Architekturbüro Böhm, Köln
Landeshauptstadt Potsdam
Prof. Gottfried Böhm, Stefan Böhm, Paul Böhm (Architekten); Maria Mocanu, Martin Amme (Projektleitung); Johannes Beeh, Marion Linz (Mitarbeiter); IGB, Ingenieurgruppe Bauen, Berlin Karlsruhe (Tragwerksplanung); Johannes Grothaus, Landschaftsarchitekten Stadtplaner, Potsdam (Außenanlagen); Prof. Birr, Berlin, Gerling + Arendt (Theatertechnik); Graner & Partner, Bergisch-Gladbach, Leipzig (Bauphysik); Ingenieurgesellschaft Ridder & Meyn, Berlin (Heizung, Lüftung, Sanitär + Elektro)
2006
Potsdam
Schalen Beton Außen mit Streichdichtung; Innen Sichtbeton Brettschalung; Stahl-Glasfassade
Das Gebäude fügt sich mit seinen Funktionsbereichen in die bestehende und teils noch zu bebauende Struktur des ehemaligen Kasernen- und Gaswerkbereichs Schiffbauergasse. Aus dieser entfaltet sich eine ausladende expressive Architektur. Mit den Schalen entsteht dabei ein signifikantes und prägendes Gebäude, das dem umgebenden uferbegleitenden Grün eine besondere Bedeutung zuweist und ein Zeichen aus der Stadt Potsdam in die Welt ist.
Das Foyer wird durch die unterste der drei Schalen abgedeckt und schafft im Wechselspiel mit der Havellandschaft einen angenehmen Ort. Die oberen beiden Schalen ermöglichen einen räumlich reizvollen Theatersaal, in den je nach Veranstaltung und Bedarf Tageslicht geführt werden kann.
Die monolithische Herstellung der drei übereinander liegenden geschwungenen Dachkonstruktionen aus Beton sollte sich als anspruchsvolle Aufgabe herausstellen. Der Beton musste so zusammengesetzt werden, dass dieser sich nicht entmischt und eine für den Betrachter ansprechende Sichtbetonqualität erreicht werden kann.
Es wurden mehrere bis zu 60 Quadratmeter große Probeflächen hergestellt, um vor allem neben dem Beton auch die Einbautechnologie zu testen und zu wählen.
Bevor es an die großen Dachflächen ging, war schon ein Test im Foyer am Dach mit einer Neigung von 15° möglich, der einige Monate vor den Probeflächen stattfand. Der gewählte Zement war ein CEM III - A 32,5 NA. Der festgelegte Beton der Festigkeitsklasse B45, nach neuer Norm ein Beton C35/45, wurde in diesem Fall im mittleren Bereich der Konsistenzklasse F3 gefahren, also um 450 mm. Als Größtkorn wurde in diesem Fall eine Gesteinskörnung von 8 mm gewählt. Auch wenn dieses Dach ohne größere Probleme hergestellt wurde, war abzusehen, dass mit den gleichen Konsistenzen um 450 mm bei den Betonagen der steileren Dächer keinesfalls gearbeitet werden konnte.
Die aus der Vielzahl der Probebetonagen ermittelten Parameter ließen den Einsatz eines Betons C35/45 mit einem Größtkorn von 16 mm und einen Zielwert der Konsistenz von 390 mm zu. Konsistenzschwankungen wurden zwischen 370 und 410 mm zugelassen. Unterhalb dieser Grenze war das Material kaum zu verarbeiten und oberhalb der Grenze bewegte sich der Beton über die Bewehrung nach unten. Der Einbau erfolgte von unten nach oben in zwei Lagen. Während der Betonagen wurde jedes Fahrzeug auf der Baustelle auf Konsistenz geprüft, dies war das wichtigste Abnahmekriterium für den Betoneinbau. Zum Einsatz kam also ein Beton nach alter „Sichtbeton – Philosophie“.
Nachdem die Schalungsbauer in einer Meisterleistung eine spezielle Unterkonstruktion und darüber eine Spar- und Brettverschalung hergestellt und die außergewöhnliche wellenförmige Dachkonstruktion für das erste Dach nachgebildet hatten, wurde zunächst das untere und größte Dach mit einer Neigung um 25° hergestellt. Dabei bewährten sich die Ergebnisse und Erfahrungen aus der Herstellung der Probeflächen. Dieses flach geneigte Dach stellte ebenfalls an die Gleichmäßigkeit des Betons hohe Anforderungen und war die „Hauptprüfung“ vor den anderen Dachbetonagen. Flankiert von diesen zahlreichen ungewöhnlichen Herausforderungen ist es gelungen die drei zwischen sieben und 40 cm starken Dächer mit Neigungen zwischen 15 und 45° fertig zu stellen. Die geringste Stärke ist an den sichtbaren Dachaußenkanten zu finden und die 40 cm beim Anschluss an das Bühnenhaus. Die Einbaudicke, die Bewehrungslage, die Betonkonsistenz und die geforderte Sichtbetonqualität stellten hohe Anforderungen an die Verdichtung des Betons. Zum Einsatz kamen sehr kleine Innenrüttler und teilweise wurden mit Oberflächenrüttlern, aber nur bei dem unteren Dach gearbeitet. Die gesamte Dachoberfläche wurde per Hand geglättet.
Bildnachweis: Dr. Monika Helm, Wandlitz
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