Zementsorte CEM II/A-LL 32, 5R mit dem Farbzusatz Reba color RS Rot105 F Flüssigfarbe und den Zusatzmitteln Betonverflüssiger (BV) Visco Crete 1060 / VZ 1 bzw. für die Körnung 0/8 Beton der Festigkeitsklasse C25/30, Konsistenzklasse F4, Expositionsklassen XC4, XF1, XA1.
Alle Innenraumflächen des Speisesaals sind schräge Wandflächen, die sich wie geknickte, gefaltete Papierflächen nach oben entwickeln. Der Raum mit einer Fläche von 180 m² und einer Raumbreite von 17 m ist stützenfrei. Dies wird durch das Faltwerk ermöglicht, das neben der gestalterischen auch eine statische Funktion übernimmt. Die Faltung erlaubt größere Spannweiten, als zum Beispiel mit Flachdecken. Die Betonflächen in den Innenräumen sind nicht nachbehandelt oder lasiert.
Bildnachweis: Ott Architekten, Augsburg
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