Fontès Architecture, Montpellier
Stadtverwaltung der Région Languedoc-Roussillon, Montpellier
M. Verdier, Montpellier (Tragwerksplanung); Dumez Sud, Niederlassung Hérault (Rohbau); ETS Deltour et Vigouroux, Caissargues (Betonarbeiten); Barsalour, Narbonne (Holzarbeiten); Noe-France, St. Quentin (Schalungsmatrizen); UPEE7, Saint-Aunès (Landschaftsplanung)
2013
34410 Sérignan, 1 Avenue Georges Frêche
Eine mit Ginster, Schilfrohr und Salzkraut bewachsene Landschaft prägt die Region Languedoc Roussillon an der südfranzösischen Mittelmeerküste. Von der Natur dieses Landstriches inspiriert, machte der Architekt François Fontès sie zum Leitmotiv seines Entwurfs für eine neue Schule in der kleinen Gemeinde Sérignan. Als Vorlage diente ihm Schilfgras, das in dieser Gegend seit vielen Jahrhunderten als organischer Baustoff verwendet wurde. Man nutzte es zum Decken der Dächer, zum Dämmen und zur Herstellung von Wänden. Seine typische Struktur ziert nun in moderner Abwandlung die Sichtbetonfassaden des Lycée Marc Bloch.
Errichtet auf einem fünf Hektar großen Gelände entlang der Route de Valras am südlichen Ortsausgang, bietet das 13.777 Quadratmeter große Gymnasium Platz für rund 1.600 Schüler. Statt das umfangreiche Raumprogramm, zu dem unter anderem ein Internat für 98 Schüler gehört, in einem voluminösen Baukörper unterzubringen, entschieden sich die Planer für eine flächige, zweigeschossige Schulanlage aus miteinander verbundenen, riegelförmigen Gebäuden. Sie sind so zueinander angeordnet, dass zwischen ihnen großzügige Höfe und Freiflächen entstehen. Zusätzlich gibt es acht kleine Einzelbauten, einen Sportplatz und verschiedene Themengärten. Windräder sorgen für den benötigten Strom, eine Geothermieanlage für Wärme.
Offene Erdgeschosszonen, breite Wege und Treppenanlagen, ein überdachter Kolonnadengang, Wasserbecken und viel Grün lassen den riesigen Schulkomplex eher wie eine Ferienanlage erscheinen. Zu diesem Eindruck tragen auch die Schilfmatten bei, die als Schattenspender vor den Fenstern sowie vereinzelt über den Höfen angebracht wurden. In den Innenräumen bedecken sie die Decken einiger Gänge und Räume sowie der Mensa. In abstrahierter Form taucht das Schilfmotiv an Türen, Wandelementen und Raumteilern aus Holz auf.
Sämtliche Gebäude sind in Ortbeton ausgeführt. Für das Sichtbetonrelief der 7.000 Quadratmeter großen Fassadenfläche entwickelten die Architekten eine Vorlage, nach der eigens eine Strukturmatrize angefertigt wurde. Der Hersteller verwendete dazu echtes Schilfrohr und formte es mit flüssigem Polyurethan ab. Ein zur Stabilisierung rückseitig auf die Matrizen aufgebrachtes Glasfasergewebe erlaubte ihre vielfache Anwendung beim Bau der Schule, was zu einer deutlichen Kostenreduzierung beitrug. Vor Ort wurden die Matrizen zur Fixierung auf die Schalung geschraubt, dann ein Trennmittel aufgebracht und schließlich betoniert. Nach Aushärtung des Betons zeigen die Oberflächen ein originalgetreues Abbild des Naturmaterials.
Bildnachweis: Noe-Schaltechnik Georg Meyer-Keller, Süssen und Région Languedoc-Roussillon, Direction de la Communication, Montpellier
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