Steven Holl Architects, New York/USA
Herning Center of the Arts
Kjaer & Richter, Aarhus/DK (Bauleitung), Niras, Allerød/DK (Statik), Schønherr Landskab, Aarhus/DK (Landschaftsarchitektur); IBF, Ikast/DK (Betonpflaster); Okalux, Marktheidenfeld (transluzente Wärmedämmung)
2009
7400 Herning, Birk Centerpark 8
Mitten im Nirgendwo der dänischen Halbinsel Jütland gelegen, lohnte es sich bislang kaum, die Stadt Herning zu besuchen. Mit der Eröffnung des Herning Museum of Contemporary Art Herning, kurz Heart genannt, hat sich das geändert. Der von Steven Holl Architects entworfene Museumsbau befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Textilfabrik. Dessen Besitzer Aage Damgaard ist es auch zu verdanken, dass der Bau realisiert werden konnte. Der Hemdenfabrikant, Kunstliebhaber und Mäzen sammelte nicht nur, sondern stellte auch Künstler wie Robert Jacobsen, Sven Dalsgaard und den italienischen Maler Piero Manzoni an, die gegen ein festes Gehalt großformatige Arbeiten in den Ateliers der Fabrik schufen. Allerdings boten die Räume keine geeigneten Ausstellungsmöglichkeiten, sodass man 2005 einen Wettbewerb auslobte, den der norwegischstämmige Amerikaner Holl gewann.
Bei seinem Museumsentwurf ließ sich der Architekt von der Landschaft und der Geschichte des Ortes leiten. Aus der Idee einer Schachtel, über der ein ausgezogenes Hemd geworfen liegt, ist ein rund 5.600 m² großer Gebäudekomplex entstanden, dessen Dachgeometrie von oben wie ineinander verschlungene Hemdsärmel erscheinen. Diese legen sich über die beiden eingeschossigen Ausstellungsräume: In einem ist die ständige Ausstellung untergebracht, der andere bietet Platz für Wechselausstellungen. Darum herum gruppieren sich das Foyer, Büroräume, ein Konzertsaal, eine Bibliothek, ein Café-Restaurant und eine Open-Air-Bühne.
Die Dynamik des weißen Betonbaukörpers setzt sich im Außenraum fort: Nach unten spiegelt er sich in großflächigen Wasserbecken wider, nach oben gehen seine geschwungenen Dachformen mit großen Überständen in lang gestreckte Grashügel über. Es entsteht der Eindruck, dass Gebäude und Landschaft miteinander verschmelzen. Die Dachflächen sind nach innen gewölbt und erinnern an Stoffsegel, die in den Raum nach unten durchhängen. Ermöglicht wurde diese aufwendige Konstruktion durch Fachwerkträger aus Stahl. Große Oberlichter aus Profilbauglas in den einzelnen Dachsegmenten versorgen die Ausstellungsräume mit viel natürlichem Tageslicht. Sie sind mit einer transluzenten Wärmedämmung aus Kunststoff versehen, die das Licht weich diffus in die Ausstellungsräume streut. Die gleiche Verglasung kam auch in der Außenfassade des Museums zum Einsatz. Im Foyer und Restaurant hingegen stellen transparente Glasflächen den Bezug nach außen her.
Die architektonische Idee des Textilen findet sich nicht nur im Grundriss, sondern auch an der Fassade des Gebäudes wieder. Sie zeigt eine bewegte Struktur, die an geknitterten Stoff erinnert. Darin steckt natürlich die Anspielung auf die Hemdenfabrik, aber auch jene an die berühmten weißen Leinwände des Künstlers Manzoni.
Das Museum für zeitgenössische Kunst ist als weiß eingefärbter Sichtbetonbau in Ortbeton hergestellt. Nur mit dieser Betonbauweise war es möglich, die schrägen Oberflächen und unkonventionellen Winkel des Gebäudes zu errichten, weil der fließende Beton leichter anpassbar ist. Zudem erlaubt der Betonguss vor Ort große Spannweiten und balkenfreie Lösungen, wie im Fall des Museums.
Das Besondere an dem Gebäude sind jedoch seine wie knittrige Textilien aussehenden Wandoberflächen. Diesen Effekt erzielten die Planer durch die Verwendung gebrauchter LKW-Planen, die in die Schalung eingelegt wurden und als Ergebnis statt einer glatten Fläche, eine strukturierte aufweisen.
Beton kam auch im Außenbereich des Museums in Form großer und kleiner Pflastersteine zum Einsatz, die in einem unkonventionellen Muster verlegt, zwischen Natur und Gebäude vermitteln.
Bildnachweis: Iwan Baan, Amsterdam für Herning Museum of Contemporary Art
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