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Landesberufsschule für Gastgewerbe „Savoy“, Meran, Südtirol

Stifter + Bachmann, Pfalzen, Italien

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Sichtbeton

Architektur

Stifter + Bachmann, Pfalzen, Italien

Bauherr

Autonome Provinz Bozen, Italien

Projektbeteiligte

Gesamtplanung: Stifter + Bachmann, Pfalzen, Italien
Projektsteuerung: Alessia Biotti, Bozen, Italien
Statik und Sicherheitskoordination: Bergmeister Ingenieurteam GmbH, Vahrn, München, Bruneck
Haustechnik: Energytech GmbH, Bozen, Italien
Akustik: Christina Niederstätter, Unterinn/Ritten, Italien

Jahr

2015

Ort

Meran, Italien

Konstruktionsmerkmale

Sichtbetonkonstruktion

Besonderheiten

felsartiger Charakter in historischer Umgebung

Beschreibung

Italien, Südtirol, Kurstadt Meran: Wo, wenn nicht an einem traditionellen Tourismusort, wäre eine Berufsfachschule für Gastgewerbe besser untergebracht?! Das sehen auch die Auszubildenden so, deren Zahl auf derzeit 700 angewachsen ist und die Kapazitäten des Altbaus überforderte. Die alten Räume mussten dringend umgebaut und um neue erweitert werden. Keine ganz einfache Aufgabe für die Architekten Helmut Stifter und Angelika Bachmann (Stifter + Bachmann, Pfalzen, Italien), denn das Grundstück ist nicht nur recht eng, sondern liegt auch inmitten einer bauhistorisch wertvollen Gegend mit teils denkmalgeschützten Jugendstilvillen und Mansarddächern als charakteristischem Element. Der bisher und auch weiterhin von der Berufsfachschule genutzte Altbau, das ehemalige Hotel Savoy von 1900, ist zudem ein direkter Nachbar, den es zu respektieren galt.

Das gelang dem Architektenduo, das 2005 einen europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für den Erweiterungsbau gewonnen hatte, mit einem zurückhaltenden und dennoch eigenständigen Gebäude, das im März 2015 fertiggestellt wurde. Die Planer wendeten dabei einen geschickten Kniff an: Sämtliche Fassaden ihres „Sichtbeton-Felsens“ sind geneigt, sie lehnen sich vom Bestand weg, sodass er aus jeder Perspektive gut erkennbar bleibt. Außerdem verstehen Stifter + Bachmann die Fassadenbewegungen als moderne Interpretation der umgebenden Mansarddächer.

Ein weiterer und sehr erwünschter Effekt ist die Aufweitung der eigentlich engen Freiräume zwischen den Gebäuden. Nach oben verjüngt sich der Neubau, unterstützt dadurch zusätzlich die Präsenz des Bestands und lässt zudem sein eigenes kompaktes Volumen leichter wirken. Durch die eingezogene Straßenfassade entsteht vor dem Haupteingang, der sich wie eine Kiste aus dem Baukörper schiebt, ein kleiner Vorplatz. Hinter dem Haus wurde ein ehemaliger Parkplatz als Grünfläche der Stadt zurückgegeben; das Areal ist heute autofrei.

Ein weiterer Vorteil der mehrfach geknickten Fassadenflächen ist, dass durch die quadratischen, wie ausgestanzt wirkenden Fenster mehr Licht in die Innenräume fällt. Diese sind als fließende Raumfolgen organisiert und nehmen auf zwei Unter- und fünf Obergeschossen mit einer Nutzfläche von 4.450 Quadratmetern zwölf Klassenräume, unterschiedliche Küchen, Speisesäle, eine Lehrbar sowie Verwaltungs- und Spezialräume auf.

Beton

Das Dach zählt als fünfte Fassade, die gesamte Hülle besteht aus Sichtbeton, der vor Ort gegossen wurde. Neben Brandschutzargumenten und den Dämmqualitäten – der Bau ist als Klimahaus A zertifiziert, was einen Heizenergiebedarf unter 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr bedeutet und in Italien direkt nach dem Prädikat Gold als höchste Klasse eingeordnet ist – spielten bei der Entscheidung für den Baustoff Beton vor allem gestalterische Aspekte eine Rolle.

So waren nämlich trotz großer Spannweiten schlanke Bauteile möglich. Neben dem über einhundert Jahre alten Hotel steht nun deutlich erkennbar ein Vertreter der Gegenwart – die beiden Gebäude sind lediglich durch einen unauffälligen Glassteg auf Höhe des zweiten Stockwerks miteinander verbunden. Trotzdem besteht eine Verwandtschaft zwischen der alten und neuen Architekten, denn, so die Architekten: „Die äußere Hülle des Neubaus wurde gestockt und mit Zuschlägen aus regionalem Material hergestellt, was uns sehr geholfen hat, eine eigenständige, aber dennoch zum Stadtvillenensemble´ passende Materialisierung zu erreichen. Der monolithische Baukörper wirkt in seiner äußeren Erscheinung nicht kühl, sondern warm, er hat beim näheren Hinsehen und je nach Lichteinfall verschiedene Farbtönungen von Grau über Beige bis hin zu Brauntönen. Das Material Beton wurde von allen Beteiligten sehr positiv aufgenommen, und das ist in der Kurstadt Meran äußerst selten.“

Quelle

Text: Christina Gräwe für EINSATEAM

Bildnachweis: René Riller, Schlanders, Italien / Büro Stifter+Bachmann, Pfalzen, Italien

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