Hein-Troy-Architekten, Bregenz
GIG, Übersaxen
Mader/Flatz, Bregenz (Statik); Karl Torghele, Götzis (Bauphysik, Akustik); Zumtobel Staff, Dornbirn (Beleuchtung)
2004
Übersaxen, Österreich
Tragstruktur aus Ortbeton
Splittbetonfassade
Im Zuge der Sanierung eines bestehenden Gemeinde- und Schulhaus aus den 1960er Jahren entstand in der 600 Einwohner zählenden Gemeinde Übersaxen ein neuer Dorfplatz sowie ein Gebäude für einen Mehrzwecksaal. Architekt Matthias Hein ordnete den Baukörper für den Gemeindesaal in zweiter Reihe an, da ein Einfamilienhaus auf dem Grundstück erhalten bleiben musste. Orthogonal an den Saal sind Funktionen wie Garderobe, Bar und Bücherei als gesondertes langgestrecktes, fingerartiges Bauteil angefügt. Es begrenzt den neu angelegten Dorfplatz, von dem aus alle Bereiche des Dorfzentrums erschlossen werden. Um die Maßstäblichkeit des Ortes zu bewahren, wurden sämtliche Nebenräume und deren Erschließung unter die Oberfläche des Platzes gelegt. Dieser fensterlose Bereich ist nahezu vollständig (Decken, Wände, Einbaumöbel) in Weiß gehalten, nur der Boden ist in schwarzem Gussasphalt ausgeführt.
Die raue Fassade aus Splittbeton ist anthrazit eingefärbt und wirkt hart und kantig wie ein Fels. Im Kontrast dazu wirkt die komplett in Holz und handwerklich perfekt ausgeführte Bar wie ein Schmuckstück. Bei abendlicher Beleuchtung reflektieren die Holzoberflächen das Licht warm und einladend nach außen. Auch der Saal ist komplett mit Holz ausgekleidet. Für den Parkettboden wählte man eine einfache Holzsortierung mit hohem Astanteil.
Der Dorfplatz ist mit großflächigen sandgestrahlten Betonfertigteilen ohne Neigung belegt. Die wasserführende Schicht liegt unter den Platten, das Wasser läuft über ca. 15 mm breite Schlitze zwischen den Platten ab. Der Plattenbelag hat die beachtliche Stärke von 16 cm. Diese Dicke war notwendig, da die Platten im Brandfall mit Fahrzeugen befahren werden können müssen. Die Platzmöblierung mit Sitzbänken und Dorfbrunnen ist in glattem Sichtbeton ausgeführt.
Das Gebäude mit einer Tragstruktur aus Ortbeton mit Innendämmung wirkt zunächst sehr einfach, die Anordnung der Fenster und die schlanke Ausführung der Stützen stellten jedoch hohe Anforderungen an die Statiker. Die Betonstützen mit einem Durchmesser von 20 cm wurden als Fertigteile in B 600 hergestellt.
Das Hallendach besteht aus 32 cm hohen Hohldielen, die über 13 Meter gespannt wurden. Hier stellte die Ausbildung der Auflager der außen gedämmten Hohldielen an die innen gedämmten Betonwände eine besondere Schwierigkeit dar. Die Hohldielen mussten thermisch getrennt gelagert werden. Zu diesem Zweck wurde ein Tisch geschalt, auf dem die Dielen zuerst verlegt wurden. Im Anschluss wurden das Auflager und die Zwischenräume der Dielen ausbetoniert.
Zur Herstellung der Splittbetonfassade wurde auf die Schaltafeln eine gelbe Paste aufgetragen, die das Abbinden des Betons in der äußeren Schicht verzögert. Die Dauer der Verzögerungszeit kann durch Erhöhung der Konzentration der Paste variiert werden. Um einen Kontrast zwischen Korn und Beton zu erhalten, wurde der Beton mit 7 % anthrazit-farbigen Pigmenten eingefärbt. Das Befüllen der Schalung erfolgte mittels Kübel, da bei einer Einbringung mit dem Schlauch die Gefahr besteht, die Paste wieder von der Schalung zu reiben und mit dem Beton zu vermengen. Als Zuschlagstoff wurde ein kantiger Kies anstatt eines reinen Rundkorns verwendet, um keine typische Waschbetonoberfläche zu erhalten. 24 Stunden nach dem Betonieren wurde die Schalung entfernt. Mit einem Dampfstrahler wurde die äußerste Betonschicht abgewaschen, um die frei gewaschenen Zuschlagsstoffe sichtbar zu machen.
Bildnachweis: Robert Fessler, Lauterach
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