Superblock, Wien
Alpenland Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, St. Pölten
Harrer & Harrer, Wien (Tragwerksplanung); Gerhard Burian, Wartmannstetten (Bauphysik); Erich Röhrer, Wien (Brandschutz); Generalplan 2000, Wiener Neustadt (Haustechnik), Land in Sicht, Wien (Landschaftsplanung und Besiedlungsmanagment)
2017
2500 Baden bei Wien, Rotes Kreuz-Gasse 4
Wohnen ist ein teures Gut geworden. Die hohen Mieten erschweren es besonders jungen Menschen mit knappem Budget, eine bezahlbare Wohnung zu finden. In Österreich hat man das erkannt und fördert seit 2013 die Errichtung, die Sanierung und den Erwerb von Wohnraum im Rahmen des Programms „Junges Wohnen“. Allein im Bundesland Niederösterreich entstanden 500 neue Wohneinheiten, 29 davon im Juwo Baden, einem Gebäude nach Plänen des Architekturbüros Superblock aus Wien.
Der viergeschossige Neubau befindet sich nördlich des Landesklinikums der Stadt Baden. In zwei späteren Bauabschnitten sind in direkter Nachbarschaft zwei weitere Gebäude sowie ein öffentlicher Park mit Kinderspielplatz geplant. Noch allerdings steht das Wohnhaus mit den umlaufenden Balkonen und der charakteristischen Lochblechfassade allein zwischen der Rotes Kreuz-Gasse im Süden und der Kanalgasse im Norden.
Für das Gebäude entwickelten die Architekten verschiedene Grundrissvarianten, die auf den Bedarf und die unterschiedlichen Lebensstile von Singles, jungen Paaren und Kleinfamilien zugeschnitten sind. Der Typ Classic verfügt über ein Schlafzimmer und einen Wohnraum mit Kochnische, der Typ Work besitzt einen zusätzlichen vom Wohnraum abgetrennten Arbeitsbereich, der Typ Family hat zwei separate Schlafzimmer. Alle Wohnungen sind entweder nach Osten oder Westen ausgerichtet und werden über das innenliegende Treppenhaus mit Aufzug barrierefrei erschlossen. Bäder und WCs lassen sich mit wenig Aufwand für Menschen mit Behinderung umrüsten. Die maximale Wohnungsgröße beträgt 60 Quadratmeter. Dazu kommen die umlaufenden Balkone sowie im Erdgeschoss ein Gemeinschaftsraum mit offener Küche und Terrasse, eine kleine Waschküche und ein Fahrradraum. Eine Tiefgarage im Untergeschoss bietet Platz für 30 Fahrzeuge.
Das Juwo Baden entspricht dem österreichischen Niedrigenergiestandard. Beheizt wird es über Fernwärme, in die Glastüren und Fenster sind Dreischeibenisolierverglasungen eingesetzt. Das Dach ist extensiv begrünt, anfallendes Regenwasser versickert auf dem Grundstück.
Errichtet wurde das Gebäude in Massivbauweise überwiegend in Ortbeton. Für die Außenwände im Erdgeschoss verwendete man einen Stahlbeton der Druckfestigkeitsklasse C25/30 und der Expositionsklasse XC1 (für trockene oder ständig nasse Umgebungen). Alle anderen Wände wurden gemauert, die Außenhülle erhielt einen Vollwärmeschutz. Bei den Geschossdecken und dem Dach kamen Elementdecken in Halbfertigbauweise zum Einsatz, die anschließend mit Ortbeton C25/30 XC1 verfüllt wurden. Die Treppenläufe (C30/37 B2) samt Brüstungen (C25/30 B2) wurden im Werk vorgefertigt und vor Ort eingebaut. Die österreichischen Kurzbezeichnungen B1 bis B12 beziehen sich auf den Wasserzementwert und den Luftgehalt eines Betons.
Die umlaufenden Balkone wurden konstruktiv als Stahlbetonkragplatten in Ortbeton der Druckfestigkeitsklasse C25/30 B3 mit 2% Gefälle ausgeführt. Um sie rutschfester zu machen, wurden die noch nicht erhärteten Betonoberflächen mit einem Besen abgestrichen. Diese Besenstrich genannte Technik sorgt für eine Rauigkeit verhindert das Ausrutschen insbesondere bei Nässe. Bei der Untersicht wurde die Brettschalung sichtbar gelassen. Den auskragenden Balkonplatten sind gleich einer zweiten Haut durchbrochene Metallelemente vorgehängt, die sich vom Dach bis zum Erdboden erstrecken. Unterschiedlich große Ausschnitte vor den Fenstern und Türen erlauben die uneingeschränkte Aussicht in die Umgebung. Diese semiprivate Zwischenzone vergrößert nicht nur die flächenoptimierten Wohnungen, sie verleiht dem Baukörper auch ein transparentes, leichtes Erscheinungsbild.
Bildnachweis: Jürgen Pletterbauer, Wien
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