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Naturmuseum St. Gallen

Michael Meier und Marius Hug Architekten mit Armon Semadeni Architekten, beide Zürich

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Sichtbeton Selbstverdichtender Beton Matrizen Schalung Fugen

Architektur

Michael Meier und Marius Hug Architekten mit Armon Semadeni Architekten, beide Zürich

Bauherr

Hochbauamt der Stadt St. Gallen

Projektbeteiligte

Othmar Brügger, Davos (Baumanagement); Baumed Bauleitungen, St. Gallen (Bauleitung); Studio Vulkan Landschaftsarchitekten, Zürich (Freiraumplanung); Synaxis, Zürich (Bauingenieure); Reckli, Herne (Matrizen); 2nd West, Rapperswil (Szenographie); BIV Grafik, Zürich (Signaletik)

Jahr

2016

Ort

9016 St. Gallen, Rorschacher Str. 263

Beschreibung

Um räumliche Engpässe beheben und den Besuchern mehr erlebnisorientierte Ausstellungen bieten zu können, entschied sich die Stiftung St. Galler Museen für eine Trennung des bislang in einem Gebäude untergebrachten Kunst- und Naturmuseums. Das Kunstmuseum verblieb im zentral gelegenen Bestandsbau, das Naturmuseum erhielt einen Neubau nahe des Botanischen Gartens am östlichen Stadtrand von St. Gallen. Geplant haben ihn Michael Meier und Marius Hug Architekten zusammen mit Armon Semadeni Architekten, die als Planungsgemeinschaft den zuvor ausgelobten Wettbewerb gewonnen hatten.

In unmittelbarer Nachbarschaft zu Einfamilienhäusern und dem mächtigen Kirchenbau St. Maria Neudorf besetzt das dreigeschossige Gebäude eine eher kleine Parzelle. Zur Kirche im Westen hin grenzt es an eine Freifläche, die nicht überbaut werden durfte, da es sich hier um eine Tunnelüberdeckung in staatlichem Besitz handelt. Die äußere Erscheinung des Museums prägt die Betonfassade mit ihren feinen Kanneluren. Wie bei einer dorischen Säule strukturieren sie die Oberfläche, betonen das Aufstreben des Gebäudes und unterstreichen seine monolithische Wirkung. Den oberen Abschluss bildet ein Dach mit fünf Giebeln, das sich parallel zur Straße regelmäßig aufzufalten scheint. Einschnitte an den Gebäudeecken sorgen für eine bessere Verzahnung mit der Umgebung und erweitern das Museum um Außenräume wie etwa die Terrasse des Museumscafés, die in der nach Westen orientierten Aussparung sitzt.

Der Besucherzugang liegt geschützt unter den auskragenden Obergeschossen auf der Südostseite des Hauses. Erdgeschoss und erstes Obergeschoss sind nach dem Split-Level-Prinzip mit je zwei Ebenen ausgebildet. Vom Eingangsbereich mit Kasse geht es über eine Treppe oder einen Aufzug hinauf zum Café beziehungsweise Foyer. Die Ausstellungsräume folgen im ersten Stockwerk sowie – ohne Split-Level – im zweiten. Über eine Galerie öffnet sich auf der obersten Etage der Blick nochmals nach unten auf den sogenannten Reliefraum, der ein topografisches Modell des gesamten Kantons St. Gallen zeigt. Die Architekten bezeichnen den durchgesteckten Raum als Herz- und Verbindungsstück der beiden Ausstellungsgeschosse.

Anders als bei Museen meistens üblich, lassen großzügig dimensionierte, quadratische Parallelausstellfenster sowie Dachaufbauten mit Oberlichtern viel Tageslicht ins Gebäudeinnere. Darüber hinaus war die natürliche Belichtungsmöglichkeit eine der Bedingungen dafür, dass der Neubau mit dem Minergie-P-Eco, dem höchsten Schweizerischen Nachhaltigkeitslabel zertifiziert wurde.

Beton

Der Rohbau des Museums besteht aus Beton- und Stahlstützen, die entlang der Außenwände angeordnet und in die Geschossdecken einbetoniert sind. Zusammen mit den beiden Treppenhauskernen übernehmen sie den Lastabtrag. Für die tragenden Wände verwendete man herkömmlichen Stahlbeton, für die Fassaden selbstverdichtenden Beton (SVB). Ihr charakteristisches Relief erhielten sie durch Kunststoffmatrizen, die eigens für dieses Projekt angefertigt und in die Schalungen eingelegt wurden.

Die Breiten der vertikal durchlaufenden Kanneluren betragen 14, 16, 18 und 20 cm. Bei den standardmäßig 1,40 m breiten Matrizen sind sie im immer gleichen Rhythmus angeordnet. Mit dem bloßen Auge lässt sich diese Wiederholung jedoch nicht ohne weiteres ablesen. Für die Gebäudeecken waren Sonderanfertigungen notwendig, bei denen die festgelegten Kannelurenbreiten so kombiniert wurden, dass an den Ecken keine Teilstücke einer Auskehlung übrig blieben und sie immer sauber an der Spitze aufeinander stoßen.

Durch die Kunstoffmatrizen ließ sich eine sehr glatte Oberfläche erzielen. Die flüssige Konsistenz des selbstverdichtenden Betons erforderte allerdings ein präzises Arbeiten und eine hohe Dichtigkeit der Schalhaut. Mit 4,50 m waren die Betonierabschnitte zudem relativ hoch, sodass die Schalung einem großen Frischbetondruck standhalten und ein Ausfließen verhindert werden musste. Da die horizontalen Arbeitsfugen durchlaufen und nicht verspringen, lässt sich das Split-Level des Grundrisses von außen  nicht ablesen. Um diese Optik zu erreichen, musste die Geschossdecke zum Teil nach der Fassade betoniert werden.

Aufwendig war auch die Herstellung der Einlagen für die an einigen Stellen erforderlichen Aussparungen. Die Planer ließen sie mithilfe von CNC-Fräsen erstellen, um so die Kannelurenstruktur auf ihren Außenseiten exakt nachzeichnen zu können. Im Bereich der horizontalen Arbeitsfugen und des Dachrandes wurden die Einlagen aus Holz gefertigt, bei den Fensteraussparungen aus Styropor. Nach dem Ausschalen wurde der Beton nachbehandelt beziehungsweise gewässert, um Risse an der Oberfläche infolge von zu schnellem Austrocknen zu vermeiden. Dank zwängungsfreier Lagerung und Verformungspuffern an den Gebäudeecken konnte die Fassade rundum ohne Dehnungsfugen gestaltet werden. -chi

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Roman Keller, Zürich und Hochbauamt St. Gallen

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