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Islamischer Friedhof Altach

Bernardo Bader, Dornbirn

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Farbe Schalung

Architektur

Bernardo Bader, Dornbirn

Bauherr

Gemeinde Altach, Trägerverein Islamischer Friedhof

Projektbeteiligte

Merz Kley Partner, Dornbirn (Tragwerksplanung); Stephen Kaltheier Planungsteam E-Plus, Egg/Vorarlberg (HLS-Planung); Karlheinz Wille, Bau Dämm Technik, Frastanz/Vorarlberg (Bauphysik); Hilti & Jehle, Feldkirch (Baufirma); Azra Akšamija (Kunst am Bau)

Jahr

2012

Ort

Im Buch in Altach

Beschreibung

Auch in Österreich ist die Religionsfreiheit gesetzlich verbürgt. Bereits seit 1912 ist der muslimische Glauben durch das „Islamgesetz“ rechtlich anerkannt. Demnach hat jeder Muslim das Recht auf eine Bestattung nach seinen religiösen Bräuchen. Obwohl sich noch immer viele Muslime nach ihrem Tod in ihre Herkunftsländer überführen lassen, wächst insbesondere bei der jüngeren Generation der Wunsch nach einer Bestattung in ihrer österreichischen Heimat. Um diesem Willen nachzukommen, entstand in der Vorarlberger Gemeinde Altach nach Plänen des Dornbirner Architekturbüros Bernardo Bader der Islamische Friedhof. Innerhalb der Landesgrenzen ist er der zweite seiner Art, der erste wurde 2008 in der Hauptstadt Wien eröffnet.

Nach intensiver Auseinandereinsetzung mit der islamischen Glaubensrichtung und ihren gesellschaftlichen Hintergründen entwickelten die Planer eine übersichtlich gestaltete, schlichte Friedhofanlage aus rotbraun gefärbtem Beton. Platziert ist sie am Rande einer viel befahrenen Straße mit der Ausrichtung nach Mekka. Den Auftakt der Anlage bildet das quaderförmige Friedhofsgebäude, an das fünf ebenfalls quaderförmige von Mauern gesäumte Grabfelder anschließen. Sie sind leicht versetzt zueinander angeordnet, sodass sie auch von außen ablesbar sind und keine durchgehende, gerade Mauer ergeben.

Der Zugang zum Gebäude erfolgt im Südwesten. Während linker Hand Räume für die Aufbahrung und rituelle Waschung mit dahinter liegenden sanitären Anlagen angeordnet sind, befindet sich in der Mitte des Gebäudes der Verabschiedungsraum, der fließend in einen offenen, zweiseitig gefassten Lichthof übergeht. Anstelle eines Fensters wurde auf der Längsseite des Gebäudes (gleich neben dem Eingang) ein großes, ornamental durchbrochenes Gitter aus Eichenholz eingesetzt. In der traditionellen muslimischen Architektur als Maschrabiyya bekannt, bricht das Gitter die einfallenden Sonnenstrahlen und taucht den Innenraum in sanftes Licht. Als zusätzliche Lichtquellen sind schlichte Leuchten in die ringförmigen Deckenaussparungen eingelassen.

Am Lichthof vorbei führt ein schmaler Flur zum Gebetsraum (Mescid) im rückwärtigen Teil des Gebäudes, der sich in seiner Gestaltung deutlich vom Verabschiedungsraum unterscheidet. Sämtliche Oberflächen sind nicht rötlich, sondern weiß gekalkt. Ein bodentiefes, zentral platziertes Fenster dient als Gebetsnische und gibt den Blick Richtung Mekka frei. Vor der Öffnung hängen Vorhänge aus goldbeschichteten Holzschindeln, die ähnlich wie das Maschrabiyya das einfallende Licht brechen und zuweilen interessante Schattenspiele im Raum entstehen lassen.

Die fünf Grabfelder befinden sich nördlich des Friedhofsgebäudes und sind ebenfalls über den offenen Versammlungsraum zu erreichen. Ein Geflecht aus unterschiedlich hohen Wandscheiben fasst die rund 700 Einzel- und Doppelgrabstellen und grenzt sie so vom Straßenraum ab. Nach Osten hin sind die Wandscheiben wesentlich flacher und geben den Blick in die unbebaute Landschaft frei. Zwischen den einzelnen Gräbern in den Grabfeldern sind Sitzgelegenheiten und Grasflächen angelegt.

Beton

Die gesamte Anlage des Islamischen Friedhofes wirkt monolithisch: Alle Außenmauern und -wände sind ca. 300 mm dick und bestehen aus rötlich gefärbtem Sichtbeton, dessen Farbton durch das Beimischen von roten und schwarzen Eisenoxidpigmenten erzielt werden konnte. Die äußeren Betonoberflächen zeigen deutlich die Abdrücke der verwendeten, saugenden Holzschalung aus sägerauen Brettern. Außerdem wurden die Bretter in drei unterschiedlichen Stärken eingesetzt, sodass eine reliefartige Oberfläche entstand, mit leichten Vor- und Rücksprüngen. Durch die präzise Platzierung der Bretter ließen sich die Fugen auf eine minimale Breite reduzieren. Auch die Ankerlöcher fallen kaum auf, da sie im Nachhinein verschlossen wurden.

Im Gegensatz zum Außenraum sind die Betonoberflächen im Inneren des Gebäudes ohne Relief, zeigen aber ebenfalls den Abdruck der Schalung. Der Boden im Verabschiedungsraum besteht auch aus Beton und ist glatt poliert. Er wurde, wie auch die Kiesschüttungen im Außenbereich auf den rötlichen Farbton der Außenwände angepasst.

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Bernardo Bader, Dornbirn

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