ABMP Architektur und Generalplanung Amann Munkel Preßer PartG mbB, Freiburg
Studierendenwerk Freiburg
K9 Architekten (Städtebaulicher Entwurf), AG Freiraum (Außenanlagen),
Unger Ingenieure (Verkehrskonzept Nachverdichtung), Ingenieurbüro Brett (Tragwerk),
TGA Planungsgruppe (Heizung Lüftung Sanitär), Planungsbüro für Elektrotechnik Greiner (Elektro), Solares Bauen (Wärmeschutz), Brandschutzconsult/IB Waldvogel (Brandschutz), IMH Bauphysik (Schallschutz), Asal + Pfaff (Vermessung),
Prof. Ben Hübsch (Farbkonzept), designconcepts (Orientierungs- und Leitsystem)
2016-2023
Betonfertigteil Bauweise mit Betontafeln, die „just in time“ auf der Baustelle angeliefert und sofort versetzt wurden.
Der architektonische Entwurf der Siedlung basiert auf Materialität und Konstruktivität. Eine Besonderheit liegt dabei in der Fassadengestaltung.
Aufgenommen von der Fassadengestaltung der Bestandsgebäude aus den 60er Jahren sind die Fenster- und geschlossene Fassadenflächen schachbrettartig in einem strengen Raster aus einem Wechsel von glatten und sandgestrahlten Betonoberflächen angeordnet. Ein großflächigeres Muster, mit hellen und dunklen Betonflächen aus Weißzement und Normalbeton, legt sich über diesen Flächen und erstreckt sich über mehrere Geschosse und Zimmerachsen. Dadurch löst sich dieses Muster vom ursprünglichen Schachbrettmuster der Fenster- und geschlossenen Fassadenflächen und tritt großflächiger und aufgelockerter in Erscheinung.
Die Verteilung des Musters wurde für jedes neue Gebäude individuell entworfen. Um die Konstruktion zu betonen wurden die Ecken im Stil einer Schwalbenschwanz-Verbindung hergestellt an denen die Betonfarbe wechselt. Das Besondere der Fassadengestaltung liegt in den gestalteten Wand- und Fensterflächen, die im Spiel mit dem Material Beton in der Form, Anordnung und Ausarbeitung für jedes neue Gebäude individuell in Erscheinung treten. Aufgenommen bei den Bestandsgebäuden und weiterentwickelt bei den Neubauten, bleibt das Erkennungsmerkmal der Studierendensiedlung „StuSie“ erhalten.
Die Studierendensiedlung am Seepark wurde von den Stuttgarter Architekten Wolf Irion, Rainer Graf und Wolf Maier geplant und 1966 fertig gestellt. Sie bestand ursprünglich aus fünf Hausgruppen, die sich in einer großzügigen Grünanlage direkt an einem Baggersee befanden. Die Hausgruppen setzten sich aus jeweils einem neungeschossigen und zwei dreigeschossigen Gebäuden zusammensetzten und gruppierten sich um einen gemeinsamen baumbestandenen Hof.
Die Nachverdichtung der Studierendensiedlung gehört zu den städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen Freiburgs. Durch die Landesgartenschau 1986 und der damit verbunden Stadterweiterung entwickelte sich das Gebiet um den Flückigersee zu einem stark frequentierten Freizeitgelände. Die Nachverdichtung von 2011 durch die Freiburger Architekten Amann Burdenski Munkel wird im Perspektivplan der Stadt als Best-Practice-Projekt geführt.
Zur weiteren Nachverdichtung und Erweiterung ging im Jahr 2016 aus einer Mehrfachbeauftragung der städtebauliche Entwurf des Freiburger Architekturbüros K9 hervor, der seit 2017 von ABMP in drei Bauabschnitten geplant und umgesetzt wird.
Gegenwärtig sind diese drei Bauabschnitte fertiggestellt und die Wohnheime bezogen. Entstanden sind dabei auf nur 25% mehr an bebauter Fläche – bei der es sich im Wesentlichen um Parkplätze handelte – 73% mehr Wohnraum. Dabei konnten 90% der bestehenden Bäume erhalten bleiben. Die Bebauung besteht im Wesentlichen aus zwei Bau-Typen: vier fünfgeschossige Riegel, einer davon mit Tiefgarage und fünf baugleiche elfgeschossige Hochhäuser.
Insgesamt entfielen mit diesem Bauabschnitt durch Abriss 222 Wohnplätze, 1.425 Wohnplätze wurden neu errichtet. Die Zahl der Bewohner stieg von 1.640 auf 2.843. Alle neuen Gebäude erreichen kfw40 Standard. Die Fertigstellung von zwei weiteren Bauabschnitten ist zum Wintersemester 2023/24 vorgesehen.
Die Konstruktion der Baukörper besteht je nach Anforderung aus monolithischen Ortbeton- und mehrschichtigen Betonfertigteilwänden, die Decken aus Filigrandecken mit Auf-Beton. Die Außenwände bestehen im Wesentlichen aus Tafeln mit etwa 6m Länge und 2,85m Höhe. Sie sind aus einer Tragschale (d=20cm) mit nichtbrennbarer Kerndämmung (d=30cm) und einer Vorsatzschale (d=10cm) zusammengesetzt und werden mit Edelstahlnadeln gehalten.
Die Bodenplatten wurde in Ortbeton ausgeführt und zur Dämmung auf Glasschaumschotter aufgebracht. Die unterkellerten Gebäude sind auf Streifenfundamenten gegründet und ohne Bodenplatte nur gepflastert. Da wenig Fläche für die Baustelleneinrichtung zur Verfügung stand und der zeitliche Vorlauf gering war, wurden die Betontafeln just in time auf der Baustelle angeliefert und sofort versetzt. Für die Errichtung des Rohbaus eines Normalgeschosses im Hochhaus benötigten die ausführenden Firmen 5 Tage.
Die Bauweise ist zeitsparend und nach der kurzen Zeitspanne des Rohbaus weitgehend wetterunabhängig. Fenster wurde nach Plan gefertigt und im Zuge des Rohbaus eingesetzt.
Bildnachweis: (c) YOHAN ZERDOUN PHOTOGRAPHY
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