Henn Architekten, München
Wolfsburg AG, Wolfsburg
Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart (Tragwerksplanung); Wolff & Müller, Stuttgart (Bauunternehmen), Deutsche Doka Schalungstechnik, Maisach; Peri, Weißenhorn (Schalungstechnik)
2006
Wolfsburg, Herbert-Münch-Straße 1
Spezielle Schalungselemente
Der Gebäudekomplex des MobileLifeCampus in Wolfsburg soll eine neue Art von Forschungs-Campus darstellen. Der Bauherr verfolgt mit diesem Projekt eine volkswageneigene AutoUni, die eine Schnittstelle zu Hochschulen herstellen und akademisches Wissen in das Unternehmen holen soll.
Der Campus entsteht auf einem 15 ha großen Areal westlich der Innenstadt am Hageberg. Der Masterplan sieht für das Gelände fünf Hauptgebäude vor. Das nun entstandene viergeschossige Gebäude weist mit Gebäudeabmessungen von 156 m Länge, 54 m Breite mit einer Höhe von 22 m eine Bruttogeschossfläche von 25.000 m² für Büros, Vortrags- und Vorlesungssäle auf.
Um dem komplizierten Nutzungsprofil nachzukommen, entwickelten die Architekten Raumstrukturen, die die einzelnen Wissensbereiche vernetzten. Dabei gleicht die Grundstruktur der Gebäude einem gefalteten Band, in dem die horizontalen Geschossebenen liegen. So kommt es abwechselnd zu geschlossenen und geöffneten Flächen in einem insgesamt gestreckten, gläsernen Quader. Das Band ist aus Sichtbeton hergestellt, und gleicht einem Möbiusband, das keinen Anfang und kein Ende hat. An den Stirnseiten des Baukörpers neigt es sich als Wandscheibe mit einer Neigung von 68 Grad über vier Etagen nach oben. Diese Flächen bestehen ebenfalls aus Sichtbeton.
Das Innere wird geprägt durch ein glasüberspanntes Atrium, in dem die Erschließung durch offene Treppenläufe sichtbar gemacht wird. Das Atrium ist sowohl Hauptversammlungs- als auch Ort für informelle Kommunikation. Eine diagonale Campusstraße führt auf den zentralen Platz und dient zugleich der Erschließung.
Die Bauzeit von sieben Monaten war u.a. aufgrund der speziellen Schalungen für die Decken und Wandkonstruktionen machbar. 6.000 m² wurden an aluleichten Deckenschalungen vorgehalten, zeitgleich waren bis zu 6.100 Deckenschalungs-Paneele, 2.500 Längsträger und über 8.000 Stützen im Einsatz. Für die Sichtbetonanforderung erarbeiteten die Schalungstechniker in Abstimmung mit dem Architekten auch die erforderlichen Deckenuntersichtspläne. Die von der Deckenstärke und der Betonfestigkeit eingesetzten Paneele konnten nach einem Tag ausgeschalt werden. Zum sicheren und leichteren Ausschalen wurden Ausschalwagen verwendet.
Die seitlichen Wandteile der Quader weisen die Form von Parallelogrammen auf, die mit Hilfe einer Kletterschalung und Trägerschalungselementen in Verbindung mit Holzschalungsträgern mit eingebautem Stoßdämpfer erstellt wurden. Im Vorfeld wurden Musterwände gefertigt, anhand derer die Passgenauigkeit der Trägerschalung überprüft, aber auch die Vorgaben für die Schalhaut, Fugen und Ankeranordnung festgelegt wurden.
Um die Lasten aus dem Betonüberhang an den geneigten Stirnseiten des Gebäudes zuverlässig aufzunehmen, kam ein Traggerüst mit einer Plattform aus zum Einsatz. Eine zusätzliche Rückverankerung zum Bauwerk gewährleistete die erforderliche Standsicherheit. Der Überhang erschwerte die Schalungsarbeiten und den Einbau des verwendeten hochfesten Betons der Güte 65/75 sowie dessen fachmännische Verdichtung. Damit die Anschlussfugen gerade und sauber wurden, heftete man Vierkantleisten in der Schalung an und dichtete später den Fußpunkt mit Vorlegebändern ab. Das Ergebnis ist ein Sichtbeton von hoher Qualität.
Bildnachweis: H.G. Esch, Hennef-Stadt Blankenberg
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