Ulrike Dix, Berlin
Rosmarie und Martin Bergmann
Kluge HK Bau GmbH, Penig (Bauunternehmung); Ingenieurbüro Eisentraut & Härtwig, Taura b. Burgstädt; Lafarge Zement GmbH (Zement)
2003
Penig
leicht verarbeitbarer Beton (LVB)
Die Eigentümer eines Betonwerks in Penig, planten ihr privates Bauprojekt größtenteils mit leicht verarbeitbarem Beton LVB. Mit dem Einsatz dieses Betons aus dem eigenen Werk betraten die Bauherren Neuland. Denn mit dem Beton, der bereits durch die EN 206 normativ untersetzt war, gab es bis dahin nur wenige Erfahrungen, insbesondere im Umgang mit den fließfähigen Baustoffeigenschaften.
Bis man eine stabile und reproduzierbare Betonmischung für die geplante Baumaßnahme gefunden hatte, wurden im Vorfeld in Laborversuchen verschiedene Körnungen und deren Anteile getestet. Die Bergmann GmbH verfügt über sehr gleichmäßige, runde und saubere Sande, Feinkiese und Kiese. Dadurch konnte der Bindemitteleinsatz bis auf 440 kg Zement pro m³ Beton reduziert werden. Mit dem Spezialzement der mit einem Blainewert von rund 5.000 cm2/g über einen optimierten Kornbandaufbau verfügt, konnte im Gegensatz zu Normalzementen auf die Verwendung von Gesteinsmehl und Flugaschen verzichtet werden. Auf gleicher Basis ließ sich auch der Einsatz von Betonverflüssigern gegenüber herkömmlichen Mischungen deutlich reduzieren. Das System wurde dadurch nicht nur einfacher handhabbar, sondern vor allem robuster.
Beim herkömmlichen Beton ist das Verdichten ein unverzichtbarer Arbeitsschritt, denn nur ein sorgfältig verdichtetes Gefüge ohne Fehlstellen gewährleistet, dass der Festbeton später auch die geforderten Eigenschaften aufweist. Beim LVB mit einem Ausbreitmaß von rund 600 mm ist nur wenig Entlüftungsarbeit erforderlich, um optimalen Beton herzustellen. In Penig wurde die ermittelte Rezeptur für den LVB im weiteren Bauabschnitt in allen seinen Bestandteilen exakt eingehalten.
Konkret besteht das Wohnhaus aus zwei klassischen Satteldachhäusern mit geringem Dachüberstand, die über Eck mit einem verglasten Zwischenbau verbunden sind. Im Innenraum des Haupthauses wurden die massiven Wände komplett in Sichtbeton ausgeführt – teils glatt und hell lasiert, teils mit präziser Maserung der Rauspundschalung. Denn der leichtverdichtende Beton lässt sich nicht nur zügig und ohne Aufwand verarbeiten, er ermöglicht auch die Abbildung feinster Strukturen. Holzmaserungen werden in einer fasergenauen Optik wiedergegeben. Dies geschieht so exakt, dass die Holzschalung vorsichtig gehandhabt werden muss. Denn es werden sogar Nägel, Bleistiftstriche oder Quetschungen aus Lagerung und Transport des Holzes sichtbar. Der Schalungsbau ist daher nur mit hochwertiger, sorgfältig montierter Schalung möglich.
So war die Verwendung des LVBs auch für das ausführende Bauunternehmen eine Herausforderung. Auf der Baustelle in Penig wurde zunächst die Bodenplatte betoniert. Die darauf stehenden Stahl-Rahmenschalungen nahmen den hohen Schalungsdruck, der sich beim Einbringen eines LVB bildet, sicher auf. Zur Bodenplatte hin mussten die schweren Schalelemente nicht abgedichtet werden, denn diese bestand ebenfalls aus LVB und erwies sich als überaus eben. Anschließend kleideten die Verarbeiter die raumhohen, schweren Stahl-Rahmenschalungen sehr genau mit sägerauen Fichten- oder Kiefernbrettern aus, wobei sie die Bretter meistens von hinten unsichtbar befestigten. Leerdosen sowie Leerrohre für die elektrische Stromversorgung plante die Architektin exakt so ein, dass eine spätere Nachbesserung nicht erforderlich wird.
Durch die guten Fließeigenschaften füllt LVB auch anspruchsvolle Schalungsgeometrien problemlos aus und zeigt nach dem Ausschalen eine nahezu porenfreie Betonoberfläche. Bei umfangreichen, anspruchsvollen Wohnungsbauprojekten rechnet sich der Einsatz des leichtverdichtenden Transportbetons durch die zügige Bauweise, die ohne große Rüttelenergie auskommt.
Bildnachweis: BetonBild/Lafarge Zement
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