Karl Langer, Wien/A
Marktgemeinde Persenbeug-Gottsdorf
Werner Consult, Wien/A (TragwerksplanungI); DDr. Bölcskey & Partner, Wien/A (Bauphysik); ARGE Habau, Perg/A und Strabag, Wien/A (Baufirma); Georg Schumacher, Wien/A (Landschaftsplanung)
2009
Persenbeug, Österreich
Am linken Ufer der Donau liegt die niederösterreichische Gemeinde Persenbeug. Neben dem gleichnamigen Schloss prägt unter anderem das Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug die reizvolle Landschaft des Nibelungengaus. Es wurde in den 1950er Jahren erbaut, um neben der Stromerzeugung die in diesem Abschnitt wilde Donau zu bändigen. Trotzdem kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Überschwemmungen. Nach einem extremen Hochwasser im Jahr 2002 entschloss man sich zur Errichtung von Schutzbauten. Angefangen von Untergrundabdichtungen über unterirdische Pumpwerke bis hin zu Fundierungen und Drainagen wurden verschiedene bauliche Maßnahmen ergriffen, die oberflächlich nicht in Erscheinung treten. Die Ausnahme bildet eine niedrige Mauer aus Sichtbeton, die ähnlich der Spitze eines Eisberges, über die Oberfläche hinausragt.
Gestaltet wurde sie von dem Architekten Karl Langer gemeinsam mit dem Landschaftsplaner Georg Schumacher. Statt der üblicherweise zwar nützlichen aber nicht gerade schönen Schutzmauern, fügten sie das Bauwerk in Lage, Form, Oberfläche und Materialität so harmonisch in das Landschafts- und Ortsbild, als wäre es schon immer ein Teil davon. Sie brachten es in Einklang mit Einrichtungen wie Trafostationen und Schaltwarten, integrierten öffentliche WC-Anlagen und Sitzgelegenheiten an strategisch wichtigen Plätzen und ergänzten ein Pumpwerk zur Rastinsel für Radtouristen. Dabei legten sie Wert auf eine Linienführung, die der Landschaft entspricht. Fertigteile aus Beton entlang der Überlaufstrecke wurden in Form von angedeuteten Wellen ausgebildet.
Bei einer Breite von 0,57 m ist die Hochwasserschutzmauer insgesamt 1,6 km lang. Im Ortskern von Persebeug können im Hochwasserfall sogenannte Mobilelemente auf den Betonmauern aufgebaut werden. Hier beträgt die Wandhöhe zwischen 0 und 0,80 m. In den Auen entlang der Donau wurde die Betonmauer teilweise durch eine Geländermodellierung überschüttet, um sie besser in die Naturlandschaft zu integrieren. Hier kommen keine mobilen Elemente zum Einsatz, die – teilweise eingeschütteten – Mauerhöhen betragen zwischen 0 und 2,30 m.
Großen Wert legten die Planer auf Haptik, Optik und Ausführung des Betons. Um ihn mit der vorgefundenen Kulturlandschaft zu „verschmelzen”, wurde ihm Eisenoxid und Kantkorn aus dem nahen Steinbruch Loja zugefügt. Als Kantkorn wird eine Gesteinskörnung bezeichnet, deren Oberfläche zu mehr als 50% aus Bruchflächen bestehen. Zusammen verleihen sie dem Beton eine Färbung, die jener des Felsens von Schloss Persenbeug nahekommt.
Der gewählte B7 entspricht Sichtbetonqualität und besteht aus Grauzement mit dunklen Farbpigmenten. Die Mauern sind ohne Ankerlöcher hergestellt, die Ecken der fertigen Oberflächen wurden sandgestrahlt, die Flächen gestockt. Bei diesem Verfahren wird mit Hilfe von Pressluftmeißeln eine Struktur erzeugt. Das Ergebnis ist eine optisch haltbare Oberfläche, die schöner altert als schalreiner Beton.
Bildnachweis: Manfred Seidl, Wien/A
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