Eastern Design Office, Kyoto
Toyo Kaihatsu, Youkaichi
Hojo Structure Resaerch Institute, Kyoto (Statik), Okudakomuten, Kyoto (Bauunternehmen)
2011
Youkaichi, Präfektur Shiga, Japan
Eine unstrukturierte Mischung aus Fabrikgebäuden, kleinen Wohnhäusern, einfachen Bars und Restaurants prägt das Industriegebiet von Youkaichi, einer Kleinstadt in der japanischen Präfektur Shiga. Nahe eines Autobahnknotens gelegen und von einem engen Straßennetz durchzogen, ist die Umgebung zwar nicht besonders attraktiv, dennoch sind Bauplätze Mangelware. Und so blieb einzig ein extrem spitzwinkliges Grundstück ungenutzt, da es als unbebaubar galt. Weil auch die Stadtverwaltung jegliche Investitionen verweigerte, um hier – wie von vielen Bewohnern gewünscht – eine öffentliche Grünanlage anzulegen, lag das Areal viele Jahre brach. Das änderte sich erst, als die für ihre unkonventionellen Gebäudegeometrien bekannten Architekten von Eastern Design Office aus Kyoto sich der Sache annahmen und mit ihrem Entwurf eines viergeschossigen Appartmenthauses bewiesen, dass sich funktionale Wohngrundrisse auch in Dreiecke einpassen lassen.
Das 13 m hohe Gebäude basiert auf einem gleichschenkligen Dreieck mit Kantenlängen von zwei mal 23 m und einmal 12 m. Auf einer Fläche von 567 m² beherbergt es insgesamt sieben Wohneinheiten, jeweils zwei im Erdgeschoss, ersten und zweiten Obergeschoss sowie eine im obersten dritten Geschoss. Die regulären Apartments besitzen ein Wohnzimmer von 13 m² Größe, ein gleich großes Schlafzimmer, eine Küchenzeile sowie eine Bad- und Toiletteneinheit. Jede ist außerdem mit einem Balkon bzw. einer Terrasse im Erdgeschoss ausgestattet, wobei die Räume in der Gebäudespitze von den Architekten ebenfalls als Terrasse bezeichnet werden. Diese sind bis auf eine Öffnung in einem kurzen Wandstück auf der Nordostseite komplett verglast und erinnern an den Bug eines Schiffsdecks. Hier können die Bewohner „ihren Sehnsüchten freien Lauf lassen und zumindest in Gedanken der Stadt entfliehen", so die Architekten.
Alle Wohnungen sind mit großflächigen Verglasungen nach Südwesten hin ausgerichtet. Auf der Nordostseite liegen die Erschließungszonen, die Wandflächen sind geschlossener ausgebildet. Eingang, Treppenhaus und Aufzug befinden sich auf der schmalen Seite des Gebäudes.
Als Materialien wählten die Architekten Beton, Glas und Granit, die sich jeweils zu viereckigen Wandflächen zusammengefasst, über die Fassaden verteilen. Die einzelnen Felder bestehen aus türkisen Verglasungen, transluzenten Glasbausteinen, dunklen Granitplatten und Sichtbeton in verschiedenen Blau- und Türkistönen. Auf der Südwestseite ist ein mittelblaues Betonkreuz um einige Zentimeter der Fassadenebene vorgelagert. Dessen horizontaler Balken nimmt das gesamte erste Obergeschoss ein, die vertikale Achse verläuft links der Gebäudemitte über die gesamte Höhe des Hauses. Darum herum verteilen sich die verschieden großen Felder wie ein Flickenteppich, die der Fassade durch kleine Vor- und Rücksprünge zusätzlich Tiefe und Struktur verleihen.
Die Betonflächen sind aus ortsüblichem Ortbeton in 25 cm Dicke und mit glatter Schalung hergestellt, ebenso die Decken. Ein durchgehender Betonunterzug verläuft etwa 50 cm hinter der Vorderkante des Gebäudes, um die Ansichtshöhe der Decken in der Fassade möglichst gering erscheinen zu lassen. Die Gebäudeecken sind scharfkantig ausgebildet, die Verglasungen rahmenlos zurückgesetzt in die farbig gestrichenen Betonwände integriert.
Bildnachweis: Koichi Torimura, Kyoto
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