Architekturbüro Seifert, Darmstadt
Deka Immobilien Investment GmbH
Wolff & Müller GmbH & Co. KG (Generalunternehmer); Zuber Betonwerk GmbH & Co. KG (Fertigteil-Herstellung)
1962/2005
Frankfurt am Main, Hanauer Landstraße
Massive Betonkonstruktion
vorgehängte Fertigteil-Brüstungen aus Stahlbeton
Es müssen nicht immer Neubauten sein, die für Schlagzeilen sorgen. Auch Umbauten können spektakulär ausfallen, wie ein revitalisiertes 75 Meter hohes Büro-Hochhaus am Frankfurter Osthafen beweist. Eine besonders interessante Ausführungslösung beim sogenannten „Lighttower“ stellen die vorgehängten Fertigteil-Brüstungen aus Stahlbeton dar: Neben ihrer herkömmlichen Funktion als Brüstung der neuen gläsernen Pfosten-Riegel-Fassade dienen sie auch zur Unterbringung der dezentral angeordneten Belüftungstechnik.
Das in „Lighttower“ umbenannte Deka-Hochhaus erhielt in den Jahren 2003 bis 2005 ein umfassendes äußeres und inneres „Gebäude-Lifting“. Es erinnert nur noch in der Dimension des Baukörpers an das alte, im Jahr 1962 erbaute Bürogebäude. Um das Erscheinungsbild effektvoll aufzuwerten, plante das Darmstädter Architekturbüro Seiffert an der Nordost-Ecke des Gebäudes eine üppig verglaste, halbrunde Bauwerksausbuchtung ein. Die sich über 16 Geschosse hinziehende Glaskanzel gibt dem 75 Meter hohen Hochhaus ein modernes, unverwechselbares Aussehen.
Neben der weitgehenden Entkernung des Gebäudes wurden die oberen drei Stockwerke und die Fassaden komplett abgebrochen und anschließend neu errichtet. Bei der Neugestaltung der Fassade verknüpften die Planer geschickt optische Aspekte mit einer nutzerfreundlichen Optimierung der Nutzfläche.
Die Grundrisskonzeption sollte eine multifunktionale und variable Nutzung in Form von Einzel-, Team- oder Großraumbüros erlauben. Für die Büroräume wurde eine Tiefe von 5,50 bis 6,0 Meter bei einem Achs- bzw. Ausbaurastermaß von 1,35 Meter vorgesehen. Um keine wertvolle Nutzfläche zu verlieren, wurde in der vorgehängten Fassade eine Vielzahl haustechnischer Komponenten integriert. Die Unterbringung der dezentralen Lüftungsgeräte in der Brüstung erlaubte eine besonders flexible, flächensparende Raumaufteilung. Bei Nutzungsänderungen kann die Haustechnik – ohne bauliche Umbauten – durch Anpassung der Gebäudeleittechnik veränderten Bedürfnissen gerecht werden.
Je nach Einsatzort mussten unterschiedliche Brüstungstypen konstruiert und hergestellt werden. Als Grundschalung wurde eine 25 Meter lange Binderschalung verwendet.Beim Ausschalen musste wegen der relativ schlanken Plattendicken (Brüstungsplatte 12 cm, Bodenplatte 10 cm, Ohren 12 cm) mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden, um die ausgehärteten Fertigteile nicht zu beschädigen. Die Brüstungs-Fertigteile für die Glaskanzel wurden in zwei separaten Teilen gefertigt und abschließend auf der Baustelle durch einen Ortbetonstreifen ergänzt und miteinander verbunden.
Die Montage der Fertigteilstücke auf der Baustelle demonstrierte das Nebeneinander von klassischer Fertigteil-Montage und dem Einbau von Halbfertigteilen. Die Brüstungen waren untereinander nicht verbunden. Sie wurden lediglich mit ihren Ohren an die bestehenden Stahlbetonstützen des alten Gebäudes angehängt. Zur Einhängung mussten an den Stützen Stahlkonsolen mit Dornen angebracht werden. Die Dorne waren bei der Montage exakt in die einbetonierten Hüllrohre der Ohren einzuführen, damit eine punktgenaue Lagerung des Brüstungselementes auf den Konsolen gewährleistet wurde. Die Hüllrohre wurden nach dem Einsetzen mit Vergussmörtel ausgegossen. Im Bereich der Brüstungsdecke sahen die Planer zwei Stellschrauben vor, die quasi als justierbare Druckplatten gegen die bestehende Decke des Altbaus wirkten. Sie boten gleichzeitig die Möglichkeit einer Feinjustierung der neuen Elemente.
Andere Brüstungstypen wurden hingegen mittels einer Anschlussbewehrung einbetoniert. Hierdurch entstand eine monolithische Verbindung zwischen Stütze und Brüstung.
Bildnachweis: Zuber Beton, Crailsheim (1,2); Wolff & Müller, Stuttgart (3)
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