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Musée Würth France in Erstein/F

Jacques und Clément Vergély, Lyon/F

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Dauerhaftigkeit Schalung Selbstverdichtender Beton Sichtbeton

Architektur

Jacques und Clément Vergély, Lyon/F

Bauherr

Musée Würth France, Erstein/F

Projektbeteiligte

Peri NL Bernolsheim/F (Schalungstechnik)

Jahr

2008

Ort

Erstein/F, Rue Georges Besse

Besonderheiten

bis zu 14 Meter hohe Stahlbetonwände in Sichtbetonqualität, Verwendung von selbstverdichtendem Beton (SVB)

Beschreibung

Kunstsammler gibt es einige, manche im Kleinen und Geheimen, andere in größeren Dimensionen, aber nur wenige präsentieren ihre gesammelten Kunstwerke in selbst gebauten Museen neben ihren Firmensitzen vor allem ihrer Belegschaft. Im Industriegebiet des elsässischen Erbsteins, zwischen Strasbourg und Colmar, auf dem dortigen Werksgelände des Unternehmens Würth eröffnete der Firmeninhaber am 27. Januar 2008 bereits das zehnte Kunstkabinett der Würth-Gruppe. Eingestreut zwischen Gewerbehallen und Verwaltungsbauten, fernab aller kunstinteressierten Metropolen, liegt das Museum, für das der Würth-Konzern 2003 einen internationalen Ideenwettbewerb mit fünf Architekturbüros initiiert hatte. Die Aufgabe lautete: einen Kunstpavillon von rund 1000 Quadratmetern zu entwerfen. Als Sieger gingen die französischen Architekten René Gimbert und Jacques Vergély zusammen mit Clément Vergély und der Landschaftsarchitektin Martine Rascle hervor. Sie schlugen ein Raster von Ausstellungsräumen vor, die in einem Entdeckungsparcours miteinander verbunden sein sollten und den gesamten Park auf dem Grundstück mit einbezogen. Der nun realisierte Bau weicht deutlich davon ab. Eingeleitet wurde die Metamorphose durch die Entscheidung, dass das Museum nicht mehr nur ein Ort der Repräsentation sein sollte. Die Besucher sollen sich ebenfalls mit den Inhalten, aber auch indirekt mit dem Unternehmensimage beschäftigen können. Das Raumprogramm wurde um einen Hörsaal, eine Bibliothek, einen Kunstvermittlungsraum, Buchladen sowie Café mit allen dazugehörenden zusätzlichen Flächen für Logistik und Technik erweitert, das Gebäude wuchs um das Vierfache. Durch seine neue Größe wurde die Platzierung im hinteren Park schwierig, das Museum wanderte auf dem Grundstück nach vorne und korrespondiert nun mit dem Firmensitz, zu dem es im Rechten Winkel leicht zurückgesetzt steht. Zwei parallele 70 x 11 x 13 Meter große Betonquader, gekrönt von Lichtkuben, bilden das Museum. Dazwischen eingebettet liegt das niedrigere Auditorium und der Eingangsbereich. Auch in Längsrichtung ist das Museum – jedoch weniger deutlich, lediglich durch Fensterbänder und Einschnitte ablesbar – dreigeteilt. Im Osttrakt, der ein Viertel der Länge einnimmt, befinden sich die öffentlichen Einrichtungen: Eingangshalle, Rezeption, Buchladen, Garderoben, sanitäre Einrichtungen im Erdgeschoss und Kunstvermittlungsraum, Bibliothek und Firmenpräsentationsraum im Obergeschoss. Ebenso groß ist der gegenüberliegende westliche Trakt, der die Anlieferung und die Depots sowie die Klimaanlage im Obergeschoss aufnimmt. In den verbleibenden Bereichen der äußeren Gebäudeflügel befinden sich die Ausstellungsflächen sowie Büroräume. Nach dem Betreten des Museums wird der Besucher nach links in den Empfangsbereich geleitet. Der erste, nördliche Ausstellungsraum ist zweigeschossig und nimmt entsprechend die großformatigen Arbeiten auf. Am Ende führt eine Treppe in das Obergeschoss und dort in den zweiten, niedrigeren Ausstellungsraum. Ein abgeteilter Raum mit kleinem Patio, in dem Skulpturen präsentiert werden, markiert das Ende des Rundparcours. Eine zweite Treppe leitet den Besucher wieder ins Erdgeschoss, durch das Café in den Eingangsbereich. Bei der Belichtung versuchen die Architekten weitestgehend Tageslicht einzusetzen. Es sei dank seines breiten Spektrums der Wahrnehmung von Kunstwerken am zuträglichsten, erklären sie ihre Entscheidung. Darüber hinaus erlaube es in einem geschlossenen Raum eine Beziehung zum Außenraum, zur Jahreszeit, zum Klima und zur Tageszeit. Der Aufwand dafür ist jedoch relativ groß. Die Architekten entwickelten 30 x 10 x 3 Meter große Glaskuben, die huckepack auf den Ausstellungsräumen sitzen. Sie fangen das Tageslicht ein, filtern es durch mehrere Materialien wie Polykarbonat und Opalglas und lenken es anschließend abgeschwächt auf die Wände. Es wird durch Sonden kontinuierlich kontrolliert und mittels Verdunklungsrollos moduliert. In den Zeiten, in denen der Lichteinfall nicht ausreichend ist, werden schrittweise künstliche Lichtquellen zugeschaltet. Leider lassen die großen Glaskuben die ansonsten schlichte Gebäudekubatur von außen etwas unentschieden wirken. Im Inneren werden die Lichtdecken von massigen Stahlträgern gehalten, die den Raum optisch mitbestimmen. Zusätzlich zeichnen schmale, raumhohe Fenster Licht/Schattenbilder in den Raum, die mit den Kunstwerken konkurrieren und diese stellenweise überlagern. Die Entscheidung für Tageslicht erforderte zudem die Verlegung des kleinen Ausstellungssaals ins Obergeschoss, wodurch zwei Treppen notwendig waren. Die Unterbringung im Erdgeschoss wäre für die Besucher weniger beschwerlich und zudem übersichtlicher gewesen. Die unter dem Saal platzierten Büroräume wären im Obergeschoss dagegen durch ihre Lage bereits separiert von den Besucherwegen gewesen.

Beton

Eine der großen Konstanten bei der Realisierung des Museums war die Materialwahl. Von Anfang an legten die Architekten diese als „natürliche Materialien: Beton, Glas und Holz“ fest. Die Entscheidung für Sichtbeton sei logisch zwingend gewesen, heißt es im Manifest zur Eröffnung. Einerseits sollten die beiden Monolithe, die typologisch ihre Nähe zum Brutalismus verraten, durch ihr einheitliches Material die ungekünstelte Abstraktion der beiden Gebäudeteile und ihre schützende Funktion symbolisch zum Ausdruck bringen. Andererseits verlange die Nähe zum Firmensitz eine beiden Gebäuden gerecht werdende Konfrontation. Die Transparenz der Glasfassade des bestehenden Verwaltungsgebäudes fände ein logisch zwingendes Gegengewicht in der Trübheit und Rauheit des Sichtbetons. Um den monolithischen Rahmen der beiden Museumsflügel hervorzuheben, waren weder einzelne Segmentgruppen noch Betonstellen mit sichtbaren Fugen erlaubt. Trotz der Höhe des Baus konnte er aufgrund der wasser- und luftdichten Verglasungen aus einem Guss erstellt werden. Die Wände sind fugenlos aus Beton gegossen. Die bis zu 14 Meter hohen Stahlbetonwände in Sichtbetonqualität wurden mit einer variablen Träger-Wandschalungen ausgeführt. Die Verwendung von selbstverdichtendem Beton SVB und die großen Betonierhöhen machten es erforderlich das Schalungssystem auf einen Betonierdruck von 120 kN/m2 zu bemessen. Hoch tragfähige Gitterträger mit einem Trägerabstand von maximal 20 Zentimeter sorgten dabei für die sichere Lasteneinleitung in den Stahlriegel. Die Montage der Einzelkomponenten zu kompletten Schalungs- und Umsetzeinheiten erfolgte vor Ort. Die bis zu 14 x 2,5 Meter großen Schalungselemente wurden rund 30 Mal umgesetzt. Beim Verbinden der einzelnen Elemente ermöglichten die besonders konstruierten Langlochreihen der Stahlriegel und die Kupplung das stufenlosen Dichtziehen der Elementstöße. Zum Ausrichten der Schalung und zur sicheren Ableitung der Windlasten kamen Richtstützen je nach Schalungshöhe, zum Einsatz. Auch die Wandscheiben ließen sich mit den Systemgeräten temporär abstützen.

Quelle

Bilder und Textmaterial mit freundlicher Genehmigung von opus C | 2.2008

Bildnachweis: opus C | glaeslephoto cologne

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