Wilhelm und Hovenbitzer und Partner, Freie Architekten BDA, Lörrach
Novartis Pharma AG, Basel
Dipl.-Ing. Barbara Wilhelm, Prof. Dipl.-Ing. Fritz Wilhelm,
Dipl.-Ing. M.A. Frank Hovenbitzer, Dipl. Ing. Uta Wilhelm (Architektur/Generalplanung)
2010
Basel/CH
STB-Skelettbau
vorgefertigte Mediendecken
Im Mai 2008 erhalten die Architekten wilhelm und hovenbitzer und partner nach einem Präqualifikationsverfahren den Auftrag ein bestehendes zweigeschossiges Fabrikgebäude in einem bestehenden Industrieareal der Pharmaindustrie in Basel auf der Basis der vorausgegangenen Machbarkeitsstudie eines anderen Verfassers umzubauen.
Es stellt sich schnell heraus, dass die inzwischen geänderten und erweiterten Anforderungen in dem alten Gebäude nicht zu erfüllen sind (Raumprogramm, Deckenlasten etc.), so dass die
Architekten dem Bauherrn den Vorschlag eines Neubaus machten und eine Kosten-Nutzen Analyse für beide Alternativen erstellen.
Nachdem im September vom Management der Neubau genehmigt wird, kann bereits im Dezember ein Baugesuch eingereicht werden. Der bestehende Bau wird von Januar bis April abgerisssen und der teilkontaminierte Boden saniert, bzw. ausgetauscht.
Mit Baubeginn Mai 2009 beginnt der Rohbau, der im Dezember 2009 abgeschlossen wird. Nach einer Gesamtbauzeit von 16 Monaten wird das Gebäude im Oktober 2010 fertig gestellt und nach Inbetriebnahme im Januar 2011 bezogen. Der Gesamtzeitraum von Planungsbeginn über Genehmigungsphase, Werk- und Detailplanung sowie Ausführung bis zum Einzug beträgt entsprechend 28 Monate.
Die Architektur des Neubaus zeichnet sich durch hohe Wirtschaftlichkeit bei vergleichsweise geringen Kosten aus. Gleichzeitig führt ein hoher gestalterischer Anspruch aussen und innen zu einer besonderes Raum- und Arbeitsplatzqualität, bei grösstmöglicher Flexibilität und Funktionalität in allen Bereichen.
Dies waren die Vorgaben der Bauherrenschaft, die in beispielhafter Art und Weise neue Arbeitsformen im Forschungs- und Produktionsprozess der pharmazeutischen Industrie entwickelt und umsetzt. Der extrem knappe Zeit- und Kostenrahmen hat zusätzlich dazu geführt, die Architektur und Ausstattung auf die wesentlichen Anforderungen und Ziele zu reduzieren. Hierbei wird eine offene, transparente Arbeitsatmosphäre mit grösstmöglicher Förderung der Kommunkation aller Mitarbeiter geschaffen.
Die Typologie des Grundrisses und die gradlinige Ausstattung, aber auch die Gestalt und die Ausbildung der Fassade mit dem lebhaften Spiel von Licht und Schatten in der Struktur der Betonelemente, schaffen nicht nur Arbeitsflächen, sondern Räume des freien und offenen Gedankenaustausches.
Das Werkareal in Basel ist durch eine Vielzahl von Bauten charakterisiert, die seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts als Skelettbauten mit ablesbarer Betontragstruktur und sichtbaren,
i.d.R. gemauerten Ausfachungen errichtet worden sind.
Das Architektur- und Neubaukonzept für den Neubau nimmt dieses Thema, das auch den Altbau kennzeichnete, auf. Eine grosszügige Tragstruktur, die optimale Achsabstände (6,60 m in Längsrichtung) und Einrichtungsbedingungen für eine zeitgemässe Laboreinrichtung bietet, wird in der Fassadengestaltung ablesbar. Die Felder der Skelettstrukur werden grossflächig in Glas ausgebildet, um im Nutzungskonzept mit Teambüros und -laboren bei grosser Raumtiefe eine optimale Beleuchtung zu ermöglichen.
Im Grundriss werden zwei L-förmige Funktionsbereiche aus Labor- und Office so ineinander gefügt, dass horizontal eine hohe Kommunkation ermöglicht wird und die Zwischenräume
als vertikale Verbindungsräume prägnant für den Personen und Warenverkehr ausgebildet werden. Diese neue Typologie, bei der die Officezonen an den Gebäudestirnseiten jeweils "über Eck" mit den Laborzonen entlang der Gebäudelängsseiten zusammengebunden werden, kommt aussen durch die Richtung und den Verlauf der Struktur der dreiecksförmigen, anthrazit durchgefärbten Fassadenfertigteile zum Ausdruck. Diese sind gegenläufig zwischen den Treppenhauskernen angeordnet und geben der Fassade eine klare Struktur, die die Gebäudetypologie wiederspiegelt.
In Decken und Fenstersturzhöhe aussen horizontal angeordnete Gläser bieten Witterungsschutz für die Fenster- und Fassadentechnik. Die Gläser schaffen zusammen mit der Lichtumlenkung des dahinter liegenden aussenliegenden Sonnenschutzes in Form von Lamellenstoren bei jeder Wettersituation einen hellen und natürlichen Lichtton bis in die Tiefe des Innenraums.
Eine Besonderheit des Gebäudes besteht in der Ausstattung der Labore mit einer Mediendecke. Während die Steigzonen und die Hauptlüftungskanaäle konventionell montiert worden ist, wurde die gesamte Haustechnik der Laborebenen aller Geschosse
vorgefertigt angeliefert, als Systemdecke auf dem Boden zusammengefügt, fertig installiert hydraulisch hochgehoben und an der Rohdecke befestigt. Dadurch konnte die Montagezeit
wesentlich reduziert werden, die Baustellensicherheit erhöht und die Flexibilität maximiert werden. Die präzise gegliederte Gestaltung der Deckenuntersichten und der Leitungsanordnung bezieht sich dabei wie selbstverständlich auf die konstruktive Struktur des Gebäudes.
Bildnachweis: wilhelm und hovenbitzer und partner, basel
Social Stream
Instagram
Linkedin
Youtube
Folgen Sie uns auf: