Morger + Dettli Architekten, Basel
MHT AG, Schaan und Norman Huber, Vaduz
Architektur/Generalplanung: Morger + Dettli Architekten AG, Basel
Mitarbeit: Sylvio Hoffmann (Projektleiter), Anna Böll, Laura Ehme
Baumanagement/Bauleitung: Bau-Data AG, Schaan / Bauleitung AG, Mauren
Bauingenieur: Dr. Schwartz Consulting AG, Zug / Wenaweser + Partner Bauingenieure AG, Schaan
Betontechnologie: Prüftechnik HF AG, Berneck
Bauphysik: Kuster + Partner AG, Chur
Elektroplanung: Planing Elektroingenieur AG, Ruggell
Lichtplanung: LDE Light Design Engineering, Eschen / Leitsystem IT, Matzingen
Kostenplaner: Bau-Data AG, Schaan
Heizung, Lüftung, Kälte-/Klimatechnik/MSRL und Sanitärplanung: A. Vogt AG, Vaduz / Lippuner Energie- und Metallbautechnik AG, Grabs
Fassadenplanung: Emmer Pfenninger Partner AG, Münchenstein
Weißbeton mit Laaser Marmor Splitt (Außenfassade): Lasa Marmo GmbH
Akustik: Martin Lienhard Akustik, Langenbruck
Sicherheits-/Brandschutzplanung: PM Sicherheit AG, Vaduz
2015
Liechtenstein, Vaduz, Städtle 32
Betonkonstruktion, große Stützweiten
Technische sowie funktionale Synergien mit dem benachbarten Kunstmuseum
Seit dem Frühjahr 2015 besitzt die Kunstszene der Liechtensteiner Hauptstadt Vaduz mit der Sammlung der Hilti Art Foundation eine weitere bedeutende Institution. Der fünfgeschossige Neubau, der zudem ein Uhren- und Schmuckgeschäft umfasst, präsentiert sich als White Box und bildet damit den Gegenpart zum dunklen Monolith des benachbarten Kunstmuseums Liechtenstein. Dieses wurde vor 15 Jahren von Meinrad Morger und Heinrich Degelo mit Christian Kerez entworfen. Mit dem Kubus aus schwarz eingefärbtem Zement und schwarzem Basaltstein erhielt das Fürstentum damals einen bedeutenden Museumsbau, dessen Sammlung internationale moderne und zeitgenössische Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart umfasst. Der würfelförmige Bau der neuen Sammlung belegt weniger als ein Viertel der Fläche des Kunstmuseums, überragt den großen Nachbarn aber um ein Geschoss. Zudem schiebt er sich einige Meter aus der Fassadenlinie in die Straßenflucht, wodurch nach hinten ein kleiner Platz ausgebildet wird.
Bereits während der vorangegangen Jahre stellte die Hilti Art Foundation dem Kunstmuseum immer wieder Werke aus der eigenen Sammlung für Ausstellungen zur Verfügung. Mit dem neuen Bau wird nun über genügend Raum verfügt um die Sammlungsbestände der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich zu machen. Die Hilti Art Foundation und das Kunstmuseum unterliegen dabei einer jeweils eigenständigen Kuratierung, ergänzen sich aber inhaltlich.
Diese enge Zusammenarbeit wird bereits beim Eintreten deutlich, so erfolgt der Zugang des Neubaus über das Foyer des nördlich gelegenen Kunstmuseums, wo sich auch der gemeinsame Empfang und die Kasse befinden. Die Ausstellungsdramaturgie der Sammlung sieht keinen klassischen Rundgang, sondern eine Dreigliederung in der Vertikalen vor. Der Besucher gelangt vom Foyer über eine geschwungene Treppe zunächst in das Untergeschoss und von dort in die weiteren Ausstellungsräume im ersten und dritten Obergeschoss.
Die zurückhaltende Materialwahl im Innern des Gebäudes, weiß verputzte Wände und kontrastierendes Eichenparkett, sowie einfache Raumformen rücken die ausgestellte Kunst in den Vordergrund und treten nicht mit dieser in Konkurrenz. Architektonische Inszenierung erfolgt lediglich in der Gestaltung der die Etagen verbindenden Treppenaufgänge und damit in der Wegführung durch das Gebäude und dem Spiel mit Ein- und Ausblicken. An den Treppenaufgängen befinden sich große, horizontale Fensteröffnungen, die den Blick nach Außen auf den Platz im Westen freigeben. Die Ausstellungsräume hingegen sind überwiegend geschlossen und werden nur durch indirektes Licht oder Kunstlicht erhellt.
Das Uhren- und Schmuckgeschäft Huber erstreckt sich ebenfalls über drei Etagen und wird von der Fußgängerzone aus durch einen separaten Eingang erschlossen. Im Erdgeschoss befindet sich der offen verglaste Hauptraum, von dem man über eine freie Wendeltreppe in einen intimeren Verkaufsbereich im Untergeschoss gelangt. Im zweiten Obergeschoss verfügt das Geschäft zudem über eine flexibel nutzbare offene Etage.
Nicht nur für die Erschließung des Neubaus nutzte man sinnvolle Synergien, auch bezüglich der Haustechnik wurde der Nachhaltigkeit Rechnung getragen, weshalb die Sammlung technisch mit dem Kunstmuseum verbunden ist. So wurden die wassergekühlten Kältemaschinen auf die erweiterte Kühllast angepasst und die Wärmerückgewinnung auf den bereits bestehenden Heizungsspeicher aufgeschaltet. Temperiert werden die Räume über Wärme- und Kälteverteilung mittels einer Bodenheizung und zusätzlichen Bodenkonvektoren. Hinzukommende Lasten kann darüberhinaus die Lüftungsanlage übernehmen. Diese sorgt zusammen mit sechs Vollklimaanlagen für die anspruchsvolle Klimatisierung der Ausstellungsräume. Eine automatische, individuelle Anpassung je nach Raumnutzung sorgt dabei für eine energieeffiziente Nutzung aller Anlagen.
Wie auch das Kunstmuseum, zeichnet sich die Hilti Art Foundation durch eine einfache, klare Form und eine fugenlose homogene Betonkonstruktion aus. Markant sind jeweils die großen, horizontalen Fensteröffnungen, die, wie auch die stützenfreien Innenräume, durch die hohe statische Ausnutzung des Fassadentragwerks ermöglicht werden. Damit bildet der Neubau im heterogenen, städtischen Gefüge einen weiteren prägnanten Solitär.
Das Besondere liegt jeweils im Detail, nämlich in der speziellen Fassadengestaltung. Durch dieselbe Oberflächenbehandlung wird die klare Kubatur der Gebäude betont und die Zusammengehörigkeit des Ensembles verdeutlicht. Der Schwarz-Weiß-Gegensatz wiederum weist auf die Eigenständigkeit der beiden Institutionen hin. Wurden für das Kunstmuseum schwarz eingefärbter Zement, schwarzer Basaltstein und eingeschlossene Flusskiesel verwendet, entschied man sich bei der Hilti Art Foundation für hellen Zement und weiße, gebrochene Gesteinskörnung wie Laaser Marmor und Flusskies. Bei beiden Gebäuden wurde die Oberfläche zum Ende geschliffen und poliert, sodass eine glatte, spiegelnde Fassade entstand, die je nach Witterung und Lichtsituation die Umgebung reflektiert.
Der neue Satellit in der Liechtensteiner Kunstszene hebt sich dabei durch die helle Materialisierung besonders von der eher dunkel gehaltenen angrenzenden Bebauung ab und vermag so das Licht in die sie umgebenden Gassen zu lenken. So macht die Hilti Art Foundation nicht nur Dank ihres wertvollen Inhalts auf sich aufmerksam sondern setzt darüber hinaus als White Box architektonisch ein markantes Zeichen im Ortskern von Vaduz.
Bildnachweis: Valentin Jeck, Stäfa / morger partner architekten, Basel
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