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MITTENIM Herzen von Niederwerrn

Schlicht Lamprecht Kern Architekten, Schweinfurt

Architektur

Schlicht Lamprecht Kern Architekten, Schweinfurt

Bauherr

Gemeinde Niederwerrn

Projektbeteiligte

Landschaftsarchitekten: Dietz und Partner Landschaftsarchitekten, Elfershausen
Betonwerk: LZR Lenz-Ziegler-Reifenscheid, Kitzingen
Tragwerksplanung: IB Joachim, Schweinfurt
HLS: IB Kiesel, Gerolzhofen
Elektro: IB Bopp, Schweinfurt
Lichtplanung: Day & Light, München
Energieberatung: Mai Bauphysik, Gerolzhofen
Entwicklung Gesamtenergiekonzept: IfE – Institut für Energietechnik, Amberg
Museumsplanung: FranKonzept Dr. Jochen Ramming, Würzburg
Rohbau: Bauunternehmen Pfister, Schweinfurt
Betonbearbeiter: Thomas Miedl, Neukirchen vorm Wald
Zimmerer: Zimmerei Wentdorf-Bulheller, Bad Königshofen
Dach: Dachdecker Stark & Walter, Estenfeld
Lehmbau: Klinnert & Walter, Schlechtsart

Jahr

2024

Ort

97464 Niederwerrn, Landkreis Schweinfurt, Schulstraße 7

Besonderheiten

Niederwerrns neues Zentrum: Funktionale und räumliche Verbindung von Altort und Siedlung

Beschreibung

Kreislaufgerecht und sozial nachhaltig: Mitten im Herzen der unterfränkischen Gemeinde Niederwerrn wurde am Übergang des Altorts zum gewachsenen Siedlungsgebiet im Sommer 2024 die neue Ortsmitte mit Bürgersaal, Vereinsraum und Café sowie mit Museum und »Energiescheune« eingeweiht. Begrünte Plätze für Markt und Plantanz, ein Bauerngarten sowie Sitzstufen für Veranstaltungen der benachbarten Bibliothek verbinden das neue Ensemble »MITTENIM« mit dem umliegenden Bestand.

Die Entwicklung zur neuen Ortsmitte begann bereits 2014 mit der Erarbeitung eines ISEK und in Beteiligungsformaten mit Bürgerinnen und Bürgern zu deren Bedarfen. Es folgte seitens der Gemeinde ein zielgerichteter Kauf und Tausch für die benötigten Grundstücke – durch Leerstände im Ort, andere Grundstücke oder barrierefreie Wohnungen im benachbarten Seniorenwohnheim. Nach vier Jahren persönlichem wie weitsichtigem Engagement der Bürgermeisterin begann die Realisierung des nachhaltigen Nutzungskonzepts, um dem “Aussterben” des Altorts durch das neue Konzept entgegenzuwirken.

Mit der Vision eines sich wandelnden Ortes ist im intensiven Dialog mit der Bevölkerung eine neue soziale Mitte ganz im Sinne einer nachhaltigen Innenentwicklung entstanden. Ein Modellprojekt, das zum Nachahmen ermutigt.

Den kreislaufgerechten Neubau des Bürgerzentrums bilden zwei zueinander versetzt stehende Satteldachgebäude, die sich in ihrer Maßstäblichkeit an der umliegenden Bebauung des Altortes orientieren. In ihrer Setzung bilden sie unterschiedliche Plätze aus: Mit der südlich liegenden Gemeindebibliothek und dem östlich angrenzenden zum Museum umgebauten Wohnhaus formiert sich der neue Dorfplatz, den das Bürgerzentrum nach Norden abschließt.

Der Wunsch nach Plätzen im Ort zeigte sich im Rahmen der Bürgerwerkstätten gleich auf mehreren Seiten. Die Bevölkerung wünschte sich einen Markt an zentraler Stelle, ebenso Plätze für die Ausübung des Plantanzes, der in der Region traditionell verwurzelt ist und eine große Rolle spielt. Die Bibliothek vermisste einen Platz im Außenbereich, den sie im Sinne eines Theatrums für Lesungen und Ausstellungen nutzen kann. Eine Bühne wünschte sich auch die weiter südlich am Platz geplante Kinderbücherei, für die ein bestehendes Gebäude saniert wird und dieses sich nun zum Platz hin orientiert. Diese Plätze konnten ebenfalls in der neuen Ortsmitte integriert werden. 

Aufgrund sämtlicher technischer Versorgungsleitungen aus der Energiescheune sind die Bepflanzungsmöglichkeiten der Platzfläche limitiert. Vor allem durch die Zisternen, in denen das Regenwasser der Dächer aller umliegenden Gemeindegebäude gesammelt und für die Bewässerung der Grünflächen verwendet wird. Vor dem Café dient die Platzfläche dem barrierefreien Zugang und der Außenbestuhlung. Wo möglich, wurden Pflanzbeete angelegt und Bäume als Schattenspender gepflanzt. Auf dem südlichen Dorfplatz findet sich zudem ein niedriges Wasserbecken, welches das Lokalklima durch Verdunstungskühlung positiv beeinflusst, gleichzeitig die Aufenthaltsqualität erhöht und so auch hier Jung und Alt in den Sommermonaten die Füße kühlen können.

Beton

Das Ensemble setzt ein klares Zeichen für nachhaltiges Bauen und Kreislaufwirtschaft: Vom Fundament bis zur Fassade bestehen sämtliche Betonbauteile aus Recyclingbeton. Im neuen Bürgerzentrum »MITTENIM« findet sich die knapp 50 Kilometer entfernte, in den Sechzigerjahren errichtete und 2019 rückgebaute Talbrücke Rothof bei Würzburg wieder. Der Beton hierfür wurde in einem etwa 40 Kilometer entfernten Recyclingwerk aufbereitet. Alle weiteren Gebäudeteile des Neubaus wurden als Holzmassivbau errichtet. Nachhaltigkeit gilt ebenso für das Energiekonzept, dessen technische Anlagen zur Energieerzeugung für das Ensemble in der Energiescheune als kleines Nahwärmekraftwerk untergebracht und für interessiertes (Fach)Publikum und die Bürger zur Information einsehbar sind.

“Ein Haus aus Holz und ein Haus aus Stein” war das Bild der Architekten für die Materialität des neuen Bürgerzentrums. Um dem Anspruch an Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen, wurde der westliche Gebäuderiegel sowie das Fundament und das Sockelgeschoss des östlichen Massivholzbaus aus Recyclingbeton realisiert. Kurze Transportwege spielten bei der Entscheidung für das Betonwerk, in dem die rückgebaute Brücke aufbereitet wurde, ebenso eine Rolle wie die Wahl der Materialien für den Holzbau: Holz- statt Mineralwolle und bis auf wenige Ausnahmen der Verzicht auf jegliche Folien und Verklebung. Die Betonoberflächen wurden mit alten und in der Gesellschaft nahezu vergessenen Handwerkstechniken bearbeitet, um den steinernen Charakter herauszuarbeiten und der Fassade ein lebendiges Erscheinungsbild zu geben. Gestaltungselemente wie die Gewände um die Fenster, scharrierte und strukturierte Oberflächen oder die geringen Dachüberstände greifen Baustile der Region auf und fügen das neue Ensemble in seine Umgebung ein.

Für das neue Bürgerzentrum in Niederwerrn ging es in aller Konsequenz um Upcycling des Abbruchmaterials der einstigen Talbrücke Rothof – vom Einsatz des Recyclingbetons bis zur Veredelung seiner Oberfläche. Die rund 700 Kubikmeter Recyclingbeton finden sich nicht nur in den Fundamenten wieder, sondern in sämtlichen Betonbauteilen des Neubaus. Zudem wurden die sichtbaren Oberflächen nicht glatt belassen, sondern mit der traditionellen Handwerkstechnik des Scharrierens und Spitzens bearbeitet und aufgewertet: Durch die manuelle Bearbeitung wird die Zuschlagskörnung – der Abbruch der ehemaligen Brücke und zusätzlich Ziegelbruchstücke in den vorgehängten Elementen – freigelegt. Die Farbigkeit des Betons verändert sich und durch die unterschiedliche Körnung des Recyclingmaterials entsteht eine Lebendigkeit im Detail. Um den CO2-Ausstoß zusätzlich zu minimieren, kam CEM II CM 42,5 NSLL Zement zum Einsatz im Recyclingwerk.

Upcycling galt auch für die Schalbretter der Betonwände, die sich als Wandverkleidungen in der Energiescheune wiederfinden. Ebenso wie die Backsteinklinker des rückgebauten Stalls, mit denen die Fassade der Energiescheune im Erdgeschoss ausgemauert wurde.

Quelle

Cornelia Hellstern – all about publishing

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