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Nationalparkzentrum in Zernez/CH

Valerio Olgiati, Flims

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Architektur

Valerio Olgiati, Flims

Bauherr

Schweizerische Nationalpark, Zernez

Projektbeteiligte

ARGE Architectura DC SA und Castellani & Bulfoni, Scuol/CH (Bauleitung); Jon Andrea Könz, Zernez, Dr. Schwarz Consulting, Zug (Bauningenieure); Liapor Schweiz, Olten (Leichtbeton); Sosa Gera SA Stein-, Kies-, Betonwerk, Zernez (Betonherstellung); Foffa & Conrad; Lazzarini AG, Zernez (Rohbau)

Jahr

2008

Ort

Zernez, Schweiz

Konstruktionsmerkmale

Einschaliger Leichtbetonbau

Beschreibung

Nach sechsjähriger Planungs- und Bauzeit ist das neue Besucherzentrum des Schweizer Nationalparks in Zernez fertig gestellt. Geplant hat es Valerio Olgiati, der sich mit seinem betont puristischen Entwurf in einem zuvor ausgelobten Wettbewerb durchsetzten konnte.

Markant und eindeutig in Formensprache und Material liegt das Gebäude zwischen Freizeitbad, Sportplatz und dem Schloss Planta-Wildenberg, dessen Innenräume ebenfalls von Olgiati umgebaut wurden. Als Doppelkubus in hellem Sichtbeton ausgeführt, sind die beiden dreigeschossigen Kuben über Eck miteinander verschmolzen und formen eine interessante Treppengeometrie im Inneren des Gebäudes. Der Monolith ruht auf einem Betonsockel, der die unterschiedlichen Höhen des ihn umgebenen Platzes aufnimmt. Einige Treppenstufen führen auf eine Betonplattform, hinein in das gleichmäßig über alle Geschosse aufgebaute Museum.

Die Fassadengestaltung ist auf wenige Öffnungen jeweils in der Mitte der Wandflächen und die um wenige Zentimeter auskragenden Stockwerke reduziert. Als Fries auf den Außenwänden sorgen deren klare Schattenfugen im intensiven Licht des Engadins für Struktur und Lebendigkeit. Auffallend sind die breiten, liegenden Fensteröffnungen. Sie werden von Faschen gerahmt, die durch den Bauprozess entstanden sind. Faschen sind in Struktur und Farbe abgesetzte Streifen um Gebäudeöffnungen. Hier machen sie die Betonierabschnitte ablesbar: Zuerst wurden die Gebäudeecken, dann das Mittelstück mit den Fensteraussparungen betoniert. Olgiati bedient sich also handwerklicher Traditionen, entwickelt sie aber nicht als Ornament, sondern als Resultat des Bauprozesses und erreicht damit eine unverwechselbare Individualität des Bauwerks.

Auf der Rückseite wird die Symmetrie durch eine filigrane Treppe aus Ortbeton durchbrochen, die sich wie eine Skulptur an das Gebäude lehnt. Die eindrucksvolle Treppenanlage gabelt sich an der Schnittstelle und führt systematisch in die rechts und links liegenden zwei mal drei Ausstellungsräume, die spiegelsymmetrisch übereinander angeordnet sind. Pro Geschoss befindet sich ein einziger Ausstellungsraum, der über die seitlich liegende "versteckte" Treppe zugänglich ist.

Beton

Der monolithische Charakter des Bauwerkes ist konsequent in der Konstruktion umgesetzt. Sie besteht aus einschaligem Leichtbeton mit einem Zuschlag aus Blähtonkugeln anstelle von Kies. Typisch für diesen Beton sind die sichtbaren Lufteinschlüsse in der Oberfläche. Die Wanddicken von 55 cm sind an den tiefen Fensterlaibungen ablesbar.

Die luftgefüllten Poren des Zuschlagstoffs verleihen dem Beton eine geringe Trockenrohdichte von unter 2.000 kg/m³. Damit ist dieser Baustoff nicht nur um einiges leichter als normaler Beton, er verfügt zudem über die bessere Wärmedämmung. Auf zusätzliches Dämmmaterial kann gänzlich verzichtet werden, so dass ein mehrschichtiger Wandaufbau nicht notwendig ist und eine monolithische Bauweise von materialgleichen Wandflächen innen und außen möglich ist.

Durch die Verwendung von glatten, nicht strukturierten Schaltafeln sind die Oberflächen des Nationalparkzentrums sehr homogen und glatt, was zur Strenge und Eindeutigkeit in der Wirkung beträgt. Scharfkantige Gebäudeecken und ein fugenloser Bodenbelag in Form von geschliffenem Terrazzo verschmelzen die Materialien aus einem Guss.

Aufgrund statischer Anforderungen sind die Böden und Decken aus Normalbeton mit Zernezer-Kies hergestellt. Sie beinhalten auch die Boden-/Deckenheizung sowie sämtliche elektrischen Installationen. Beheizt wird das Gebäude mittels gemeindeeigener Holzschnitzelheizung. Auf eine Klimaanlage wird verzichtet.

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Javier Miguel Verme

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