Tilman Bock und Norbert Sachs, Berlin
Freistaat Sachsen, Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Niederlassung Bautzen
Ing.-Büro Eisenloffel, Sattler & Partner, Berlin (Tragwerksplanung); Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger, Radebeul (Prüfstatik); Ing.-Büro Hackenberg, Berlin (Freianlagen); TBG Transportbeton Oberlausitz - eine Beteiligung von Heidelberger Beton (Beton)
2006
Zittau, Theodor-Körner-Allee
Stahlbetonmassivkonstruktion
Architekturpreis 2007 - BDA Sachsen
Das Projekt für das neue Hörsaalgebäude der Hochschule Zittau ist Teil der Entwicklung des zukünftigen Campus der Hochschule. Durch den Abriss einer ehemaligen Textilfabrik stand das direkt am Altstadtring von Zittau gelegene Gelände in direkter Nachbarschaft zu den bereits vorhandenen Hochschulbauten mit dem Hauptgebäude zur Verfügung. Durch die Aufgabe der Stadtumwehrung im 19. Jahrhundert zugunsten von schrittweise angelegten Park- und Grünflächen entstand das heute signifikanteste Element in der Stadtstruktur Zittaus.
Entlang des Rings wurden in der Folge wichtige öffentliche Bauten wie das Stadttheater und das klassizistische Stadtbad als Solitärbaukörper errichtet. Die Entwicklung des Hochschulstandortes erlaubt an diese städtebauliche Tradition anzuknüpfen.
Das freistehende Hörsaalgebäude bildet durch seine exponierte Lage das sichtbare Entree zur Hochschule aus. Die kubische Grundform des Gebäudes hat sich durch zahlreiche Einschnitte und Auskragungen zu einem Baukörper von hoher plastischer Wirkung im Stadtraum entwickelt. Die Struktur des Gebäudes ist durch das geschlossene Volumen des Auditoriums mit der darüber liegenden abgetreppten Dachterrasse sowie die als Weg durch das Haus inszenierte Erschließung geprägt. Die massive Auskragung am Campusplatz markiert deutlich ablesbar die Eingangssituation entlang der neu angelegten Campusachse.
Gleichzeitig formt sie einen schützenden Zwischenraum als Übergang zum Foyer aus. Aufgrund des Überstande des oberen Geschosses wird eine Verschattung der großen Glasflächen an der Südfassade zum Platz erzielt.
Das Foyer des Hörsaalgebäudes bietet als zentraler Ort des Innenraums Platz für Ausstellungen und dient der Erschließung des Auditoriums. Der im Obergeschoss seitlich zur Dachterrasse geöffnete zweigeschossige Luftraum erlaubt die Belichtung des Foyers und verbindet die beiden Geschosse. Vom Foyer aus ist sowohl die Dachterrasse als auch der vorgelagerte Campusplatz einsehbar. Die Verschmelzung von Innen- und Außenraum macht das Foyer des Hörsaalgebäudes zum zentralen kommunikativen Ort der neuen Campusstruktur.
Ausgehend vom Campusplatz eröffnet das Foyer die interne Raumfolge und führt an den Zugängen zu den Hörsälen vorbei über eine auskragende Zwischenebene in das Obergeschoss. Die Zwischenebene ist als ein gläserner Stadtbalkon ausgebildet und inszeniert den Blick auf den Altstadtring. Im Obergeschoss sind die Seminarräume von der den Luftraum des Foyers umspannenden Galerie zu erreichen. Über die Zugänge zur Dachterrasse kann das Innere des Gebäudes wieder verlassen werden. Hier öffnet es sich kontrastierend zu den introvertierten Lehrräumen in einer ansteigenden Geste zum Himmel.
Die für das Bauen in der Oberlausitz typische Verwendung von Putzoberflächen wurde aufgegriffen. In den Oberputz eingearbeiteter Glimmer unterstützt die Plastizität in Abhängigkeit von den Lichtbedingungen. Material und Farbigkeit sind in der Foyerzone zurückhaltend gewählt. Neben gebrochen geweißten Decken und Wänden ist diese durch den hellblauen Linoleumboden und einzelne Sichtbetonscheiben geprägt.
Der große Hörsaal ist als introvertierte Box innen azurblau behandelt. Davon heben sich das silberfarbige Gestühl und die weiße Stirnwand, die als Fokus der Konzentration dient, ab.
Das Hörsaalgebäude ist als Stahlbetonbau in Ortbeton errichtet. Die tragenden Wände und Wandscheiben sind statisch konsequent übereinander gelagert. Charakteristisch für den Kubus sind die großen Ein- und Ausschnitte, die die Kubatur auflockern. In den auskragenden Gebäudeteilen, wie über dem Eingangsbereich oder dem Treppenkorpus ins Obergeschoss wird das statische System durchbrochen und die Vorzüge des Materials Beton genutzt. Sichtbeton spielt eine untergeordnete Rolle: einzelne Sichtbetonwandscheiben im Foyerbereich und im Treppenhaus setzen Akzente und sind von hoher Qualität. Die Haupttreppenanlagen sind als Fertigteiltreppenläufe ebenfalls in Sichtbeton, die Dachdecke besteht teilweise aus Spannbetonfertigteilen.
Bildnachweis: Daniel Sumesgutner, Hamburg
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