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Naturparkzentrum und Schule in Villnöß/I

Burger Rudacs Architekten, München

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Einbau Farbe Schalung Zement Zementestrich

Architektur

<a target="_blank" title="Burger Rudacs Architekten" href="http://www.burger-rudacs.de/">Burger Rudacs Architekten</a>, München

Bauherr

Autonome Provinz Bozen Südtirol vertreten durch das Amt für Hochbau Ost und Gemeinde Villnöß

Projektbeteiligte

ngenieurteam Bergmeister, Neustift-Vahrn/I (Bauleitung, Tragwerks- und Elektroplanung); Duschel Ingenieure, Rosenheim (HLS-Planung); Müller-BBM, München (Bauphysik), Conceptlicht at, Mils/A (Lichtplanung Ausstellung); Doka, Amstetten/A (Betonschalung); Schretter & Cie, Vils/A (Zement); Bayferrox Lanxess, Leverkusen (Pigmenthersteller); IB Schießl Gehlen Sodeikat, München (Betontechnologie)

Jahr

2009

Ort

39040 Villnöß Bozen, St. Magdalena 114a

Beschreibung

Die Dolomiten im Norden Italiens gehören zu den schönsten Bergen der Welt. Im Jahr 2009 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt, sind sie von einer nicht minder schönen Landschaft umgeben. Mitten darin liegt der Naturpark Puez-Geisler, ein rund 10.200 ha großes Gebiet zwischen dem Würzjoch im Norden und dem Grödnerjoch im Süden. Sein Zugang erfolgt über St. Magdalena, einem Ortsteil der kleinen Südtiroler Gemeinde Villnöß im gleichnamigen Tal. Hier befindet sich auch das Besucherzentrum des Parks. Es ist Teil eines Gebäudeensembles, zu dem ferner eine Grundschule und ein Kindergarten gehören. Geplant wurde es von Burger Rudacs Architekten aus München.

Zwischen die traditionell holzverkleideten Häuser mit ihren weit ausladenden Satteldächern setzten sie zwei monolithisch wirkende, unterschiedliche hohe Baukörper aus Sichtbeton. Schräg zueinander stehend, beherbergt der zweigeschossige das Besucherzentrum, der dreigeschossige die Schule und den Kindergarten; zusammen besitzen sie eine Gesamtfläche von 2.093 m². Durch ihre der Topografie angepasste Ausrichtung entsteht zwischen den beiden Gebäuden ein trapezförmiger Platz, der den öffentlichen Charakter der Anlage betont und den Blick in die Umgebung freigibt. Die notwendigen Autostellplätze sind ein Stück entfernt angeordnet.

In der Ausstellung des Naturparkzentrums können sich die Besucher über Lebensräume, Tiere und Pflanzen der Region informieren. Mittig verbindet eine großzügig dimensionierte, gegenläufige Treppenanlage die beiden Geschosse miteinander, um sie herum sind die Ausstellungsräume angeordnet, ein Luftraum versorgt den Gebäudekern mit Licht von oben. Drei unterschiedlich ausgerichtete Panoramafenster setzen die Landschaft in Szene und machen Lust, den Naturpark zu erkunden. In den Innenräumen herrschen Sichtbeton und Lärchenholz vor. Das natürliche Material wurde für Einbaumöbel, Wandverkleidungen und die tiefen Laibungen der Fenster verwendet.

Grundschule und Kindergarten im größeren Gebäude besitzen jeweils einen eigenen Eingang auf der Südseite des Hauses. Auf drei Geschossen bietet es Platz für 72 Schüler und eine Kindergartengruppe. Diese hat ihre Räume im Erdgeschoss. Außerdem befinden sich hier eine Mensa mit Küche, ein Abstell- und ein Personalraum. Im ersten Obergeschoss steht ein großer, zweigeschossiger Mehrzweckraum für Schule, Kindergarten aber auch für das Besucherzentrum zur Verfügung. Daneben gibt es zwei Klassenräume und ein Lehrerzimmer. Zwei weitere Klassenzimmer befinden sich im zweiten Obergeschoss, außerdem ein Ausweichraum der Dorfbibliothek. Die Treppenanlage liegt in Gebäudemitte und wird über ein Oberlicht mit natürlichem Licht versorgt.

Beton

Mit dem Gebäudeensemble und seinem reduzierten Materialeinsatz haben die Architekten einen Kontrapunkt zur vorhandenen Bebauung und der Detailvielfalt der imposanten Berglandschaft gesetzt. Für die Fassaden wählten sie eingefärbten, gestockten Sichtbeton. Während die Innenwände schalungsglatt ausgeführt sind, zeichnet sich an den Deckuntersichten die Holzstruktur der verwendeten Schalung ab. Tragende Bauteile beider Gebäude sind die Außenwände und einzelne Wandscheiben, insbesondere im Bereich der Auskragung über dem Eingangsbereich der Schule. Die größte Deckenspannweite beträgt 9,40 m.

Beide Gebäude sind nicht unterkellert und gründen auf einer Bodenplatte von 15 cm Dicke. Beim Besucherzentrum liegt der ebenerdige Eingangsbereich 50 cm über der Bodenplatte, wobei der Niveauunterschied im Innenbereich durch einen aufgeständerten Systemboden mit Distanzstützen und 40 mm dicken Calziumsulfatplatten, einer Trittschalldämmung und einen 85 mm hohen Zementestrichs bzw. einen 15 mm hohen lasierten Verbundestrich ausgeglichen wird. Im oberen Geschoss kam der gleiche Fußbodenaufbau zur Anwendung. Die Außenwände bestehen aus eingefärbtem Ortbeton in einer Dicke von 25 cm und einer innenliegender Schaumglasdämmung von 14 cm.

Einige Räume wurden mit einer 22 mm dicken Lärchenholzverschalung ausgestattet. Die Decke über dem äußeren Eingangsbereich ist ebenso wie der darüberliegende Boden mit diesem Holz verkleidet. Auf dem Fußboden wurden 40 mm dicke Holzbohlen auf eine verzinkte Flachstahlkonstruktion verlegt. Die raumhohen Fensterelemente sine ebenfalls aus Lärche gefertigt. Ihre tiefen Fensterlaibungen erzeugen eine starke Schattenwirkung in der Ansicht. Im Schulgebäude sind die Fensterelemente teilweise fassadenbündig eingesetzt und grenzen sich vom Beton durch ihre breiten Holzrahmen ab. Die Aufkantung des Flachdaches erhielt etwas zurückgesetzt eine Abdeckung aus 2,5 mm dickem eloxiertem Aluminiumblech. Die vordere Sichtkante des Beton blieb jedoch ohne Abdeckung, um die Betonoptik nicht zu stören. Ebenso wurde mit den Blechen vor den zurückgesetzten Fenstern am Schulgebäude verfahren.

Schalung
Das Schulgebäude wurde monolithisch, d.h. zu einem Großteil in einem Guss betoniert, die einbindenden Decken und Wände wurden flankengedämmt. Beim Besucherzentrum wurden die Decken über Isokörbe thermisch von den Außenwänden getrennt. Als Schalhaut kamen leicht saugende Schalungsplatten der höchstmöglichen Schalhautklasse SHK 3 und der ebenso höchsten Texturklasse T3 im Format 1,00 x 2,00 m zum Einsatz. Der Ankerabstand betrug 1,00 x 1,00 m, die Ankerverschlüsse wurden vor Ort aus dem Transportbeton der Wände hergestellt und bündig in die Ankervertiefungen eingeklebt.

Betonrezeptur
Der verwendete Beton entspricht der höchstmöglichen Sichtbetonklasse SB 4 und besteht aus Hochofenzement (CEM III), einer Mixtur aus roten, gelben und schwarzen Farbpigmenten (1,5% Gewichtsanteil bezogen auf das Zementgewicht), Kalkkies als Gesteinskörnung (Größtkorn 16 mm) und Granitsand. Die Betonkonsistenz entspricht der Kategorie F3, ist also beim Schütten schwach fließend, der Wasserzementwert beträgt 0,53. Vor der Ausführung wurden die Auswirkungen der Pigmente auf die aus Südtirol stammenden Gesteinskörnungen im Labor getestet. Die dabei erzielten Ergebnisse wurden dann im Betonwerk vor Ort in Form von kleinen Musterplatten umgesetzt, bis die endgültige Betonrezeptur den gewünschten optischen Anforderungen genügte. Damit waren auch die Qualitätsansprüche bezüglich Farbwirkung, Stockgrad, Ebenheit und Kantenausbildung definiert, die der Ausschreibung zugrunde gelegt wurden.

Betonierabschnitte
Bei der Grundschule wurden die Außenwände in sechs Betonierabschnitten pro Geschoss erstellt, insgesamt waren also 18 Betonierabschnitte erforderlich; beim Besucherzentrum waren es vier Abschnitte pro Geschoss. Die Länge der geschosshohen Betonierabschnitte betrug im Durchschnitt knapp 20 m. Die Schalungsabdichtung erfolgte mittels geschlossenzelligem Dichtband. Vor dem Stocken der Oberfläche waren die einzelnen Betonierabschnitte noch leicht zu erkennen, erst danach verschwanden sie fast vollständig.

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Paul Ott, Graz/A

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