Kresing Architekten, Münster
Stadt Münster, Amt für Gebäudemanagement
Ing.-Büro Degenhardt AHW, Münster (Statik); Ing.-Büro agn Paul Niederberghaus & Partner, Ibbenbüren (HSL und Elektro); Graner + Partner, Dortmund (Akustik); Fritzinger, Troisdorf (Naturwissenschaftliche Einrichtung); Planungsbüro Steuer, Havixbeck (Küchenplanung); Umpfenbach, Münster (Bodengutachter); Arge Boomkamp + Kresing, Borne (NL) - Münster (Freianlagen); Betonwerk Lütkenhaus, Dülmen (Betonbauteile); Reckli GmbH, Herne (Schalungen und Matrizen)
2006
Münster, Dieckmannstraße
Tragende Stahlbeton-Schottenbauweise, Stahlbetondecken, Stahlbetonwände
Strukturierte Sichtbetonoberflächen
Die Planentwicklung für das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Münster stellt eine Großform dar, die auf der Grundidee der Sinnlichkeit eines Bildungsgartens basiert. Ein breites Bandgelände ist in differenzierte Felder für verschiedene Einzelnutzungen untergliedert, die sich allesamt dem Rhythmus und der Disziplin des Gesamten unterwerfen. Die „Konzentrationsfarbe“ Grün verläuft in Wellenbewegungen nicht nur durch die Gebäudeteile, sondern fließt ein aus der Natur und ab in die Natur. Innen und Außen verschwimmen miteinander, Übergänge werden fließend. Es entsteht ein neues Verständnis von Schule als Lebensbereich. Es geht nicht um Bildung als abgegrenzten Bereich, sondern um kulturelles Wachsen und Werden.
In den Innenfluren laden Wandelemente aus Sichtbeton zum Schmökern ein. Hier finden sich Literaturzitate, Formeln und Geschichtsdaten. Eine Wissenssammlung - dekorativ in Beton gegossen.
Langweilige Wände laden Schüler bekanntlich dazu ein, selbst “gestalterisch” tätig zu werden. Dem wollte das Architekturbüro Kresing aus Münster, Entwurfsverfasser des Schulneubaus, kreativ begegnen.
Der produktionstechnische Ansatz: Hochwertige Betonwände in gleichmäßiger Qualität aus dem Fertigteilwerk. Der gestalterische Ansatz: Eine Oberfläche mit sinnhafter Struktur, die Lernimpulse zu geben vermag. Rund 80 ausgewählte Elemente in Form einer Wissenssammlung aus Literaturzitaten, Formeln und Geschichtsdaten spannen den Bogen von Pythagoras über Goethe und Schiller bis zu Picasso und Beuys.
Die mit den Rohbauarbeiten beauftragte Bauunternehmung Oevermann klärte mit dem Betonwerk Lütkenhaus, wie diese Idee technisch umzusetzen ist.
Strukturierte Sichtbetonoberflächen lassen sich mit entsprechend geformten, auf die Schalhaut gelegten Matrizen erzeugen. Für die Zitatensammlung des Gymnasiums fertigte die auf Abformtechniken spezialisierte Firma Reckli aus Herne zunächst eine Mustermatrize mit mehreren Schriftgrößen und -tiefen an. Die erhabenen Lettern auf der Matrize bilden sich als prazise gestempelte Buchstaben in der Betonoberfläche ab. Lütkenhaus produzierte damit einen Musterblock für die weitere Entscheidungsfindung. Das Team des Architekturbüros Kresing legte dann mit dem Auftraggeber Layout und Schrifttyp fest.
Die Produktion unterschied sich nur unwesentlich von der normaler Doppelwandelemente; zum Abbilden der Zitate wurde die Strukturmatrize auf der Stahlschalung befestigt. Die Matrizen halten mehr als 30 Einsätze aus.
Auf den Schulfluren wechseln sich glatte Flächen, die später mit hellen Holzpaneelen verkleidet werden, mit den Zitatenwänden ab. In der Bauphase schützen Folien die Schriftflächen vor Verschmutzung. Erst beim Estrichlegen muss die Folie entfernt werden. Ganz zuletzt wird für jeden Klassenraum ein anderes Zitat farblich ausgemalt. Mit diesem Kunstgriff wird jedes Fertigteil zum Unikat erhoben.
Bildnachweis: Guido Becker, Münster;Christian Richters, Münster
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