Netzwerkarchitekten, Darmstadt
Evangelischer Regionalverband, Frankfurt am Main
OSD, Darmstadt (Tragwerksplanung; Club L94, Köln (Landschaftsplanung); Dyckerhoff, Wiesbaden (Weißbeton)
2011
Frankfurt am Main, Pfaffenwiese 111
Um möglichst viele Menschen zu erreichen, streben die christlichen Gemeinden hierzulande nach mehr Öffnung. Da ist es schön, wenn die Architektur ein entsprechendes räumliches Angebot schaffen kann – so wie das neue Gemeindezentrum in Zeilsheim anschaulich zeigt. Entworfen wurde es vom Büro Netzwerkarchitekten aus Darmstadt, die zuvor den eingeladenen Wettbewerb für sich entscheiden konnten.
Für die Umsetzung mussten sie vor allem zwei Aspekte berücksichtigen: zum einen den Wunsch der Bauherren nach einem Gebäude im Passivhausstandard, zum anderen die Lage des Grundstücks an einer stark befahrenen Hauptstraße. Die Vorgaben bezüglich des geringen Energieverbrauches führten zu einer kompakten, rechteckigen Bauform mit konsequent zonierter Organisation des etwa 400 m² umfassenden Raumprogrammes: Im Norden sind die Funktionsbereiche wie Büros, Küche und Sanitäranlagen untergebracht; nach Süden hin liegt der große Saal, ein Gruppenraum sowie das Foyer, dazwischen befinden sich Lager- und Abstellräume. Die gesamte Südseite lässt sich durch mobile Trennwände teilen und damit den verschiedenen Nutzungen anpassen. In der Decke von Saal und Foyer sind fünf Lichttrichter angeordnet. Sie geben den Blick in den Himmel frei und lassen die Räume optisch sehr viel höher erscheinen, als sie mit 3,10 m tatsächlich sind.
Aus Lärmschutzgründen rückten die Architekten das eingeschossige Gebäude von der Straße ab. Die Innenräume konzentrieren sich also im Norden, während ein etwa gleich großer Freiraum im Süden von einem Rahmenbauwerk aus weißem Sichtbeton umfasst wird. Dieser Freiraum schafft einen Übergang zum öffentlichen Raum und dient gleichzeitig als Lärmschutzpuffer. Die nach hier ausgerichteten Räume sind geschosshoch verglast und können weit geöffnet werden. Die Aluminium-Glaskonstruktion der südlichen Fassade ist mit einer 3-fach-Verglasung bestückt. Opake Bereiche sind als Dämmpaneele mit gläserner Außenseite und zusätzlicher innenseitiger Dämmebene ausgebildet. Der Sonnenschutz wird durch Jalousien gewährleistet. Vom Saal aus geht es auf eine Rasenfläche, vom Gruppenraum auf ein befestigtes Holzdeck. In einem überdachten Bereich stehen außerdem Sitzgelegenheiten zur Verfügung. Alle gestalterischen Maßnahmen führen zu einer vielfältigen Verzahnung von Innen- und Außenräumen.
Die aus weißem Beton hergestellte Wand zur Straße ist mit einer Stärke von 50 cm besonders massiv ausgefallen. Schräg darin eingeschnitten sind unterschiedlich große Fensterdurchbrüche mit grünen Glaseinsätzen, die eine starke plastische Wirkung erzeugen. Hier befindet sich auch der Haupteingang, der die Besucher zunächst in den Innenhof und dann ins Gebäude führt. Ein kleiner Glockenturm ist ebenfalls in die Wand integriert. Dahinter, im Innenbereich des Gemeindezentrums, befinden sich der Altar und das Taufbecken.
Das eingeschossige Bauwerk ist ohne Unterkellerung in Massivbauweise ausgeführt. Seine Abmessungen betragen insgesamt 26,50 x 32,15 m, wobei das Kerngebäude eine Fläche von 23,50 x 18,35 m einnimmt. Dieses ist von einer zweischaligen gedämmten Wandkonstruktion aus Stahlbeton in Form von Sandwichelementen umhüllt. Der raumhohe Windfang ist als ungedämmte Ganzglaskonstruktion südseitig an die Gebäudehülle angesetzt. Ebenfalls ungedämmt sind alle außen liegenden Betonbauteile des Rahmentragwerks. Für die thermische Trennung in den Anschlussbereichen sorgen Isokörbe. Die Bodenplatte aus Ortbeton liegt auf einer Schotterschicht mit Dämmung (horizontale Frostschürze) sowohl unterhalb als auch oberhalb der Platte. Elektroleitungen und Lüftungskanäle werden in der inneren Dämmebene geführt.
Die nördliche Außenwand gründet auf einem Streifenfundament, ebenso wie die 50cm dicke Ortbetonwand auf der Südseite. Diese trägt außer der Eigenlast auch einen Teil der horizontalen Dachlasten, der restliche Lastabtrag erfolgt über Stahlstützen im Außenbereich. Außenwände und horizontale Flächen sind aus Weißbeton unter Verwendung von Mainsand als Gesteinskörnung hergestellt. Anstelle des sonst im Beton vorherrschenden kühlen, bläulichen Farbstoffs, sollte der gelbliche Farbton des Mainsandes in diesem Projekt zum Tragen kommen.
Die Deckenplatte ist ebenfalls aus Ortbeton hergestellt und als Gründach mit extensiver Begrünung auf einer Dämmlage aus extrudiertem Polystyrol ausgebildet. Über dem Saal und dem Foyer ist sie mit fünf Öffnungen versehen, auf denen die trichterförmigen Holzaufbauten mit Oberlichtern aufgesetzt sind. Die Innenkanten der Lichttrichter liegen deckengleich auf den Achslinien der mobilen Trennwände. Die Unterseiten der Massivholzkonstruktion zur Rauminnenseite sind mit Gipskartonplatten verkleidet.
Bildnachweis: Netzwerkarchitekten, Darmstadt
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